ING Deutschland verzeichnet Einlagenzufluss von 15,6 Milliarden Euro

Großbank ING in Frankfurt

Die ING verdient deutlich mehr als von Experten im Schnitt erwartet.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Zinsaktionen auf das Tagesgeld machen sich für die ING Deutschland bezahlt: Die Bank hat im zweiten Quartal Einlagenzuflüsse in Höhe von 15,6 Milliarden verzeichnet – und damit deutlich mehr als in den vergangenen fünf Quartalen zusammen. In diesem Zeitraum lagen die Mittelzuflüsse der Bank bei nur etwa zehn Milliarden Euro.

Insgesamt stieg die Höhe der Einlagen per Ende Juni dieses Jahres auf 154,4 Milliarden Euro an. Das geht aus den am Donnerstagmorgen veröffentlichten Quartalszahlen des niederländischen Mutterkonzerns hervor.

Seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im Juli des vergangenen Jahres müssen Banken keine Strafzinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken, sondern erhalten selbst eine Gutschrift. Derzeit liegt der Einlagenzins, den die EZB den Banken zahlt, bei 3,75 Prozent.

„Bei dem heutigen Zins ist jedes Wachstum profitabel“, hatte Vorstandschef Nick Jue bereits Anfang Februar gesagt – und ein altes Ziel wieder zurückgeholt: Die Marke von zehn Millionen Privatkunden. Dies will die Bank bis 2025 erreicht haben. Ende des vergangenen Jahres zählte die ING Deutschland etwa 9,1 Millionen Kunden. Neuere Zahlen sind nicht bekannt.

Um Wachstum zu generieren, hatte das Institut just nach Ende des ersten Quartals dieses Jahres sowohl Neu- als auch Bestandskunden drei Prozent auf neue Tagesgeldeinlagen zugesichert. Das Angebot galt für neu eingezahlte Gelder bis zu 50.000 Euro und für ein halbes Jahr. Damit positionierte sich die Bank seinerzeit in der Spitzengruppe unter den Angeboten.

631 Millionen Euro Gewinn vor Steuern

Ende Juni legte die Onlinebank noch einmal nach – und erhöhte ihr Zinsangebot diesmal nur für Neukunden auf 3,5 Prozent auf Tagesgeldkonten, befristet für sechs Monate.

Mit Erfolg: Insgesamt fuhr ING Deutschland von April bis Juni dieses Jahres einen Gewinn vor Steuern von 631 Millionen Euro ein. Damit hat die ING Deutschland allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit einem Vorsteuerergebnis von 1,17 Milliarden Euro mehr verdient als im gesamten letzten Jahr.

2022 lag der Gewinn vor Steuern bei 1,04 Milliarden Euro. Die Erträge der ING Deutschland erhöhten sich von April bis Juni um fast 48 Prozent auf 937 Millionen Euro.

>> Mehr zum Thema: ING lockt Neukunden mit 3,5 Prozent Zinsen

Der Zinsüberschuss stieg im Vergleich zum Vorjahr um fast 83 Prozent auf 867 Millionen Euro. Zudem profitierte die Bank davon, dass sie 23 Millionen Euro an Risikovorsorge auflösen konnte. Im Vorjahresquartal legte das Institut noch 25 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurück.

Hauptgewinntreiber war wenig überraschend das Geschäft mit Privatkunden. Die Sparte verzeichnete einen Vorsteuergewinn von 493 Millionen Euro. Das ist ein Anstieg von 150 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Auch die Firmenkundensparte überzeugte. So machte die Bank im Geschäft mit Unternehmenskunden einen Vorsteuergewinn von 139 Millionen Euro, ein Anstieg von 76 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Konkurrenz nimmt zu

Doch im Werben um neue Kunden und vor allem auch beim Halten von Bestandskunden wird sich die ING Deutschland künftig gegen zunehmende Konkurrenz behaupten müssen. Denn mittlerweile bieten mehrere Banken vergleichsweise hohe Zinsen auf Tagesgeld.

Zu den größten Konkurrenten der ING zählt die DKB, die mit rund 5,5 Millionen Kunden die zweitgrößte deutsche Onlinebank ist. Im ersten Halbjahr verzeichnete das Institut anders als die ING Einlagenabflüsse. Wir haben vom 1. Januar bis zum 30. Juni Einlagen verloren an diejenigen, die Aktionen gemacht haben“, sagte BayernLB-Chef Stephan Winkelmeier kürzlich bei einem Pressegespräch. Insgesamt habe die DKB rund 700 Millionen Euro verloren, was bei Einlagen von insgesamt 52 Milliarden Euro aber überschaubar sei.

Mit ihrem Angebot von 3,5 Prozent Zinsen auf Tagesgeld für Neu- und Bestandskunden, das seit dem 1. August gilt, habe die DKB nun aber ein Zeichen gesetzt, „dass wir Wachstum haben wollen und dass wir die Kunden ködern“, sagte Winkelmeier. Das habe im Juli auch direkt Wirkung gezeigt. „Wir haben Kundenzuflüsse, wir haben Neukundeneröffnungen und wir haben Umbuchungen von anderen Banken.“

Mehr: Datenleck trifft auch Kunden der Direktbanken ING und Comdirect

source site-13