So stark ist die Wirtschaft von Nato-Mitglied Finnland

Helsinki

Zu den wichtigsten Handelspartnern Finnlands gehören mehrere EU-Staaten.

Düsseldorf Monatelang stand Finnland in den Schlagzeilen, weil die Türkei den Beitritt des Landes in die Nato blockierte. Das änderte sich im April dieses Jahres, nachdem Ankara dem finnischen Beitritt in das Verteidigungsbündnis schließlich doch zugestimmt hatte.

Hintergrund der Nato-Mitgliedschaft ist vor allem die geografische Lage Finnlands. Das skandinavische Land teilt eine mehr als 1300 Kilometer lange Grenze mit Russland.

Weltweite Aufmerksamkeit bekam zudem die ehemalige finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin. Die Sozialdemokratin wurde 2019 im Alter von 34 Jahren zur Ministerpräsidentin gewählt und war seinerzeit die jüngste Regierungschefin weltweit. Im Sommer 2022 kursierte ein Partyvideo von Marin, das für Kontroversen sorgte. Bei der Parlamentswahl 2023 verlor sie ihre Mehrheit.

Bekannt ist Finnland nicht zuletzt für sein Bildungssystem. In Deutschland gilt das Land unter anderem wegen guter Ergebnisse in den Pisa-Studien als Vorbild.

Das EU-Mitgliedsland hat eine ähnlich große Fläche wie Deutschland – aber nur 5,5 Millionen Einwohner. Wie aber steht es um die finnische Wirtschaft, auch mit Bezug auf Europa und Deutschland?

Wie groß ist das BIP von Finnland?

Mehr als 300 Milliarden US-Dollar könnte das finnische Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr betragen, schätzt der Internationale Währungsfonds (IWF). Das wäre ein Rekordwert für das skandinavische Land. Im Vergleich zum Niveau von 2008, vor der Euro-Krise, ergibt das dennoch nur ein jährliches Wachstum von 0,4 Prozent.

Der IWF prognostiziert Finnland aber eine steile Wachstumskurve in den kommenden Jahren: 2028 könnte das finnische BIP demnach bei mehr als 340 Milliarden US-Dollar liegen. Damit läge Finnland bezogen auf die Größe der Volkswirtschaft zwar weiterhin im Mittelfeld der EU. Bezogen auf das BIP pro Kopf liegt Finnland aber bereits jetzt deutlich über dem EU-Schnitt – und sogar leicht über dem Niveau von Deutschland.

Wie hoch ist die Inflation in Finnland?

Auch in Finnland stieg die Inflationsrate auf einen Rekordwert von mehr als sieben Prozent, nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen die Ukraine befahl.

Im Vergleich zum Durchschnitt der Euro-Zone und der Europäischen Union ist die finnische Inflation relativ gering: In den vergangenen Jahren war sie nur 2016 etwas höher als im europäischen Durchschnitt, sonst stets niedriger.

Der IWF geht davon aus, dass die finnische Inflationsrate deutlich sinken und sich ab 2024 wieder bei etwa zwei Prozent einpendeln wird.

Welche Wirtschaftssektoren sind die wichtigsten in Finnland?

Die Agentur Germany Trade and Invest (GTAI), die dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnet ist, hat die wichtigsten Wirtschaftssektoren Finnlands für 2020 analysiert. Den größten Beitrag zur Bruttowertschöpfung leistet demnach der Sektor Bergbau und Industrie mit 20 Prozent des BIP. Es folgen die zwei Wirtschaftssektoren Handel, Gaststätten und Hotels sowie Transport, Logistik und Kommunikation mit jeweils etwa zehn Prozent.

Welche Länder sind Finnlands wichtigste Handelspartner?

Zu den wichtigsten Handelspartnern Finnlands gehören mehrere EU-Mitgliedsländer. Auch Deutschland spielt eine sehr wichtige Rolle für den finnischen Handel.

Finnland importiert mehr Waren aus Schweden und Deutschland als aus China, Russland und den USA zusammengerechnet.

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Das gilt ebenso für die finnischen Exporte, von denen mehr als ein Fünftel nach Schweden und Deutschland geliefert werden.

Welche Güter handeln Finnland und Deutschland?

In die Bundesrepublik exportiert Finnland vor allem Rohmaterialien: Eisen und Stahl (16,6 Prozent der Exporte nach Deutschland), Papier und Pappe (15,1 Prozent) und Nichteisenmetalle (10,4 Prozent).

Deutschland exportiert nach Finnland größtenteils Maschinen (18,5 Prozent der Exporte nach Finnland), Kraftfahrzeuge und Kfz-Teile (17,5 Prozent) und chemische Erzeugnisse (14 Prozent).

Aus finnischer Sicht ist die Handelsbilanz mit Deutschland negativ: 2021 exportierte das Land Waren im Wert von 8,4 Milliarden Euro nach Deutschland, die deutschen Exporte nach Finnland waren zwölf Milliarden Euro wert.

Wie hoch ist die Arbeitslosigkeit in Finnland?

Auf den ersten Blick wirkt die Arbeitslosigkeit in Finnland mit 7,5 Prozent aktuell relativ hoch. Allerdings hatte die finnische Regierung in den 1990er-Jahren mit Arbeitslosenquoten von mehr als 17 Prozent zu kämpfen.

Für die kommenden Jahre prognostiziert der IWF eine leicht sinkende Arbeitslosenquote in Finnland. Sie könnte demnach bis 2028 auf 7,1 Prozent zurückgehen.

Mehr: Finnlands Außenminister zum Nato-Beitritt – „Wir hatten Glück, Schweden nicht“

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