So groß sind die Flutschäden in Deutschland und Europa

Düsseldorf Verwüstete Landstriche, Milliardenschäden, Todesfälle: In den vergangenen Jahren häuften sich Meldungen über Überschwemmungen und extreme Fluten. Am vergangenen Wochenende konnten 10.000 Menschen in Spanien ihre Häuser aufgrund heftiger Unwetter nicht verlassen. Mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter fielen in der Stadt Alcanar binnen 24 Stunden. Zugleich konnten Zehntausende Menschen das Festival „Burning Man“ im US-Bundesstaat Nevada nicht verlassen, weil der Wüstensand zu einem unbefahrbaren Schlamm wurde.

Unterdessen leidet Griechenland nach den heftigen Waldbränden der vergangenen Wochen nun unter großen Regenmengen. Am Dienstag wurden mancherorts Niederschläge von mehr als 100 Litern pro Quadratmeter gemeldet.

Meteorologen rechnen in den kommenden Tagen mit weiteren Starkregenfällen, die besonders die Region Thessalien betreffen werden. Dort könnten bis Freitag in weiten Teilen der Region mehr als 500 Liter pro Quadratmeter fallen.

Zum Vergleich: An den drei Regentagen der Ahrtal-Flut lagen die durchschnittlichen Niederschläge zwischen 100 und 150 Liter pro Quadratmeter.

In der folgenden Karte sehen Sie die griechische Region, die bis Freitag laut dem US-Wettervorhersagemodell Global Forecast am stärksten von den Niederschlägen betroffen sein könnte. Der Deutsche Wetterdienst arbeitet derzeit mit vier verschiedenen Modellen, eines davon prognostiziert noch deutlich stärkere Niederschläge in einer größeren Region.

Ein Video in sozialen Medien zeigt Autos, die aus der Hafenstadt Volos aufs offene Meer gespült wurden. Auch die Türkei und Bulgarien sind von den starken Niederschlägen betroffen.

Welche Schäden richten Überschwemmungen und Fluten in Europa an?

Überschwemmungen und Fluten richten immer wieder schwere Schäden an. In Asien, auf dem amerikanischen Doppelkontinent und in Ostafrika treten Monsunregen und das Klimaphänomen El Nino/La Nina regelmäßig auf. Und auch Deutschland und Europa sind betroffen, wie die Ahrtalflut im Juli 2021 und die Überschwemmungen in Slowenien und Kroatien im August dieses Jahres zeigten.

Wie stark sind die Schäden in Deutschland und Europa durch Fluten insgesamt? Welche Länder sind am meisten betroffen? Und welcher Anteil der Schäden ist versichert? Das zeigen die folgenden Grafiken.

Ahrtal-Flut verursachte den höchsten Schaden weltweit

Im globalen Vergleich zeigt sich: In den vergangenen zehn Jahren gab es besonders viele Hochwasserereignisse, deren Folgen mit hohen finanziellen Kosten verbunden waren. Dabei fällt auf: Vier der fünf Überschwemmungen mit den höchsten Schadenssummen in diesem Zeitraum ereigneten sich seit 2021.

Besonders deutlich sind die Kosten von Flutschäden in Europa gestiegen. Die Flut mit der mit Abstand höchsten Schadenssumme weltweit war die im Ahrtal im Juli 2021. Allein in Deutschland wurde der Schaden auf mehr als 40 Milliarden Euro beziffert, wobei lediglich ein kleiner Teil der Gesamtschäden versichert war.

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Zugleich regnete es in einigen deutschen Nachbarländern sehr stark, wodurch insgesamt ein zweistelliger Milliardenschaden entstand. Allein die zwei Fluten in Europa verursachten Kosten in Höhe von knapp 67 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich dazu lassen sich die Schäden in China durch die drei größten Hochwasser zusammen mit etwa 60 Milliarden US-Dollar beziffern.

Das waren Europas Fluten mit den höchsten Schäden

Die Schadensummen, die seit der Jahrtausendwende in Deutschland zu verzeichnen waren, sind im Vergleich mit anderen Ländern Europas auffällig hoch. Zu den teuersten Fluten in der Bundesrepublik zählen: die Ahrtal-Flut 2021, das Elbhochwasser 2002 und das Hochwasser um Elbe und Donau 2013. Zu den zehn Fluten mit den höchsten Schäden zählt auch die Flut in Slowenien Anfang August 2023. Sie hat nach ersten Schätzungen der slowenischen Regierung Kosten von mehr als fünf Milliarden Euro verursacht.

