Das Cervo Mountain Resort und das The Chedi Andermatt

Unterschiedlicher könnte Erfolg nicht sein, könnte Luxus nicht zum Ausdruck gebracht werden: Auf der einen Seite das Cervo Mountain Resort und auf der anderen das The Chedi.

Ich besuche diese beiden Luxushotels in der Schweiz, das erste Resort liegt in Zermatt, das zweite weiter nördlich in Andermatt. Mir war schon vor meiner Reise klar: Das werden zwei ganz besondere Aufenthalte. Dass die Häuser mich beide auf diese Weise in ihren Bann ziehen und ein Vergleich aufgrund der so unterschiedlichen Konzepte kaum möglich ist, hätte ich jedoch nicht erwartet.

Das Cervo erinnert mich in Teilen an die nun etablierte Schwesterhotelmarke Janu der bekannten Aman Gruppe mit insgesamt 33 Häusern auf der ganzen Welt – es hat aber auch etwas vom Soho House, dem globalen Social Club mit Hotels, Bars und Restaurants für private Mitglieder. Es ist ein erwachsenes 25hours Hotel mit viel mehr Luxus.

Was mir hier besonders gut gefällt, ist die Abwechslung; in der Zielgruppe, beim Konzept, in der Inneneinrichtung. Ich beobachte junge Kreative, design-affine Reisende. Menschen, die sich mit Ästhetik beschäftigen, sind hier zu Hause. Und so soll es sich auch anfühlen, nach einem Nach-Hause-Kommen.

Den Gründern Daniel F. Lauber, Seraina Lauber und dem Resort Manager Benjamin Dietsche gelingt das durch viel Liebe zum Detail. Nichts wirkt hier dekoriert, einfach hingestellt. Alles fügt sich organisch zusammen. Ich finde, das ist eine Kunst für sich – dass im Cervo Mountain Resort alles Modernität verkörpert, aber dennoch gemütlich ist.

Das Cervo im Sommer

Das Resort steht für Abwechslung: in der Zielgruppe, beim Konzept, in der Einrichtung.

(Foto: Cervo Mountain Resort)

Dazu tragen auch die Mitarbeiter bei. Was im direkten Kontakt locker, informell und leger wirkt, lässt bei genauerem Hinsehen auf hochprofessionelle Organisation und Koordination schließen. Der Mix aus Gelassenheit und Professionalität ist für mich als Gast das, was maßgeblich zur Erholung beiträgt und einen Hotelaufenthalt zu dem macht, was er sein soll: eine Auszeit aus dem eigenen Alltag.

Blick auf den Berg

Die Huntsman-Suite hat eine eigene Terrasse und einen eigenen Spa-Bereich.

(Foto: Cervo Mountain Resort)

Vorher verantwortlich für die DACH-Region der urkonservativen Hotelgruppe Relais & Châteaux, hat Benjamin Dietsche mit dem Cervo seit etwas mehr als zwei Jahren einen vermutlich besseren Fit gefunden. Ich nehme ihn in unseren Gesprächen als einen sehr nahbaren und fortschrittlichen Manager wahr, der dieses Haus von einem Erfolg zum nächsten führt.

Warme Brauntöne dominieren

Der Schlafbereich einer von 54 Suiten im Cervo.

(Foto: Cervo Mountain Resort)

Die Eigentümer – Daniel F. Lauber und Seraina Lauber – sind echte Visionäre, haben im Cervo Dinge zusammengeführt, die man in der Alpenregion für gewöhnlich nicht erwartet. Zum Beispiel das marokkanische Restaurant Bazaar, das fast ausschließlich vegetarische Speisen anbietet, oder der Mountain Ashram Spa, inspiriert von japanischen Onsen, bhutanischen Hot-Stone-Bädern und der nordeuropäischen Saunakunst.

