Schweres Erdbeben in in Marokko – Zahl der Todesopfer steigt auf 820

Rabat Ein nächtliches verheerendes Erdbeben hat in Marokko mehr als 1000 Menschen in den Tod gerissen und schwere Schäden angerichtet. Wie das Innenministerium des nordwestafrikanischen Landes am Samstag mitteilte, erlitten mindestens 1200 Menschen Verletzungen. In weiten Gebieten vom Atlasgebirge bis zur berühmten Altstadt von Marrakesch wurden Gebäude teils völlig zerstört und berühmte Kulturdenkmäler beschädigt.

In der Bevölkerung brach Panik aus. Rettungskräfte suchten unter den Trümmern fieberhaft nach Überlebenden. Es wurde jedoch befürchtet, dass die offizielle Zahl der Opfer weiter steigt, wenn die Einsatzkräfte entlegene Regionen erreichen.

Das Beben ereignete sich Freitagnacht um 23.11 Uhr Ortszeit und dauerte mehrere Sekunden. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam 6,9. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Dem USGS zufolge ereignete sich das Beben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich.

Auf Bildern und Videos in sozialen Netzwerken waren in der Nacht zum Samstag und am frühen Morgen zerstörte Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigten schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Aus vielen Provinzen wurden Tote gemeldet. Kurz danach kam es zu einem Nachbeben der Stärke 4,9. Aus Angst vor weiteren Beben blieben viele im Freien. Verängstigte Bewohner standen in Straßen oder kauerten auf Gehwegen.

Dem Innenministerium von Marokko zufolge gibt es die meisten Schäden außerhalb der Städte. Betroffene Gebiete konnten am Samstag jedoch teils noch nicht erreicht werden. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.

Marrakesch

Trümmer liegen nach dem Erdbeben auf einer Straße.

(Foto: dpa)

Faeser: THW bereitet Einsatz zur Erdbeben-Hilfe in Marokko vor

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat sich erschüttert über das verheerende Erdbeben in Marokko geäußert und dem Land Hilfe aus Deutschland angeboten. „Das Technische Hilfswerk bereitet sich bereits auf einen Einsatz vor. Sobald wir mehr Informationen haben, welche Hilfe konkret benötigt wird, können wir unsere Spezialisten nach Marokko entsenden“, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin am Samstag. Das THW habe große Erfahrung aus Rettungs- und Bergungseinsätzen nach schweren Erdbeben, zuletzt Anfang dieses Jahres in der Türkei.

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„Wir sind erschüttert über die Nachrichten von dem verheerenden Erdbeben in Marokko, bei dem so viele Menschen ums Leben gekommen sind. Wir wollen der marokkanischen Bevölkerung angesichts dieser schrecklichen Naturkatastrophe beistehen“, sagte sie. Die Bundesregierung wolle helfen, schnellstmöglich Menschenleben zu retten. Faeser sagte: „Ich danke den Helferinnen und Helfern des THW schon jetzt sehr herzlich für ihre jederzeitige, großartige Einsatzbereitschaft.“

Israel will Marokko humanitäre Hilfe leisten und Suchtrupps schicken. Alle Ministerien seien angewiesen worden, die Entsendung einer Hilfsdelegation vorzubereiten, meldeten israelische Medien unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstag. Demnach wies zudem Verteidigungsminister Joav Galant die Armee an, die Entsendung von Such- und Rettungseinheiten vorzubereiten. Bei dem Beben in der Nacht zu Samstag starben Hunderte Menschen.

US-Präsident Joe Biden hat sich „tieftraurig“ über den Verlust von Menschenleben und die Zerstörungen durch das Erdbeben in Marokko geäußert. „Unsere Gedanken und Gebete sind bei all denen, die von diesem schrecklichen Elend betroffen sind“, heißt es in einer Mitteilung des Weißen Hauses vom Samstag. Seine Regierung sei in Kontakt zu den marokkanischen Behörden. „Die Vereinigten Staaten stehen an der der Seite Marokkos und meines Freundes König Mohammed VI. in diesem schwierigen Augenblick“, schrieb Biden.

Marokko

Das schwere Erdbeben in Marokko in der Nacht zu Samstag hat auch im Süden Spaniens und Portugals Menschen aus dem Schlaf gerissen.

(Foto: dpa)

Spanien und Portugal bieten Hilfe an

Auch die Nachbarländer Spanien und Portugal haben schnelle Hilfe angeboten. „Spanien hat Marokko seine Rettungskräfte und Hilfe beim Wiederaufbau angeboten“, sagte Außenminister José Manuel Albares am Samstag am Rande des G20-Gipfels in der indischen Hauptstadt Neu Delhi.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez, der wegen einer Corona-Infektion nicht an dem Gipfel teilnehmen konnte, sicherte Marokko die Solidarität seines Landes zu. „Spanien ist bei den Opfern und ihren Angehörigen dieser Tragödie“, schrieb der Sozialist auf der bisher als Twitter bekannten Plattform X.

Erdbeben

Familien sitzen vor ihren zerstörten Häusern.

(Foto: dpa)

Auch Portugals Regierungschef António Costa zeigte sich bestürzt. „Das Erdbeben in Marokko macht uns zutiefst traurig und ich spreche seiner Majestät dem König, den Opferfamilien und dem gesamten marokkanischen Volk, unserem Nachbarn, unser Beileid aus“, schrieb er auf X. Portugals Außenministerin Teresa Gouveia bot in einer Botschaft Hilfe ihres Landes „im Rahmen des Katastrophenschutzes“ an, wie die Zeitung „Público“ unter Berufung auf das Außenministerium in Lissabon berichtete.

Die Erschütterung riss auch in Spanien und Portugal Menschen aus dem Schlaf. Auch in Algerien war es zu spüren. Über Schäden oder Opfer wurde dort jedoch nichts bekannt.

Die Europäische Union bot Marokko Hilfe an. „Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen“, schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel über den Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich.

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