Zwietracht ist das falsche Signal

Main Ground Combat Systems (MGCS)

Um Russland aber dauerhaft abzuschrecken, muss Europa Einigkeit demonstrieren, meint Martin Murphy.

(Foto: KNDS)

Die Entwicklung eines neuen deutsch-französischen Kampfpanzers ist festgefahren. Ein Grund dafür ist ein Streit zwischen den Regierungen in Berlin und Paris um die Frage, wer letztlich die Führung über das Projekt haben soll. Die Rolle war Deutschland zugesagt, aber Frankreich will das nicht mehr akzeptieren.

Hinzu kommt ein Konflikt unter den beteiligten Rüstungsfirmen Rheinmetall und KNDS, einem Zusammenschluss der französischen Nexter mit Krauss-Maffei Wegmann (KMW) aus München, die um die Aufteilung der Arbeit rangeln.

Selbst unter Vertretern der Firmen und der Politik wird inzwischen die Chance als gering eingestuft, dass das geplante Main Ground Combat System (MGCS) als Gemeinschaftsprojekt realisiert werden kann. Beide Länder haben bereits Weichen für alternative Projekte gestellt, denn sie brauchen für die Verteidigungsfähigkeit ihrer Streitkräfte Panzer einer neuen Generation.

Diese Vorbereitungen mögen als Vorsichtsmaßnahme für den Ernstfall gelten, dennoch sind sie ein fatales Signal. Europa sieht sich mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine mit einer grundlegend veränderten Sicherheitslage konfrontiert. Die Voraussetzung für eine glaubwürdige Abschreckung Russlands ist erst einmal europäische Einigkeit.

Deutschland und Frankreich fällt dabei eine Schlüsselrolle zu. Das Regime in Moskau dürfte sehr genau verfolgen, wie die beiden Nationen ihre Verteidigung organisieren.

>> Lesen Sie hier: Dem neuen deutsch-französischen Kampfpanzer droht das Aus

Die Bilanz der bisherigen Bemühungen um Kooperation ist indes dünn. Großprojekte wie der Transportflieger A400M kamen Jahre zu spät und waren viel zu teuer, andere Entwicklungsarbeiten sind ganz gescheitert.

Positiv ist, dass sich die Regierungen in Paris und Berlin von den Fehlschlägen der Vergangenheit nicht haben abschrecken lassen und die Planungen für einen gemeinsamen Kampfpanzer und einen neuen Kampfjet (FCAS) seit einigen Jahren vorangetrieben haben.

Transportflieger A400M

Das Großprojekt kam Jahre zu spät und war viel zu teuer, meint Martin Murphy.

(Foto: Reuters)

Seit dem Start der beiden Rüstungsvorhaben hat sich vor allem die Position Berlins verändert. Kanzler Olaf Scholz zog das Thema mit dem Ausbruch des Ukrainekriegs an sich. Erklärtes Ziel ist nun, die eigene Industrie zu stärken.

Als nun die Bemühungen Frankreichs erkennbar wurden, die Führung bei MGCS zu übernehmen, musste es zum Streit kommen. Deutschland hat mit KMW – die mit der französischen Nexter liiert ist – und Rheinmetall zwei führende Anbieter von gepanzerten Fahrzeugen. Der Leopard 2 gilt nicht ohne Grund als der stärkste Kampfpanzer der Welt.

Auf dieser Position kann sich die Industrie aber nicht ausruhen, die Entwicklung geht weiter. Panzer der Zukunft müssen digital vernetzt kämpfen können, was mit dem Leopard nicht umsetzbar sein dürfte. Die nötige Technologie zu entwickeln wird viele Milliarden kosten. Die Kooperation mit Frankreich ergibt also nicht nur als Signal an Russland Sinn, sondern auch aus Kostengründen.

Mehr: Deutschland startet neue Kampfpanzer-Allianz

source site-13