Niedrigeres US-Kreditrating belastet die Wall Street

New York Die Herabstufung des Kredit-Ratings der USA durch die Ratingagentur Fitch hat die Wall Street ins Minus gedrückt. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss am Mittwoch rund ein Prozent tiefer auf 35.282 Punkten. Der technologielastige Nasdaq gab 2,2 Prozent auf 13.973 Punkte nach. Der breit gefasste S&P 500 büßte 1,4 Prozent auf 4513 Punkte ein.

Die US-Ratingagentur stufte die Bewertung der Kreditwürdigkeit am Dienstagabend um eine Stufe von der Spitzennote „AAA“ auf „AA+“ herunter und begründete dies mit einer Verschlechterung der Haushaltslage.

„Ausgerechnet die Schuldenproblematik in den USA und eine zeitlich doch ziemlich überraschende Herabstufung durch die Ratingagentur Fitch beendet abrupt die Euphorie der Anleger über den bevorstehenden Zinsgipfel, eine vielleicht doch ausbleibende Rezession und den nachlassenden Inflationsdruck“, sagte Konstantin Oldenburger, Analyst vom Broker CMC Markets.

Die Analysten waren sich aber uneinig, wie sich die Herabstufung langfristig auf den Markt auswirken würde. „Dies geschah bereits einmal im Jahr 2011, damals durch die Agentur Standard and Poors. In der Folge ging es mit dem Dax in wenigen Tagen 25 Prozent nach unten“, warnte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

Andere Experten zeigten sich gelassen. „Die ausbleibende Reaktion beim Dollar-Index deutet darauf hin, dass der Markt das Risiko bereits abgewägt hat“, sagte Sophie Lund-Yates, Chefanalystin der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown. Zudem beruhe die Entscheidung von Fitch auf teilweise veralteten Daten, vor allem angesichts der zuletzt deutlich niedrigeren Inflation.

So baute der Dollar-Index seine anfänglichen Verluste wieder ab und rückte um 0,6 Prozent auf 102,64 Punkte vor. Der Euro verlor im Gegenzug 0,4 Prozent.

Ölpreis fällt ins Minus

Die Ölpreise drehten indes ins Minus. Die Nordsee-Sorte Brent und die leichte US-Sorte WTI bauten ihre anfänglichen Gewinnen angesichts der überraschend hohen US-Lagerbestände wieder ab und verbilligten sich um jeweils rund zwei Prozent auf 83,45 beziehungsweise 79,74 Dollar pro Barrel. „Die Benzinnachfrage scheint nach den höheren Preisen an den Zapfsäulen ihren Höhepunkt erreicht zu haben“, sagte Edward Moya, Chefanalyst beim Handelshaus Oanda.

Die Verunsicherung setzte Wachstumswerten wie Tesla, Microsoft, Nvidia und Meta zu. Die Papiere des E-Autobauers, des Software-Riesen, des Chipherstellers und der Facebook-Muttergesellschaft gaben zwischen 2,6 und 4,8 Prozent nach.

Blick auf weitere Einzelwerte

Starbucks: Die Papiere drehten nach anfänglichen Kursverlusten ins Plus und gewannen knapp ein Prozent. Die weltgrößte Kaffeehaus-Kette hat die Experten-Erwartungen beim Umsatz verfehlt, verzeichnete allerdings eine starke Erholung seines China-Geschäfts.

AMD: Die Papiere des Chipherstellers verloren mehr als sieben Prozent. Analysten befürchten, dass die Ziele des Unternehmens für seinen KI-Chip zu ehrgeizig sein könnten. Die Aussicht auf einen Absatzboom beim neuen KI-Spezialchip hatte AMD zunächst beflügelt.

Die KI-Aufträge hatten sich dem Unternehmen zufolge im Berichtquartal mehr als versiebenfacht. Das Unternehmen macht nach eigenen Angaben große Fortschritte beim Ausbau der Produktion des Prozessors MI300, der auf die komplizierten Berechnungen für den Betrieb Künstlicher Intelligenzen (KI) zugeschnitten ist.

