Union fordert Bundestags-Abstimmung über digitalen Euro

Digitaler Euro

Der digitale Euro soll jedem Bürger künftig in digitaler Form Zugang zu Zentralbankgeld verschaffen, das bislang in Form von Scheinen und Münzen vorliegt.

(Foto: imago images/Christian Ohde)

Frankfurt, Brüssel Der Deutsche Bundestag soll nach dem Willen der Union beim Start einer europäischen Digitalwährung ein gewichtiges Wort mitsprechen. „Wir als Unionsfraktion fordern, dass der Bundestag über die Einführung des digitalen Euros abstimmt – und dass die Bundesregierung sich bei der Entscheidungsfindung im Europäischen Rat dann auch an den Beschluss des Parlaments hält“, sagte Matthias Hauer, der Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Finanzausschuss, dem Handelsblatt.

Die EU-Kommission hatte Ende Juni einen Gesetzentwurf zum digitalen Euro vorgelegt. Dabei handelt es sich um einen Rechtsrahmen, der die Einführung der Digitalwährung ermöglichen soll. Die Entscheidung, ob und wann der digitale Euro kommt, überlässt die Kommission der Europäischen Zentralbank (EZB). Eine Abstimmung nationaler Parlamente ist in dem Prozess nicht vorgesehen.

Der Vorschlag der Kommission werde nun das ordentliche EU-Gesetzgebungsverfahren durchlaufen, betonte Katja Hessel, parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, in einem Brief an den Finanzausschuss des Bundestags.

Dabei machen das Europaparlament und der Rat der 27 Mitgliedstaaten Änderungsvorschläge, die dann im sogenannten Trilog-Verfahren mit der Kommission in den finalen Gesetzestext einfließen können.

Die Abstimmung im Rat der Mitgliedstaaten erfolgt mit qualifizierter Mehrheit. Das bedeutet, dass mindestens 15 Staaten mit mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung zustimmen müssen. Im Europaparlament reicht eine einfache Mehrheit.

Der Bundestag werde über die Verhandlungen „umfassend, frühestmöglich und fortlaufend unterrichtet“, heißt es in Hessels Brief an den Finanzausschuss, der dem Handelsblatt vorliegt. „Der Vorschlag des Gesetzgebungsaktes wird förmlich zugeleitet, und der Deutsche Bundestag hat Gelegenheit zur Stellungnahme.“

Wird die AfD mit dem Thema Ängste schüren?

Der CDU-Finanzexperte Hauer hält dieses Vorgehen „in keinster Weise für angemessen. Auch für die Akzeptanz des digitalen Euros wäre es problematisch, wenn die Ampelregierung die Entscheidung am Parlament vorbei trifft“, sagt er. „Wir brauchen eine breite öffentliche Debatte über den digitalen Euro – auch im Bundestag.“

Matthias Hauer

Der digitale Euro müsse digital, aber auch offline verfügbar sein, so der CDU-Politiker.

(Foto: IMAGO/Metodi Popow)

Es handle sich schließlich um ein wichtiges und zugleich sensibles Thema. „Der digitale Euro kann das Bargeld digital ergänzen und es damit stärken“, argumentiert Hauer. „Ich befürchte allerdings, dass gerade die AfD im Europawahlkampf versuchen wird, mit den konkreter werdenden Plänen für einen digitalen Euro unbegründete Ängste zu schüren, dass angeblich eine Bargeldabschaffung drohe.“

Es sei wichtig zu erklären, dass der digitale Euro die Souveränität des Euro-Raums sichern solle, sagt Hauer. Zudem würde die Notenbank damit auch eine Alternative zu möglichen Digitalwährungen von privaten Unternehmen schaffen.

>> Lesen Sie hier unseren Kommentar: Warum der digitale Euro keine Probleme löst

„Die Unionsfraktion unterstützt die Planungen zum digitalen Euro – ob wir ihn am Ende annehmen oder ablehnen, wird von der genauen Ausgestaltung und dem Mehrwert des digitalen Euros abhängen“, betont Hauer. Der digitale Euro müsse digital, aber auch offline verfügbar sein. „Wichtig ist uns zudem, dass anonyme Zahlungen möglich sind und die Privatsphäre der Bürger geschützt bleibt.“

Der digitale Euro würde jedem Bürger in digitaler Form Zugang zu Zentralbankgeld verschaffen, das bislang nur in Form von Scheinen und Münzen verfügbar ist. Zentralbankgeld ist das einzige hundertprozentig ausfallsichere Zahlungsmittel.

Die Einführung eines digitalen Euros ist in der Politik genauso wie in der Öffentlichkeit und in der Finanzbranche umstritten. „Wie der genaue Mehrwert eines digitalen Euros in Abgrenzung zu bestehenden Zahlungssystemen aussehen soll, ist noch unbeantwortet“, moniert etwa der SPD-Europaabgeordnete Joachim Schuster. 

Ende Juni ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey unter 5000 Bürgern, dass 56 Prozent die Pläne zur Einführung eines digitalen Euros negativ beurteilen. 26 Prozent schauen positiv darauf, der Rest der Befragten wollte keine Einschätzung abgeben.

EU-Finanzkommissarin McGuinness verspürt „keine Eile“

Die Sparkassen fürchten, dass die Digitalwährung ein neues Zahlungsverfahren etabliert und die bestehenden Systeme der Banken angreift. Der Privatbankenverband BdB sieht den digitalen Euro dagegen positiver und bezeichnet ihn als „nächsten Schritt in der Evolution des Geldes“.

Der EZB-Rat entscheidet voraussichtlich im Oktober, ob die Notenbank die nächste Projektphase einläutet. Dabei geht es um die technische Entwicklung der Digitalwährung, für die drei Jahre vorgesehen sind.

Eine endgültige Entscheidung über den digitalen Euro dürfte laut EU-Kommission nicht vor 2028 fallen. „Es ist ein langer Zeitplan, damit es ausreichend Zeit für Debatten gibt“, sagte EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness kürzlich in Brüssel. „Wir haben keine Eile.“

Die EU hat laut Artikel 3 der EU-Verträge die exklusive Zuständigkeit für die Geldpolitik in den Euro-Ländern – und damit auch für die Gemeinschaftswährung. Artikel 133 sieht obendrein vor, dass EU-Kommission und Europaparlament über die Euro-Politik in Rücksprache mit der EZB entscheiden.

Mehr: Die EU-Kommission treibt die virtuelle EU-Währung voran

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