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Saturday, December 7, 2024

DeSantis stürzt ab – jetzt soll ihn eine Brandrede zur US-Wirtschaft retten

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Washington Ron DeSantis geht in die Offensive: Am Montag wird der republikanische Präsidentschaftsbewerber im US-Bundesstaat New Hampshire erstmals sein Wirtschaftskonzept vorstellen. Seine Kampagne nennt den Auftritt eine „Erklärung zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit der USA“.

DeSantis’ Team erhofft sich viel von der Grundsatzrede. Geldprobleme und schlechte Umfragewerte haben die Präsidentschaftskampagne des Gouverneurs von Florida in die Krise gestürzt.

Wie das Magazin, „Politico“ berichtete, musste DeSantis in dieser Woche aus Kostengründen 38 Mitarbeiter entlassen – mehr als ein Drittel seines gesamten Wahlkampfteams. 

Im Mittelpunkt von DeSantis’ Konzept soll neben Inflation und Energiepolitik „eine strategische Abkopplung der amerikanischen Wirtschaft von China und den globalistischen Eliten“ stehen. DeSantis verspreche eine „Wiederbelebung des amerikanischen Traums“, heißt es in einer Ankündigung. 

Wirtschaft ist für viele US-Bürger das wichtigste Anliegen, zumindest unter Republikanern und Unabhängigen, wo wirtschaftliche Fragen höchste Priorität für die Wahlentscheidung haben. Demokratische Anhänger finden etwa die Folgen des Klimawandels oder die Bedrohung der US-Demokratie wichtiger, aber auch hier rangiert Wirtschaft auf den oberen Plätzen. 

DeSantis’ neuer Fokus könnte ihm nutzen, denn die meisten US-Bürger sind mit der Wirtschaftspolitik von US-Präsident Joe Biden unzufrieden, trotz eines Booms in der Fertigung, einer sinkenden Inflation und relativ stabiler Wachstumsraten. Sorgen über Bidens Alter würden die wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen überlagern, legte kürzlich eine Umfrage nahe. Biden ist mit 80 Jahren der älteste Präsident in der Geschichte der USA. 

Florida wächst schneller als New York, Kalifornien, Texas

Der 44-jährige DeSantis kann in seinem Bundesstaat auf eine positive Wirtschaftsbilanz verweisen. Seit seinem Amtsantritt 2019 wuchs Floridas Wirtschaft laut „Bloomberg“ um elf Prozent und mehr als doppelt so schnell wie die in Kalifornien, Texas oder New York.

Vivek Ramaswamy

Der Unternehmer greift im Kampf um die Präsidentschaftskandidatur auf ähnliche Themen zurück wie DeSantis.

(Foto: AP)

Für sich genommen würde Florida nach Angaben der Weltbank auf dem 18. Platz der größten Volkswirtschaften der Welt landen, noch vor Indonesien, Saudi-Arabien oder der Türkei. Während der Coronapandemie hatte es viele Unternehmer und digitale Nomaden in den „Sunshine State” mit minimalen Restriktionen gezogen, während große Teile der USA Lockdowns verhängten.

Doch bevor es DeSantis mit Biden aufnehmen kann, muss er erst seinen größten Konkurrenten abschütteln: Donald Trump. Dass er dieses Ziel erreicht, ist in den vergangenen Wochen immer unwahrscheinlicher geworden. Trump ist der unangefochtene Favorit der Republikaner für die Präsidentschaftskandidatur 2024.

Der mehrfach angeklagte Ex-Präsident erreicht unter republikanischen Anhängern mehr als 50 Prozent Zustimmung, während DeSantis im nationalen Umfragedurchschnitt des Portals FiveThirtyEight zuletzt nur noch auf rund 15 Prozent kam. 

„DeSantis hat niemandem – weder Spendern noch Wählern – das Vertrauen gegeben, dass er die Person sein wird, die es am Ende mit Donald Trump aufnehmen kann“, erklärte der republikanische Stratege Ford O’Connell. Laut „Politico“ erwägen erste Großspender wie der Kosmetik-Erbe Ronald Lauder und der Hedgefonds-Mogul Ken Griffin bereits, andere Kandidaten zu unterstützen.

Ein Bewerber profitiert von DeSantis’ Schwäche

Neben Trump und DeSantis sind neun weitere Republikaner im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Besonders die Chancen eines Bewerbers scheinen gerade zu steigen: die des 37-jährigen Multimillionärs und Biotech-Unternehmers Vivek Ramaswamy. 