Die August-Flut in Slowenien verursachte pro Einwohner Schäden in Höhe von etwa 2380 US-Dollar. Bei der Ahrtal-Flut lag der Schaden pro Einwohner in Deutschland laut der internationalen Datenbank für Naturkatastrophen Emdat bei knapp 490 US-Dollar.

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Welche Länder haben die höchsten Flutschäden?

Insgesamt wurde Deutschland seit 1990 in Europa finanziell am stärksten von Fluten getroffen. Die Kosten der Flutschäden seitdem betragen mehr als 84,5 Milliarden US-Dollar.

Etwa die Hälfte der Gesamtschäden seit 1990 gehen auf die Flutkatastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren zurück (siehe dazu auch die Grafik weiter oben).

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Wie hoch die Flutschäden in Deutschland sind, zeigt ein weiterer Vergleich: Die Schäden hierzulande seit 1990 waren größer als die in Großbritannien, Frankreich, Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz zusammen.

Wo kommt es zu den meisten Fluten in Europa?

Die meisten Fluten gibt es in Europa allerdings nicht in Deutschland, sondern in Russland. 80 Mal wurden dort seit der Jahrtausendwende größere Überschwemmungen gemeldet – im Schnitt fast vier pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland gab es in diesem Jahrtausend 19 gemeldete Fluten. In diesen Ländern gab es seit 2000 die meisten größeren Überschwemmungen:

Die Grafik zeigt, dass gemessen an der Bevölkerungsgröße Rumänien mit knapp 20 Millionen Einwohnern relativ häufig von größeren Fluten betroffen ist.

Wo gab es die höchsten versicherten Schäden bei Naturkatastrophen?

Insgesamt sind die meisten Schäden bei Naturkatastrophen unversichert. Im vergangenen Jahr waren laut dem Versicherer Münchener Rück mehr als 55 Prozent der Schäden durch Naturkatastrophen unversichert. Bei Hochwasserschäden waren sogar nur 15 Prozent der weltweiten Schäden in den Jahren 2018 bis 2022 versichert.

Das liege unter anderem daran, dass in manchen Regionen kaum Versicherungsdeckungen angeboten würden. Außerdem entstünden die meisten Schäden an öffentlicher Infrastruktur wie Brücken, Deichen, Straßen oder Bahnlinien. Diese seien meist unversichert.

Im Vergleich mit den zehn Fluten mit den höchsten Gesamtschäden zeigen sich regionale Unterschiede bei den Versicherungsquoten: Von den drei teuersten Fluten in China steht nur noch eine in der Liste. Der Monsunregen von 2014 in Indien (20 Milliarden US-Dollar Schaden) fällt ebenfalls aus dem Ranking bei den höchsten versicherten Summen. Andererseits finden sich kleinere Fluten mit einer hohen Versicherungsquote (Australien 2022, Spanien 2021).

Wie hoch ist der Schaden durch Naturkatastrophen weltweit?

Insgesamt entstand durch Naturkatastrophen in den vergangenen zehn Jahren ein Billionenschaden. Tendenziell steigt das Niveau laut Münchener Rück, wegen der Folgen des Klimawandels dürfte sich dieser Trend auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

Neben direkten Schäden durch zerstörte Infrastruktur und Todesfälle haben Extremwetter-Ereignisse auch mittelbar Einfluss auf die Wirtschaft: Mehr als zwei Drittel der weltweiten Ökonomie sei „mehr oder weniger abhängig von Wetterbedingungen“, schreibt die Münchener Rück.

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Besonders große Risiken gebe es durch zu niedrige oder zu hohe Temperaturen oder zu viel Schneefall. Auf die weltweite Nutzung von Wasserkraft würden sich zudem sowohl zu wenig Regen als auch Starkregen negativ auswirken.

Studien zufolge dürfte genau das künftig häufiger auftreten: Mit steigenden Temperaturen gehen sowohl häufigere Starkregen als auch längere Trockenperioden einher. Die Auswirkungen von Fluten dürften in Zukunft nicht abnehmen, sowohl in Deutschland und in Europa als auch weltweit.

Mehr: Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Fluten?

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