Kaum noch Nachfrage nach Heizungen mit Pellets, dafür steigende Preise

Düsseldorf Die hohe Nachfrage nach Pelletöfen vor einem Jahr hat sich als eine Art Schlussverkauf entpuppt. Bis Mitte August 2022 wurden Verbraucher noch bis zu 55 Prozent bezuschusst, wenn sie sich für eine Pelletheizung entschieden – und die Förderanträge gingen in die Zehntausende.

In diesem Jahr gibt es maximal 20 Prozent für die Kessel, die mit zusammengepresstem Sägemehl und Hobelspänen befeuert werden. Und prompt brach die Nachfrage ein. Das hat Konsequenzen für die Branche.

Der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband erklärte nun etwa, dass die Absatzprognose für Öfen in diesem Jahr nicht erreicht werden wird. Geschäftsführer Martin Bentele sieht auch mittelfristig keine Besserung: „Die Marktflaute wird noch ein Jahr so weitergehen.“

Der Interessenverband wünscht sich, dass es wieder mehr Förderungen für Pelletheizungen gibt, was die Nachfrage steigern könnte. Möglich ist das mit dem umstrittenen Gebäudeenergiegesetz (GEG), das Anfang September in den Bundestag kommen soll. Wie es mit der Förderung weitergeht, welche Vor- und Nachteile die Holzheizung hat und wie sich die Preise entwickeln – die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

 Warum ist die Nachfrage nach Pelletheizungen gesunken?

Der Blick auf die Zahl der Förderanträge spricht für sich: Gut 56.000 Anträge wurden noch im August 2022 gestellt, im September dann bei weit geringeren Zuschüssen nicht einmal mehr 1000. In diesem Jahr sind es weniger als 500 jeden Monat.

Die geringe Höhe der Zuschüsse ist dabei nur ein Grund für den Rückgang. In diesem Jahr gibt es zehn Prozent Grundförderung, weitere zehn Prozent für alle, die ihre Ölheizung ersetzen. Rund 45.000 Euro kostet es, den Ölkessel durch einen Pelletkessel zu ersetzen. „Überall herrscht gerade Kaufzurückhaltung wegen der Inflation“, sagt Bentele.

Besonders ärgert er sich, dass der Gesetzentwurf im Frühjahr aus dem Bundeswirtschaftsministerium geleakt wurde. Darin stand ein Verbot für Pelletheizungen im Neubau, das im aktuellen Gesetzentwurf jedoch unter Auflagen gestrichen wurde.

Beate Schmidt-Menig, Geschäftsführerin des Pelletheizungsherstellers Ökofen aus Bayern, beklagt sich, dass bei Verbrauchern nur das Verbot hängen geblieben sei: „Der Anteil von Pelletheizungen im Neubau liegt nur bei drei bis fünf Prozent. Mit etwa 95 Prozent ersetzen wir Ölkessel in Bestandsbauten.“

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Beide kritisieren, dass es stattdessen einen Run auf Öl- und Gasheizungen gebe – ebenjene Heizungen, betrieben mit fossilen Energien, von denen Deutschland auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045 fortkommen möchte.

Im Entwurf für das sogenannte Heizungsgesetz ist nun vorgesehen, Pelletheizungen für Neubauten zu erlauben, wenn sie mit einer erneuerbaren Energiequelle verbunden werden, beispielsweise einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Unternehmerin Schmidt-Menig will bald schon Wärmepumpen anbieten. Wie in der gesamten Branche ist auch bei ihr die Nachfrage nach Pelletkesseln eingebrochen.

Wie viel kostet momentan eine Tonne Pellets?

Der Preis für die Pellets an sich ist dabei allerdings nicht im gleichen Maße gesunken. Eine Tonne Holzpellets erwerben Verbraucher im August dieses Jahres für rund 400 Euro. Im Vorjahresmonat kostete die Tonne allerdings noch mehr als 680 Euro, auch die Zahlen erhebt der Deutsche Pellet-Verband.

Geschäftsführer Bentele schätzt, dass die Preise auf diesem Niveau bleiben werden. Schon bald beginnt die Heizperiode – und mit der Nachfrage steigen auch die Preise. Allerdings dürften viele Nutzer auch noch über Pelletvorräte verfügen: Es wurde viel verkauft, der vergangene Winter blieb jedoch mild.

Hat die Pelletheizung grundsätzlich eine Zukunft?

Nach dem angesichts der Energiekrise glücklicherweise milden Winter verkündete Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), wie er sich die Zukunft vorstellt: Wärmepumpen statt fossiler Brennstoffe. Ab 2024 soll möglichst jede Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien laufen. Und teilweise wird dabei auch das Heizen mit Holz anerkannt, was das Ministerium etwa im ländlichen Raum auch als wichtig bezeichnet.

Das Öko-Zentrum NRW, einst öffentlich, inzwischen ein privates Architekturbüro, das beratend tätig ist, hat sich auf nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz spezialisiert. Jan Karwatzki leitet den Bereich Energieeffizienz. Er rät zur Wärmepumpe. Die erreichten inzwischen höhere Temperaturen und seien effizienter, sodass sie auch im wenig gedämmten Altbau funktionieren würden: „Pelletheizungen sollte man möglichst vermeiden“, so Karwatzki.

Zumal auch Pellets nicht unbegrenzt verfügbar sind. Im Zuge einer nachhaltigen Forstwirtschaft unterliegt die Entnahme zum Verheizen klaren Regen. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt, Holz zum Bauen zu verwenden, statt es zu verheizen – dann bleibt das darin gespeicherte CO2 aus der Atmosphäre gebunden.

Zumal Pellets beim Verbrennen Feinstaub freisetzen, was klimaschädlich ist. Karwatzki betont, dass Bäume über Jahrzehnte wachsen und CO2 binden, verbrannt wird das Holz dagegen in ganz kurzer Zeit.

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