Präsidentschaftswahl in Ecuador: Kandidaten gehen in Stichwahl

Präsidentschaftswahlen in Ecuador

Mexiko-Stadt In Ecuador haben die Menschen der Gewalt durch die Drogenkartelle am Sonntag getrotzt und sind in großer Zahl an die Wahlurne gegangen. Nach Angaben der Wahlkommission CNE machten mehr als 82 Prozent der Wählerinnen und Wähler von ihrem Stimmrecht bei der Präsidentenwahl Gebrauch.

Das ist angesichts der Ereignisse der vergangenen Tage ein erstaunliches Ergebnis. Die Wahlen waren von der Ermordung eines Kandidaten überschattet worden. Eine zweite Überraschung war das Wahlergebnis. Zwar gewann erwartungsgemäß Linkskandidatin Luisa González von der Partei „Revolución Ciudadana“ des ehemaligen Linkspräsidenten Rafael Correa mit 33,13 Prozent die meisten Stimmen.

Aber auf den zweiten Platz kam völlig überraschend der konservative Abgeordnete Daniel Noboa. Er holte fast 24 Prozent. Der 35-Jährige ist Sohn eines der reichsten Männer Ecuadors, Álvaro Noboa, der selbst fünf Mal vergeblich versuchte, Präsident des Andenstaats zu werden. Damit stehen sich am 15. Oktober zwei völlig entgegengesetzte politische Modelle gegenüber.

Diese vorgezogene Präsidentenwahl war kein normaler Urnengang wie andere Abstimmungen. Nach dem Mord an dem Korruptionskritiker Fernando Villavicencio am 9. August gingen fast alle acht Bewerber mit schusssicheren Westen und manche sogar mir Schutzhelm zur Abstimmung. Rund einhunderttausend Polizisten und Militärs sicherten die Abstimmung, die ohne Zwischenfälle blieb.

Der Nachrücker für den ermordeten Kandidaten, Christian Zurita, kam auf den dritten Platz. (16,47 Prozent). Der rechte Hardliner Jan Topic, der selbst ernannte Rambo Ecuadors, wurde Vierter mit 14,63 Prozent. Analysten hatten ihm sogar den Einzug in die Stichwahl zugetraut, weil er ein Verfechter eines extrem harten Vorgehens gegen die Organisierte Kriminalität ist.

Politik des früheren Präsidenten verhindern

Topic schwebt für sein Land ein Modell wie in El Salvador vor, wo Präsident Nayib Bukele unter Verletzung demokratischer Grundsätze und des Rechtsstaats die Mitglieder der Jugendbanden „Maras“ zu Zehntausenden ins Gefängnis schickt.

Daniel Noboa sitzt seit 2021 im Parlament und ist bereits sein halbes Leben als Unternehmer tätig. Seine erste Firma gründete er mit 18 Jahren. Inzwischen arbeitet er für die Unternehmensgruppe seines Vaters.

In den Umfragen lag er noch bis zur abschließenden TV-Debatte auf den hinteren Plätzen. Aber dort gelang es ihm, ein Konzept vorzustellen, wie die Jugendarbeitslosigkeit bekämpft werden könnte. Das könnte ihm den entscheidenden Zuspruch verschafft haben.

Es wird erwartet, dass Jan Topic und die Partei „Construye“ von Fernando Villavicencio seine Kandidatur unterstützen werden. Denn all diese Politiker eint, dass sie die Rückkehr der Politik des früheren Präsidenten Correa verhindern wollen. Correa, der in Belgien im Exil lebt, war 2000 zu acht Jahren Haft wegen Bestechlichkeit verurteilt worden. Der Linkspolitiker, der von 2007 bis 2017 regierte, spaltet das Land nach wie vor. Für die einen steht Correa für die gute Zeit mit Wirtschaftsaufschwung durch hohe Öleinnahmen.

Viele Menschen sehnen sich dahin zurück, da Correa die Gewinne damals in Bildung, Gesundheit und andere Sozialprogramme fließen ließ und so Millionen aus der Armut holte. Allerdings regierte er auch autoritär und ging gegen die Presse und seine Gegner vor. Daniel Noboa geht in die zweite Runde mit dem Versprechen, gegen die „Kaste des Correismus“ vorzugehen.

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