Infineon steckt fünf Milliarden Euro in neues Werk in Malaysia

München Infineon investiert wie nie: Der Münchener Dax-Konzern will eigenen Angaben zufolge die größte Fabrik für Stromsparchips aus Siliziumkarbid (SiC) weltweit errichten. Fünf Milliarden Euro nimmt Vorstandschef Jochen Hanebeck für das Vorhaben in Malaysia in die Hand. Erst im Frühjahr hatte Deutschlands größter Halbleiterhersteller mit dem Bau eines neuen Werks in Dresden begonnen. Es soll ebenfalls fünf Milliarden Euro kosten.

Für die Fabrik in Malaysia gebe es Anzahlungen von Kunden über eine Milliarde Euro, teilte Infineon am Donnerstagmorgen mit. Zudem habe der Konzern dafür Aufträge über fünf Milliarden Euro in den Büchern. Ende des Jahrzehnts soll die Investition für einen zusätzlichen jährlichen Umsatz von sieben Milliarden Euro sorgen. In Kulim im Norden des Landes betreibt Infineon bereits eine Fabrik, die derzeit erweitert wird.

„Der Markt für Siliziumkarbid wächst immer schneller, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in einer breiten Palette von industriellen Anwendungen wie Solar, Energiespeicherung und dem Hochleistungs-Laden von Elektrofahrzeugen“, sagte Hanebeck. „Mit dem Ausbau von Kulim sichern wir unsere Führungsposition in diesem Markt.“

Auch die Rivalen investieren massiv in neue Werke

Weltweit investieren immer mehr Hersteller in neue SiC-Werke. Zuletzt hatte der Autozulieferer Bosch angekündigt, 1,5 Milliarden Dollar in eine SiC-Fabrik in Kalifornien zu investieren. Der US-Konzern Wolfspeed will gemeinsam mit Partner ZF ein neues SiC-Werk im Saarland errichten. Auch STMicroelectronics baut seine SiC-Kapazitäten massiv aus.

Die Verbindung aus Silizium (Si) und Kohlenstoff (C) ist energieeffizient und braucht wenig Platz. Die Bauteile sind im Schnitt zehnmal kleiner als herkömmliche Siliziumchips und verlieren um bis zu 50 Prozent weniger Wärme. SiC erlaubt es den Fahrzeugproduzenten, entweder kleinere Batterien einzusetzen oder eine um gut 15 Prozent höhere Reichweite anzubieten. SiC-Chips sind aber auch deutlich teurer.

Jochen Hanebeck

Der Infineon-Chef investiert fünf Milliarden Euro in Malaysia.

(Foto: Reuters)

Es lockt ein riesiger Markt: Die Marktforscher von Yole rechnen damit, dass der Markt für SiC-Chips bis 2027 auf sechs Milliarden Dollar wächst, mehr als dreimal so viel wie 2022. Anfang des kommenden Jahrzehnts sollen es dann zehn Milliarden sein. Infineon rechnet damit, in zwei Jahren mehr als eine Milliarde Umsatz mit SiC-Chips zu erzielen.

Infineon wächst stürmisch

Die Münchner sind trotz der allgemeinen Flaute in der Chipbranche auf Wachstumskurs. So ist der Umsatz im jüngsten Quartal um 13 Prozent auf knapp 4,1 Milliarden Euro gestiegen. Der Gewinn schoss sogar um 61 Prozent auf 831 Millionen in die Höhe. Die operative Marge stieg um knapp drei Prozentpunkte auf gut 26 Prozent.

„Wir haben uns im abgelaufenen Quartal gut behauptet, wobei die Entwicklung am Halbleitermarkt weiterhin ein gemischtes Bild mit Licht und Schatten zeigt“, erläuterte Hanebeck. Einerseits würden Elektromobilität und erneuerbare Energien sowie die damit verbundenen Anwendungsbereiche für stabil hohe Nachfrage sorgen. Andererseits sei der Bedarf für PCs und Smartphones nach wie vor gering.

Zuletzt hatte Hanebeck im Frühjahr die Prognose angehoben. Der Manager verspricht für das laufende Geschäftsjahr, das am 30. September endet, nun einen Umsatz von 16,2 Milliarden Euro. Das sind 700 Millionen Euro mehr, als er davor in Aussicht gestellt hatte. Insbesondere das Kerngeschäft mit der Autobranche und der Industrie sorgt für Wachstum. Die operative Marge soll 27 Prozent betragen, zwei Prozentpunkte mehr als zuvor. Und auch der Free-Cash-Flow soll mit 1,1 Milliarden Euro um 300 Millionen Euro höher ausfallen.

Selbstverständlich ist der gute Geschäftsverlauf nicht. Bei vielen anderen Halbleiterkonzernen läuft es schlecht, weil sie einen großen Teil des Umsatzes mit Handyherstellern und Computerproduzenten erzielen. Der Absatz von Smartphones, PCs und Notebooks lahmt seit Ende der Pandemie.

Investoren sind hoch zufrieden mit Infineon

Die wichtigsten Wettbewerber von Infineon stehen indes ebenfalls gut da. So ist der Umsatz von STMicroelectronics zwischen April und Ende Juni um 13 Prozent gestiegen. Das liege vor allem am boomenden Geschäft mit der Autoindustrie, sagte Vorstandschef Jean-Marc Chery vergangene Woche. Die Erlöse dieser Sparte seien um gut ein Drittel höher. Unterm Strich verdiente das französisch-italienische Unternehmen fast 16 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Investoren sind hoch zufrieden mit dem Geschäftsverlauf von Infineon. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um fast 40 Prozent gestiegen. Der Dax hat demgegenüber nur knapp 17 Prozent zugelegt. Die Papiere notieren auf dem höchsten Niveau seit rund anderthalb Jahren.

Trotzdem sagen Analysten zum Teil ein weiteres, kräftiges Kursplus binnen Jahresfrist voraus. So gehen die Banker von Barclays davon aus, dass die Papiere auf 54 Euro steigen, das entspricht einem Wertzuwachs von gut einem Drittel.

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