Sowohl Ramaswamy als auch DeSantis sind scharfe Kritiker von sozial verantwortlichen Investments, in der Geschäftssprache Umwelt-, Sozial- und Governance-Investitionen (ESG) genannt. „DeSantis klaut meine Ideen seit Jahren“ sagte Ramaswamy vor einigen Wochen dem Handelsblatt. 

>> Lesen Sie hier: Vivek Ramaswamy – Ein Kulturkämpfer von der Wall Street mischt den US-Wahlkampf auf

Im Gegensatz zu DeSantis hat Ramaswamy bislang aber keine politische Erfahrung, er ist ein Quereinsteiger. 2021 veröffentlichte der Sohn indischer Einwanderer mit „Woke Inc.“ einen Bestseller, in dem er vor ESG-Investments warnt, das Magazin „New Yorker“ taufte Ramaswamy den „CEO der Anti-Woke-Bewegung“.

Donald Trump

Trotz diverser Anklagen punktet der ehemalige Präsident bei den Anhängern der Republikaner.

(Foto: dpa)

In seiner Wahlkampagne kombiniert er beinharten Konservatismus mit Amerikas Diversität, hält etwa Ängste vor dem Klimawandel für eine „radikale Ideologie“, warnt vor der Erosion klassischer Familienkonstellationen und nennt die chinesische App Tiktok „digitales Fentanyl fürs Gehirn“. 

Ramaswamy schafft es zudem, deutlich mehr mediale Öffentlichkeit kostenlos zu erhalten als DeSantis, ohne Werbung schalten zu müssen.

Als es Trump 2016 an die Spitze der Republikaner schaffte, gelang ihm das mit einer ähnlichen Strategie: Er gab vergleichsweise wenig Geld für politische Werbung aus, dominierte aber die Berichterstattung. 

DeSantis-Mitarbeiter retweetete Video mit Neonazi-Symbol

Seit seinem Einstieg ins Präsidentschaftsrennen kam DeSantis’ Kampagne nie richtig in Schwung. Wer ihn im Wahlkampf begleitete, erlebte zwar begeisterte Fans, die ihn als klügere Alternative zu Trump betrachten, mit weniger Altlasten „und weniger Drama“, wie es eine Anhängerin ausdrückte.

Touristen in Miami

Die Wirtschaft in Florida ist deutlich stärker als in anderen US-Bundesstaaten.

(Foto: AP)

Doch gleichzeitig schien DeSantis keine Kernbotschaft parat zu haben, außer dass er den „Wokismus der linken Eliten“ ausrotten wolle. Einige Aussagen sorgten für Verwirrung: Mal verteidigte er Trump, dann distanzierte er sich von ihm. Mal wollte er die Ukrainehilfen abschaffen, dann wieder nicht.

Hinzu kamen strategische Pannen: Kürzlich retweetete ein Redenschreiber der DeSantis-Kampagne ein Video mit einem Sonnenrad, einem Neonazi-Symbol. Der Mitarbeiter wurde gefeuert. Das konservative „Wall Street Journal“, das DeSantis eigentlich wohlgesonnen ist, sieht dessen Kampagne an einem Scheideweg. Sein gemeinsamer Kampagnenstart mit Elon Musk auf Twitter sei „eine seltsame Entscheidung“ und eine verpasste Chance gewesen.  

>> Lesen Sie hier: Warum Biden und Trump alternativlos sind

An diesem Freitag treten Trump und DeSantis das erste Mal gemeinsam auf einer Wahlkampfveranstaltung auf. Beim „Lincoln Dinner“ der republikanischen Partei im Bundesstaat Iowa sind fast alle republikanischen Präsidentschaftsbewerber zu Gast, bislang gingen sich Trump und DeSantis aus dem Weg. 

In Iowa beginnen in sechs Monaten die Vorwahlen in den USA. Im Sommer 2024 küren dann US-Republikaner und Demokraten ihre jeweiligen Präsidentschaftskandidaten. US-Präsident Biden will zur Wiederwahl antreten, gemeinsam mit Vizepräsidentin Kamala Harris. 

Dass DeSantis nach anfänglicher Euphorie unter Republikanern abgesackt ist, zeigt, dass es im Rennen um die Kandidatur noch Bewegung gibt – auch wenn Trump konstant die Umfragewerte anführt.

Am 23. August halten die Republikaner ihre erste Fernsehdebatte ab, bislang haben sich sechs Bewerber dafür qualifiziert, sie müssen eine bestimmte Anzahl von Spendern auf sich vereinen. Trump hat offengelassen, ob er an der Debatte teilnehmen möchte. 

Mehr: Die Republikaner sind diverser als Bidens Demokraten – zumindest im Wahlkampf

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