Für manche mag das unverständlich, vielleicht nicht passend klingen. Ich finde, das Gesamtkonzept macht Spaß und ist sehr geschmackvoll umgesetzt worden.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

Luxus auf jedem Quadratmeter des The Chedi

Genau das Gegenteil, aber nicht minder erfolgreich ist das vielleicht luxuriöseste Hotel in den Alpen, The Chedi Andermatt. Der General Manager Jean-Yves Blatt, der das Haus seit mehr als acht Jahren erfolgreich leitet, hat dem Chedi, das auf jedem Quadratmeter Luxus verspricht, eine echte Seele eingehaucht.

Die Lobby des Chedi

Fixpunkt ist der große offene Kamin – einer von mehr als 240 im Resort.

(Foto: The Chedi Andermatt)

Jetzt verlässt er das Hotel und kann auf eine Serie an Innovationen zurückblicken. Ich hoffe, sein Nachfolger kann die riesigen Fußabdrücke ausfüllen, denn hier herrscht Liebe zum Detail. Es ist das erste Luxushaus weltweit, das Kryptowährung akzeptiert und damit auch viele junge, vermögende Menschen aus der entsprechenden Szene anzieht.

Im The Chedi gibt es die größte Zigarrensammlung der Welt, über 240 offene Kamine, zehn Ski-Butler, die das Ski-Equipment für die Gäste auswählen, dieses zu den Pisten anliefern und von ebendiesen einsammeln. Sie können mir also glauben, wenn ich sage, dass das The Chedi außergewöhnlich ist – im Service, in der Ausstattung und der Gastronomie. Es ist wirklich der Superlativ unter den alpinen Luxushotels.

The Japanese im Chedi

Das Restaurant ist mit einem Michelin-Stern und 17 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet.

(Foto: The Chedi Andermatt)

Unglaublich beeindruckend ist auch das japanische Restaurant, geführt von den Executive Chefs Dominik Sato und Fabio Toffolon. Das The Japanese befindet sich direkt im The Chedi, während das zweite japanische Restaurant auf 2300 Metern über dem Meeresspiegel ebenfalls mit Sake, Sushi und Tempura überzeugt. Beide Restaurants sind mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

Gemsstock-Suite

Die Suiten im Chedi sind offen und clever gestaltet.

(Foto: The Chedi Andermatt)

Eine Doppelleistung, die mich schon nach einem einzigen Tag meines Aufenthalts nicht mehr überrascht, denn hier ist wirklich alles extravagant. Ich bitte Sie um Folgendes: Stellen Sie sich jetzt kein überladenes Hotel mit protziger Dekoration vor. Die Inneneinrichtung ist hier supermodern, geradlinig. Die Suiten sind offen und so clever gestaltet, dass die Transparenz der Gemütlichkeit keinen Abbruch tut.

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

Insidertipps

Matterhorn Glacier Paradise, Zermatt: Lieben Sie Abenteuer, dann besuchen Sie das Matterhorn Glacier Paradise, die höchstgelegene Seilbahnstation Europas. Hier können Sie Gletscherhöhlen erkunden, den Blick von den Aussichtsplattformen und verschiedene Aktivitäten im Schnee genießen.

Wanderung zum Riffelsee, Zermatt: Machen Sie sich auf den Weg zur Riffelalp und dann zum Riffelsee. Dieser malerische Bergsee bietet eine Oberfläche mit dem gespiegelten Matterhorn und ist besonders in den Morgenstunden oder bei Sonnenuntergang einen Besuch wert.

Gemsstock-Gipfel, Andermatt: Erfahrene Skifahrer oder Snowboarder können sich auf den Gemsstock-Gipfel wagen. Die steilen Pisten und Tiefschnee-Abfahrten bieten ein unvergleichliches Abenteuer für alle ambitionierten Freerider.

Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber der Reiseplattform Travelgrand.ch ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.

Rath ist Ideengeber des Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört. Rath ist zudem Autor des Buchs zum Ranking, Co-Autor ist Michael Raschke (Handelsblatt).

Carsten K. Rath, Michael Raschke: Die 101 besten Hotels Deutschlands 2022/23.
Institute for Service- and Leadership Excellence AG/Handelsblatt
594 Seiten
39,90 Euro
ISBN: 978-3033094574

Mehr: Das macht die 101 besten Hotels Deutschlands so erfolgreich

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