Wann und wie? Das müssen Sie wissen

Bundesweiter Warntag 2023

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Sie werden auch am bundesweiten Warntag 2023 zu hören sein.

Berlin Die Nachricht sorgte weltweit für Schlagzeilen: Als die Berliner Feuerwehr vor wenigen Wochen über „Nina“, die App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), vor einem frei laufenden gefährlichen Wildtier in der Gemeinde Kleinmachnow südwestlich der Hauptstadt warnte, war die Aufregung groß. Vermutlich, so hieß es, handele es sich um eine Löwin.

37 Stunden dauerte die Suche mit Hubschraubern, Drohnen und mehreren Hundert Einsatzkräften. Eine Löwin wurde nicht gefunden, das mutmaßliche Raubtier soll doch nur ein Wildschwein gewesen sein. Auch wenn die Sensation ausblieb, zeigt der Fall, dass die Warnung der Bevölkerung in einem möglichen Ernstfall funktionieren kann. Darauf war nicht immer Verlass.

Als vor drei Jahren zum ersten Mal bundesweit die Warnsysteme getestet wurden, lief einiges schief. Beim zweiten bundesweiten Warntag 2022 funktionierte es dann schon deutlich besser. Nun steht am 14. September mit dem Warntag 2023 die nächste Bewährungsprobe an.

Bundesweiter Warntag 2023: Ab 11 Uhr wird gewarnt

Die Notfallübung wird durch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) um 11 Uhr gestartet. Entwarnung soll es gegen 11.45 Uhr geben. Diesmal sollen die Menschen möglichst flächendeckend mit einer staatlichen Warnung erreicht werden.

Wie wird gewarnt?

„Wir setzen auf den sogenannten Warnmittel-Mix“, sagt Juliane Seifert, Staatssekretärin im Bundesinnenministerium. Dazu zählten der Handy-Warnkanal Cell Broadcast, Warn-Apps wie „Nina“, Warnungen in Radio und Fernsehen, Sirenen, Informationstafeln in Städten sowie Warnungen auf den Bahnsteigen und in Zügen der Deutschen Bahn.

Das Warnsystem Cell Broadcast ist relativ neu – was ist das genau?

Bei diesem System wird eine Testwarnmeldung in der höchsten Warnstufe an Mobilfunkendgeräte in Deutschland ausgesandt. Im Gegensatz zu anderen Warnsystemen wie „Nina“ oder „Katwarn“ muss man keine App haben, um alarmiert zu werden. Eine Internetverbindung ist also nicht notwendig, um die Textnachrichten zu erhalten. Cell Broadcast funktioniert nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf herkömmlichen Handys.

Funktioniert Cell Broadcast auf jedem mobilen Endgerät?

Das Handy oder Smartphone muss mit dem System kompatibel sein. Bei den Betriebssystemen Google Android, Version 11 oder höher, und Apple iOS, Version 16 oder höher, ist der Empfang offizieller Warnmeldungen in der Regel aktiviert. Bei anderen Softwareversionen und Betriebssystemen müsste – sofern verfügbar – der Empfang dieser Nachrichten üblicherweise aktiviert werden.

Sind meine persönlichen Daten beim Einsatz dieses Systems geschützt?

Der Service wird anonym betrieben, man muss sich nirgendwo dafür registrieren und auch keine persönlichen Daten angeben. Der Digitalexperte Manuel Atug spricht mit Blick auf Cell Broadcast von „Fire and Forget Message“: Die Warnnachricht geht raus, aber niemand weiß, wann, wie, wo und an wen die Nachricht verschickt wird. Der Datenschutz sei dementsprechend gar nicht tangiert, so Atug.

>> Lesen Sie auch: Ein halbes Jahr Cell Broadcast: 175 Warnungen in Deutschland

Was bedeuten die verschiedenen Warnstufen?

Warnstufe 1: Wenn akute Gefahr droht, etwa durch hochgiftiges Gas, das nach einem Unfall in einer Industrieanlage austritt, oder durch eine Sturmflut, dann wird die Bevölkerung in der betroffenen Region alarmiert. 

Warnstufe 2 bedeutet, es droht eine ernste Gefahr, beispielsweise durch abbrechende Äste oder herumfliegende Dachziegel bei einem sehr starken Sturm.

Warnstufe 3 weist auf ein Ereignis hin, das den normalen Tagesablauf beeinträchtigen kann, wie etwa Glättegefahr.

Bekommt denn jeder etwas von dem Probealarm mit?

Der Präsident der Katastrophenschutz-Behörde, Ralph Tiesler, erhofft sich, dass beim bevorstehenden Warntag 2023 eine mindestens ebenso hohe Quote an erreichten Menschen geschafft wird wie im vergangenen Jahr. Das Ziel sei der weitere Ausbau der Warninfrastruktur.

Jedes einzelne Warnmittel solle jeweils an die bisher nur insgesamt erreichte Quote von 90 Prozent gewarnten Menschen herangeführt werden. „Mit jedem Warntag lernen wir letztlich dazu“, sagt Tiesler.

Heulen am Warntag 2023 überall auch Sirenen?

Es sollen viele Sirenen heulen, aber welche Warnmittel genau zum Einsatz kommen, entscheiden die örtlichen Behörden.

Die Sirenen stammen teils noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Warum sind sie heute immer noch nötig?

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Ihr Heulton holt die Menschen aus dem Schlaf, wenn Fernseher, Radio und Handy ausgestellt sind. Allerdings wurden vielerorts, etwa in Berlin, nach dem Ende des Kaltes Kriegs Sirenen abgebaut.

Was bedeuten die Sirenensignale?

Für den Fall einer Warnung wird ein einminütiger auf- und abschwellender Heulton verwendet, zur Entwarnung ein einminütiger Dauerton.

Nina, Katwarn und andere: Welche Warn-App empfiehlt der Bund?

Das BBK empfiehlt die Installation der Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kurz „Nina“. Die Warn-App „Nina“ wurde vom BBK entwickelt und ist mit dem sogenannten modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des Bundesamts und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet.

„Nina“ empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. Andere Warn-Apps sind „Biwapp“ (Bürger-Info und Warn-App), „Katwarn“ sowie diverse regionale Warn-Apps.

Welchen Sinn hat der bundesweite Warntag 2023?

Der Tag soll dazu beitragen, so das BBK, „die Akzeptanz und das Wissen um die Warnung der Bevölkerung in Notlagen zu erhöhen und damit deren Selbstschutzfertigkeiten zu stärken“. Außerdem sollen die technischen Abläufe im Fall einer Warnung sowie die Warnmittel auf ihre Funktion und mögliche Schwachstellen hin überprüft werden. Der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme, sagt BBK-Präsident Tiesler. „Es wird laut.“

Wann wird bundesweit und wann regional gewarnt?

Laut Tiesler soll in einem tatsächlichen Zivilschutzfall, also wenn die Bevölkerung vor Kriegseinwirkungen geschützt werden muss, das Warnsystem bundesweit ausgelöst werden. „Hier drückt der Bund auf den Knopf“, erklärt er. Das laufe dann über sein Amt, möglichst nach Absprache mit der Bundesinnenministerin. Faktisch handele es sich um einen Mausklick.

In regionalen Fällen wie Bränden oder Amokläufen würden die örtlichen Behörden entsprechend Warnungen aussenden, so Tiesler. Im Fall der mutmaßlichen Gefahr durch eine frei laufende Löwin in Kleinmachnow wurde auch gewarnt.

Mehr: Innenministerin Faeser im Interview – „Es ist auf jeden Fall sinnvoll, einen Notvorrat zu Hause zu haben“

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