Inflationsrate in Deutschland sinkt im Juli leicht auf 6,2 Prozent

Einkaufswagen

Ökonomen hatten mit einem Anstieg der Verbraucherpreise um 6,2 Prozent gerechnet.

(Foto: dpa)

Frankfurt Die Inflationsrate in Deutschland ist im Juli etwas zurückgegangen. Die Verbraucherpreise stiegen im Vergleich zum Vorjahresmonat nur noch um 6,2 Prozent. Das gab das Statistische Bundesamt am Freitag auf Basis einer vorläufigen Schätzung bekannt. Im Juni hatte die Preissteigerung bei 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gelegen. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten im Vorfeld auch mit einer Rate von 6,2 Prozent gerechnet. Die so genannte Kerninflation, bei der Lebensmittel und Energie ausgeklammert bleiben, sank von 5,8 Prozent auf 5,5 Prozent. Im Verlauf des Monats Juli stiegen die Preise um 0,3 Prozent.

Die Inflation hat auch Einfluss auf die weitere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), wobei die für Montag erwarteten Daten zur Inflation für den gesamten Euroraum letztlich ausschlaggebend sind. Die Notenbank hatte am Donnerstag die Zinsen um einen Viertel Prozentpunkt (25 Basispunkte) erhöht.

Sie reagierte damit auf eine immer noch hohe Inflationsrate von 5,5 Prozent im Juni im Euroraum, wobei diesen Wert auch die Kerninflation erreicht hatte, bei der die stark schwankenden Lebensmittel und Energiepreise ausgeklammert bleiben.

Der offizielle Leitzins liegt damit bei 4,25 Prozent, der für den Kapitalmarkt wichtigere Einlagenzins, zu dem Banken Geld bei der EZB parken können, bei 3,75 Prozent. Es war die neunte Anhebung in Folge.

Dabei hatte EZB-Chefin Christine Lagarde die Frage, ob es im September oder sogar in folgenden Monaten noch weitere Erhöhungen, eine Zinspause oder ein Ende der geldpolitischen Straffung geben könnte, völlig offengelassen. Dies sei von den neuen Daten abhängig, sagte sie. Schwierig ist dabei, dass die Zinsanhebungen immer mit einer relativ langen Verzögerung wirksam werden.

Stärkerer Lohndruck erwartet

Am Freitag hat die EZB auch die Ergebnisse ihrer jüngsten Umfrage unter Ökonomen zu den erwarteten Daten zur Inflation und der wirtschaftlichen Entwicklung im dritten Quartal veröffentlicht. Dabei ergab sich für den Euro im Vergleich zur letzten Umfrage im Vorquartal kaum eine Veränderung bei der Inflationserwartung für das laufende Jahr. Sie wird auf 5,5 Prozent geschätzt nach zuvor 5,6 Prozent.

Aber die Gewichte haben sich etwas verschoben: Energie und Lebensmittel spielen eine geringere Rolle bei der Prognose, die Kerninflation unter Ausschluss dieser Bereiche wird jetzt als wichtiger eingestuft. Stabil bleibt die Vorhersage, dass die Inflation sich 2025 mit 2,2 Prozent dem EZB-Ziel von glatt zwei Prozent annähern sollte. Die Umfrage fand Anfang Juli statt, es wurden 54 Antworten ausgewertet.

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Außerdem hat die EZB die Ergebnisse von Gesprächen mit 73 führenden Unternehmen außerhalb des Finanzsektors in der Euro-Zone ausgewertet, die Ende Juni stattgefunden haben. Dabei zeigte sich, zum Teil verursacht durch eine schwächere Nachfrage, dass im zweiten Quartal der Aufwärtstrend bei den Verkaufspreisen weiter nachgelassen hat. Das war zum großen Teil auf den Fall der zuvor stark gestiegenen Rohstoffpreise zurückzuführen.

Die Produktionspreise seien abgesehen von den Lohnkosten stabil, heißt es. Der Lohndruck habe inzwischen externe Faktoren als wichtigsten Preistreiber abgelöst. Dabei erwarteten die Befragten aber im Schnitt eine Abnahme der Lohnsteigerungen von 5,5 Prozent im laufenden auf 4,7 Prozent im kommenden Jahr.

Zusammen genommen bestätigen die beiden Umfragen zwei wichtige Trends: Einmal geht die Inflation zurück. Auf der anderen Seite ist eine relativ zu dem Einfluss äußerer Faktoren wachsende Eigendynamik zu spüren. Während die Geldpolitiker auf durch externe Faktoren wie die Covid-Pandemie und den Krieg in der Ukraine bedingte Preissteigerungen nur wenig Einfluss haben, sind sie besonders dafür zuständig, die interne Preisdynamik so zu dämpfen, dass die Inflation auf das gewünschte Maß von zwei Prozent zurückgeht.

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