„Wir hatten nicht nur eine schlaflose Nacht“

Laura Müller und Issah Rahbari

Die beiden halten nicht nur je 50 Prozent an ihrem Gastrobetrieb, sondern gehen auch privat seit 17 Jahren gemeinsame Wege.

Die Gastronomie ist wichtig für Deutschland. Aber der Ruf der Branche als Arbeitgeber war noch nie der beste und hat durch Corona und die Lockdowns nochmals gelitten. Die Gäste sind da, aber überall fehlt Personal – ob in der Küche oder im Service.

Auch für Laura Müller und Issa Rahbari ist momentan das größte Problem, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Die beiden haben 2016 ein 33 Quadratmeter großes Ladenlokal in Düsseldorf entdeckt, ihre eigentlichen Job-Pläne – Lehrerin und IT-Berater – über Bord geworfen und ihr eigenes Café und Deli namens Birdie & Co. eröffnet.

Anfangs waren die Bedenken bei Familie und Freunden groß. Müller erinnert sich noch gut, als ihr Vater zum ersten Mal im Laden war und rief: „Das gibt’s doch nicht. Sie hat so lange Zeit studiert, und jetzt schmiert sie Bagels“, erzählt die 34-Jährige in der neuen Folge von Handelsblatt Rethink Work.

Die Gastronomen sprechen über ihren Quereinstieg in einer Branche, in der der Verdrängungswettbewerb besonders hart ist und die Mehrheit der Betriebe in den ersten Jahren aufgeben muss, über die schwierige Anfangsphase, in der sie alles selbst gemacht und keine Lieferanten gefunden haben, und über ihr Durchhaltevermögen, vor allem in der Coronakrise. „Wir hatten nicht nur eine schlaflose Nacht“, sagt der 35-jährige Rahbari im Rückblick.

Mittlerweile haben die Unternehmer 70 Mitarbeitende, einen Cateringservice und drei Standorte in Düsseldorf. Zwei weitere Standorte sollen in den kommenden Monaten eröffnen, einer an der Luxusmeile Königsallee in einem ehemaligen Pressehäuschen, wo zuletzt Zeitungen und Zigaretten verkauft wurden.

Laura Müller und Issa Rahbari halten aber nicht nur je 50 Prozent an ihrem Unternehmen, sondern gehen auch privat seit 17 Jahren gemeinsame Wege. Sie erzählen, wie es ist, wenn man nicht nur zusammen gründet, sondern auch zusammenlebt.

Es gebe vor allem einen großen Vorteil: „Wir können uns aufeinander verlassen“, sagt Rahbari. Das sei gerade in der heutigen Zeit eine Tugend und nicht selbstverständlich, auch nicht unter Gründern. „Wir gewinnen gemeinsam, wir verlieren gemeinsam.“

Das größte Learning, sagt Müller, sei, dass man durch Ärmelhochkrempeln fast alles erreichen könne, auch wenn es Situationen gebe, in denen niemand hinter einem stünde und sich andere lustig über einen machten. Und ihr Vater? „Er ist jetzt tatsächlich sehr stolz auf uns“, sagt Müller.

Mehr: Die vorherige Folge von Rethink Work hören Sie hier

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