Hilft Russland Nordkorea bei Atomraketen?

Raketentest mit einer Hwasong-18 in Nordkorea

„Wahrscheinlich das Ergebnis einer technologischen Kooperation, die ihren Ursprung in Russland hat.“

(Foto: AP)

Tokio Auf ihrem heutigen trilateralen Regierungsgipfel wollen die USA, Japan und Südkorea das Machtgefüge in Ostasien neu austarieren. Zur Diskussion stehen der Umgang mit China, die Rückendeckung für Taiwan – und mögliche Reaktionen auf Nordkoreas Interkontinentalraketen.

Doch das Treffen von US-Präsident Joe Biden mit seinen Amtskollegen aus Tokio und Seoul wird von einem beunruhigenden Verdacht überschattet: Wie der US-Thinktank Center for Strategic and International Studies (CSIS) berichtet, könnte Nordkoreas jüngste Atomrakete, die Hwasong-18, auf Technik aus dem Nachbarland Russland basieren.

Die neue Allianz zwischen den USA und ihren Partnern im Südchinesischen Meer stellt das vor die Frage: Wie weit geht Moskau in seiner militärischen Zusammenarbeit mit dem Regime in Nordkorea? Und wie viel gefährlicher macht das die nordkoreanischen Drohungen?

Erst vor wenigen Wochen empfing Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Pjöngjang. Wie die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA damals berichtete, haben die Politiker über „Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse im Bereich der nationalen Verteidigung und Sicherheit“ gesprochen. Ob es bei den Gesprächen auch um die Langstreckenrakete Hwasong-18 ging, ist nicht bekannt.

Nach einer Analyse von Nordkoreas jüngstem Test einer Langstreckenrakete am 12. Juli kommt Theodore Postol, ehemaliger Nuklearstrategieberater des US-Marinestabs, zu dem Schluss, dass Nordkoreas jüngste Atomrakete Hwasong-18 „wahrscheinlich das Ergebnis einer technologischen Kooperation ist, die ihren Ursprung in Russland hat“.

Dies würde „die Zusammenarbeit zwischen Moskau und Pjöngjang gegen die USA und ihre Verbündeten im indopazifischen Raum auf eine neue und noch gefährlichere Ebene heben“, warnt Postol. Denn sollte seine Analyse zutreffen, könnte Nordkorea die USA und andere fernöstliche Staaten weitaus effektiver bedrohen als bisher angenommen.

Das neue Modell scheint einen Technologiesprung darzustellen. Im Gegensatz zu früheren Raketen wurde die Hwasong-18 nicht mit flüssigem, sondern mit festem Treibstoff betrieben. Da solche Raketen vor dem Start nicht betankt werden müssen, gelten sie als wichtige Waffe für einen Atomkrieg.

„Das plötzliche Auftauchen dieser fortgeschrittenen Fähigkeiten ist ohne die Kooperation der russischen Regierung und ihrer Wissenschaftler schwer zu erklären“, meint Postol.

USA, Japan und Südkorea stärken Raketenabwehr

Jetzt wollen die bisher zerstrittenen US-Verbündeten Japan und Südkorea militärisch enger zusammenarbeiten und treffen sich zum Gipfel nördlich von Washington. Sie beleben damit nicht nur ein Abkommen zum Austausch militärischer Informationen neu, das etwa die Weitergabe von Daten über Raketenstarts erlaubt. Gemeinsam mit den USA haben sie auch bereits Übungen zur Abwehr nordkoreanischer Raketen durchgeführt.

Japans Premier Fumio Kishida vor dem Abflug in die USA

In Camp David, dem Landsitz des US-Präsidenten, sprechen die Regierungschefs von Japan, Südkorea und den USA über den Umgang mit Nordkorea.

(Foto: IMAGO/Kyodo News)

Südkorea und Japan wissen sich seit Langem im Visier atomar bestückbarer Kurz- und Mittelstreckenraketen. Aber auch die USA fühlten sich in den letzten Jahren von Nordkoreas wachsendem Atom- und Raketenarsenal bedroht. Der CSIS-Bericht zeigt, dass eine nuklear bestückte Hwasong-18-Rakete die US-Hauptstadt Washington erreichen könnte.

Regime in Nordkorea will Atommacht werden

Die nordkoreanische Führung hatte nie einen Hehl aus ihrem Bestreben gemacht, einsatzfähige Interkontinentalraketen zu entwickeln. Laut offiziellen Angaben dienen sie zur Abwehr von Angriffen oder Sturzversuchen der USA und Südkoreas. Staatschef Kim Jong Un droht allerdings auch immer wieder mit Erstschlägen.

Zwar haben die Vereinten Nationen dem Land die Entwicklung von Nuklearwaffen und ballistischen Raketen verboten. Seit Jahrzehnten wird das Land deshalb wegen entsprechender Verstöße mit Sanktionen belegt. Dennoch hat das nordkoreanische Militär 2021 nach einer zweijährigen Unterbrechung seine Raketentests wieder aufgenommen.

Mehr: USA, Südkorea, Japan – Das neue Dreierbündnis gegen China

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