Electronic Arts: Der Videospiele-Anbieter hat unterdessen die Märkte mit seinem Ausblick enttäuscht. Das Unternehmen erwartet nach eigenen Angaben für das am 30. September endende Quartal Nettobuchungen von lediglich 1,70 bis 1,80 Milliarden Dollar. Analysten hatten bislang im Durchschnitt mit 1,81 Milliarden Dollar gerechnet. Die Titel rutschten um 7,2 Prozent ab.

DuPont: Der US-Chemiekonzern setzt auf eine stabile Nachfrage und erhöht seine Umsatzprognose. Damit ist der Konzern einer der wenigen Lichtblicke in der Chemieindustrie, nachdem etwa in Deutschland fast alle großen börsennotierten Chemieunternehmen ihre Ziele senken mussten. Zugleich schraubte jedoch auch DuPont seine Gewinnprognose auf 3,40 bis 3,50 Dollar pro Aktie von zuvor 3,55 bis 3,70 Dollar nach unten. Die Aktie fiel um 1,3 Prozent.

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Kraft Heinz: Der US-Lebensmittelkonzern hat seinen Gewinn im zweiten Quartal deutlich gesteigert. Während der Umsatz dank höherer Preise leicht um 2,6 Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar wuchs, vervierfachte sich der Gewinn auf 1,0 Milliarden Dollar. Die Aktie stieg um 1,34 Prozent.

US-Hersteller von verpackten Lebensmitteln wie Kraft Heinz haben über längere Zeit hinweg die Preise für ihre Produkte auch angesichts gestiegener Kosten angehoben. Inflationsgeplagte Kunden suchten deshalb nach günstigeren Alternativen und stiegen zunehmend unter anderem auf Eigenmarken der Discounter um.

CVS Health: Die Aktien des Apothekenriesen stiegen um 3,02 Prozent, nachdem das Unternehmen für das zweite Quartal hohe Gewinne und Einnahmen gemeldet hatte. CVS meldete einen Gewinn von 2,21 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 88,9 Milliarden Dollar. Wall Street-Analysten hatten laut Refinitiv mit 2,11 Dollar pro Aktie bei einem Umsatz von 86,5 Mrd. Dollar gerechnet.

Norwegian Cruise Line: Das Unternehmen hatte am Dienstag nach Börsenschluss seine Geschäftsergebnisse veröffentlicht, die eine schwächer als erwartete Prognose für das dritte Quartal enthielten. Der Kreuzfahrtanbieter übertraf jedoch die Schätzungen der Wall Street. Die Aktie fiel um 1,52 Prozent.

Am Mittwoch stufte Susquehanna sein Rating für Norwegian-Aktien von positiv auf neutral herab. Das Unternehmen behielt sein Kursziel von 17 Dollar bei, was einen Rückgang von 12,4 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Dienstag bedeutet.

Solaredge Technologies: Die Aktie des Solarunternehmens rutschte um 17,77 Prozent ab, nachdem das Unternehmen die Umsatzerwartungen für das zweite Quartal verfehlt hatte. Der Umsatz lag bei 991 Millionen Dollar, während die von Refinitiv befragten Analysten 992 Millionen Dollar erwartet hatten. Das Unternehmen übertraf jedoch die Gewinnschätzungen und lag mit bereinigten 2,62 Dollar pro Aktie über der Schätzung von 2,52 Dollar pro Aktie.

Match Group: Die Aktie der Muttergesellschaft von Tinder und Match übertraf die Erwartungen der Wall Street sowohl bei der Gewinn- als auch bei der Verlustrechnung. BTIG stufte die Aktie nach dem Bericht von neutral auf kaufen hoch. Anleger nahmen Gewinne mit. Die Aktie verlor 0,86 Prozent.

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