Hannover Rück-Aktie: Rückversicherer übertrifft die Erwartungen

München Die Hannover Rück hat mit ihren Zahlen für das erste Halbjahr die Erwartungen übertroffen. Nach einer Steigerung des Nettogewinns um 18 Prozent auf 960 Millionen Euro in den Monaten von Januar bis Juni hat der Dax-Konzern bereits zur Jahresmitte mehr als die Hälfte des anvisierten Jahresziels von 1,7 Milliarden Euro erreicht.

Für das Gesamtjahr wird der hinter Munich Re und Swiss Re drittgrößte Rückversicherer der Welt die Gewinnprognose von 1,7 Milliarden Euro dennoch nicht erhöhen. Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz begründete dies damit, dass die für den Konzern ereignisreichsten Monaten des Jahres noch bevorstehen. Gewöhnlich beginnen sie mit dem Start der Hurrikansaison im Atlantik Ende August.

Die Aktie der Hannover Rück geriet im Frankfurter Frühhandel dennoch etwas unter Druck. Sie hat bereits in den vergangenen Monaten vom Aufschwung profitiert. Anfang Juni erreichte der Kurs mit 206,80 Euro ein Allzeithoch, ehe er zuletzt wieder auf Werte rund um die Marke von 192 Euro zurückging.

Weltweit profitieren die Rückversicherer in diesem Jahr von der hohen Nachfrage nach Versicherungsschutz. Bei Hannover Rück machte sich das in einem gestiegenen Umsatz um 3,9 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro bemerkbar. Für das Gesamtjahr soll der Umsatz um mindestens fünf Prozent steigen, so das Ziel. Der Konzern muss sich an dieser Stelle also noch steigern.

Mit Einführung der neuen Bilanzierungsstandards IFRS 17 veröffentlichen die Versicherer seit Jahresanfang den Umsatz als maßgebliche Zahl zur Geschäftsentwicklung – und nicht mehr die eingenommenen Prämien.

Zum bisherigen Umsatzwachstum tragen auch die aktuellen Preissteigerungen bei. Während der jüngsten Erneuerungsrunde im Juli konnte Hannover Rück um 4,8 Prozent höhere Preise erzielen als im Vorjahreszeitraum. Das Geschäftsvolumen stieg dabei um 12,6 Prozent. Vor allem Verträge im asiatisch-pazifischen Raum, in Nordamerika sowie in Teilen des Spezialgeschäfts standen zur Erneuerung an.  

Zahlreiche Großschäden weltweit

Positiv wirkte sich für die Rückversicherer der Rückgang an Großschäden im ersten Halbjahr aus. Die Munich Re hatte Ende Juli eine Berechnung von weltweiten Schäden durch Naturkatastrophen von 110 Milliarden Dollar präsentiert, etwas weniger als im Vorjahr. Davon war mit 43 Milliarden Dollar weniger als die Hälfte versichert.

Hannover Rück zahlte an Großschäden insgesamt rund 607 Millionen Euro an seine Kunden aus, das bewegte sich deutlich unter dem budgetierten Erwartungswert von 751 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern, dass die Großschadenbelastung nicht deutlich über den Erwartungswert von 1,725 Milliarden Euro steigen wird. Dann müssten die Planungen überdacht werden.

Besonders die Entwicklung in den kommenden Wochen werden für Hannover Rück deshalb spannend, wenn im Atlantik, im Golf von Mexiko und in den USA die Hurrikansaison beginnt. In den vergangenen Jahren kam es hierbei oft zu Schäden in Milliardenhöhe.

Unter den höchsten Einzelschäden ragte das Erdbeben in Februar in der Türkei mit einer Nettobelastung von 257 Millionen Euro heraus. Hohe Schadenzahlungen verursachten zudem Überflutungen in Neuseeland mit 45 Millionen Euro, der tropische Zyklon Gabrielle (65 Millionen Euro), die Unwetter im Mai in Italien (42 Millionen Euro) sowie Tornados im Süden der USA (36 Millionen Euro). Aus den jüngsten Unruhen in Frankreich rechnet Hannover Rück mit Schadenzahlungen von 50 Millionen Euro.

Zinswende treibt die Kapitalanlage

Für einen Schub sorgte zudem die Zinswende. Die Kapitalanlagerendite, die der Konzern mit seinen milliardenschweren Investments erzielte, erreichte 3,0 Prozent und lag damit deutlich über dem selbst gesteckten Ziel von 2,4 Prozent. Das lag vor allem an starken Erträgen aus festverzinslichen Wertpapieren und einem niedrigen Aufwand für erwartete Kreditausfälle. Der Trend dürfte angesichts steigender Zinsen anhalten.

Im Allgemeinen macht sich bei Versicherern die Politik der Notenbanken erst mit zeitlicher Verzögerung in den Kapitalanlageergebnissen bemerkbar. Wettbewerber Swiss Re meldete Ende vergangener Wochen eine Kapitalanlagerendite von 2,8 Prozent im ersten Halbjahr, nach 1,2 Prozent im Vorjahreshalbjahr. Die Eigenkapitalrendite, die die Rentabilität eines Unternehmens im Verhältnis zum Eigenkapital beschreibt, lag bei Hannover Rück nun nach sechs Monaten bei 21 Prozent nach 16,4 Prozent im Vorjahr. Swiss Re schaffte hier mit 20,8 Prozent ebenfalls mehr als erwartet.

Mehr: Munich Re: Naturkatastrophen kosten bisher 110 Milliarden Dollar

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