Thyssen-Krupp verdient deutlich weniger

Thyssen-Krupp

Der Industriekonzern sucht weiterhin nach einer Zukunftsoption für seine Stahlsparte.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Die weltweit sinkenden Stahlpreise belasten Thyssen-Krupp. Zwar hat sich der Free Cashflow des Konzerns verbessert und befindet sich im positiven Bereich. Doch Thyssen-Krupp verdient weiterhin weniger als im Vorjahr: Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sinkt im abgelaufenen Quartal auf 243 Millionen Euro – nach 721 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Neben den Stahlpreisen schwächelte auch der Materialhandel zuletzt.

Die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr ist nun ein operativer Gewinn im hohen dreistelligen Millionenbereich, teilte das Unternehmen mit. Bisher wurde ein Wert im mittleren bis hohen dreistelligen Millionenbereich angestrebt. Im Vorjahr konnte der Konzern noch einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro ausweisen.

Im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 war das Unternehmen mit einem Verlust von 223 Millionen Euro tief in die roten Zahlen gerutscht.

„Thyssen-Krupp hat sich dank der eingeleiteten und umgesetzten Maßnahmen auch im dritten Quartal robust entwickelt,“ erklärte Miguel López, Vorstandsvorsitzender des Konzerns, in einer Pressemitteilung. Die Transformation komme deutlich voran.

„Wir haben unsere Wasserstofftochter in einem anspruchsvollen Kapitalmarktumfeld erfolgreich an die Börse gebracht. Steel Europe hat die erwartete Förderung durch Bund und Land erhalten – ein entscheidender Meilenstein für die grüne Transformation des Stahlgeschäftes.“

Ein neues Performance-Programm solle in den nächsten Wochen vorgestellt werden, sagte López am Donnerstag auf einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Ziel sei es unter anderem, die Geschäfte profitabler aufzustellen. Auf die Frage, ob dazu ein zusätzlichen Stellenabbau gehöre, antwortete er: „Diese Fragen, die sie gerade gestellt haben, die werden wir natürlich analysieren und zu gegebener Zeit auch entsprechend kommentieren.“

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Zuletzt drängte der CEO, der sein Amt Ende Juni angetreten hatte, auf Tempo beim Konzernumbau. Der ehemalige Siemens-Manager will die Ergebnisse der einzelnen Sparten verbessern und sinnvolle Partnerschaften ausloten, erfuhr das Handelsblatt aus Managementkreisen.

Denn das Kapital des Konzerns reicht für das laufende Geschäft – doch für die nötigen Expansionsschritte der Unternehmenssparten reicht es nicht.

Wasserstoff-Tochter verzeichnet Umsatz-Wachstum

Vor allem die Stahlsparte, die ihren Anlagenpark für viele Milliarden Euro auf eine CO2-freie Produktion umstellen muss, benötigt dringend Partner. Thyssen-Krupp hatte zwar zuletzt mit mehreren Interessenten über einen Verkauf oder Teilverkauf der Stahlsparte gesprochen, wie das Handelsblatt aus Unternehmens- und Finanzkreisen erfahren hat.

Dazu habe es Gespräche mit dem Finanzinvestor CVC und den Stahlherstellern Emirates Steel Arkan (Abu Dhabi), CSN (Brasilien) und Jindal Steel (Indien) gegeben – doch Emirates Steel und Jindal hatten sich zuletzt aus den Verhandlungen zurückgezogen. Aus Sicht des Ruhrunternehmens reicht bislang kein Angebot aus, um der Stahlsparte eine gute Zukunft zu ermöglichen. „Die Offerten sind zu niedrig, und die Frage, wie wir grünen Stahl zu wettbewerbsfähigen Preisen produzieren können, bleibt ungelöst“, hieß es im Juli von einer mit den Gesprächen vertrauten Person.

Positive Nachrichten gibt es aber erneut von Thyssen-Krupps Wasserstoff-Tochter Nucera: Das Unternehmen konnte im dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2022/23 ein deutliches Umsatzwachstum vorweisen, gab das Unternehmen am Donnerstag bekannt. Besonders der Geschäftsbereich der alkalischen Wasserelektrolyse entwickelt sich gut. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei positiv und bewege sich in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Details dazu will das Wasserstoffunternehmen aber erst am 28. August bekannt geben.

Nucera feierte am 7. Juli sein erfolgreiches Debüt an der Frankfurter Börse.

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