Toyota setzt Chef der Software-Tochter Woven ab

James Kuffner

Der Amerikaner ist nicht mehr länger Chef der Toyota-Softwaretochter Woven.

(Foto: Getty Images; Per-Anders Pettersson)

Tokio James Kuffner war lange Toyotas Mann für Software. Als Chef der Technologietochter Woven sollte der ehemalige Google-Mann den weltgrößten Autohersteller mit frischen Ideen in die digitale Mobilität führen. Nun hat Toyota den früheren Google-Manager endgültig degradiert.

Der 52-jährige Amerikaner werde künftig als Senior Fellow „die berufliche Entwicklung unserer Software-Ingenieure leiten und die Prinzipien der Qualitätssoftwareentwicklung weltweit fördern“, hieß es in einer Mitteilung vom Donnerstag. Seinen Posten übernimmt Hajime Kumabe, der bisher ein Joint Venture mehrerer Toyota-Zulieferer leitete, das Software für autonomes Fahren entwickeln soll.

Hintergrund des Führungswechsels ist ein Richtungsstreit um ein Betriebssystem für die Autos der Zukunft. Der damalige Konzernchef und heutige Verwaltungsratspräsident Akio Toyoda hatte Woven 2018 bei der Gründung große Freiheiten eingeräumt, neue Softwareplattformen zu entwickeln.

Die wichtigste dieser Plattformen ist Arene, die sowohl digitale Werkzeuge für die Fahrzeugentwicklung als auch Softwaredienstleistungen für das Auto umfasst. Um den Wandel im Konzern voranzutreiben, beförderte Toyoda Kuffner auch zum Chief Digital Officer des Gesamtkonzerns und Mitglied des Vorstands.

Der Manager, der bei Google maßgeblich am selbstfahrenden Auto mitgearbeitet hatte, wurde sogar zum Mentor von Toyodas Sohn Daisuke Toyoda, der als Vizepräsident für Schlüsselprojekte wie die „Stadt der Zukunft“ namens Woven City verantwortlich ist.

James Kuffner war bereits als Toyota-Vorstand entmachtet

Doch über die Ausrichtung von Arene kam es zuletzt immer stärker zu Streit, berichtete das Wirtschaftsmagazin „Diamond“ Anfang des Monats. Kuffner habe sich für eine offene Plattform ausgesprochen, die möglichst vielen Autoherstellern offenstehen sollte.

Der Konzern habe sie dagegen enger eingrenzen wollen. Um Arene verkaufen zu können, hätten auch Toyota-Autos bis zu einem gewissen Grad vereinheitlicht werden müssen. „Es ist ein Kampf geworden zwischen Standardisierung und Individualisierung“, zitierte das Magazin einen Manager.

Kuffner saß dabei bereits seit Monaten für alle sichtbar am kürzeren Hebel. Bereits im April wurde die Tochter Woven Planet in Woven by Toyota umbenannt. Zudem verlor Kuffner seine Posten im Vorstand des Gesamtkonzerns, während Toyota eigene Manager in wichtige Positionen bei dem Softwarehaus schickte.

Akio Toyoda

Der langjährige Toyota-Chef hatte Kuffner zunächst viele Freiheiten eingeräumt.

(Foto: Reuters)

Diese wurden offenbar als „Besatzungstruppen“ – so der Magazinbericht – angesehen, auch von Toyodas Sohn Daisuke. Mit dem jetzigen Führungswechsel scheint die Übernahme abgeschlossen zu sein. Neben Kumabe werden auch weitere Top-Posten bei Woven mit Toyota-Leuten oder Vertrauten von Patriarch Akio Toyoda besetzt.

Unter denen befindet sich auch Julie Hamp. Akio Toyoda hatte die Amerikanerin 2015 zur Kommunikationschefin und ersten weiblichen Vorständin des Konzerns gemacht. Doch wenige Wochen später wurde sie verhaftet und musste Japan verlassen. Sie hatte sich von den USA aus Schmerzmittel in ihre neue Wahlheimat schicken lassen. Der Vorwurf des Imports illegaler Drogen gegen sie wurde später fallengelassen.

Der neue Woven-Chef Kumabe ließ unterdessen keinen Zweifel an seinem künftigen Kurs. „Ich bin zuversichtlich, dass Woven in dieser Umsetzungsphase unsere Mobilitätstechnologien erfolgreich in Toyota-Produkte implementieren wird“, wird er in der Mitteilung zitiert. Die Idee einer offenen Plattform erwähnte er nicht.

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