Großbrand auf Autofrachter vor Ameland

Notschlepper und Frachter

Ein Schlepper hält es demnach über eine Notverbindung in Position, zusätzliche Rettungsschiffe versuchen, den Brand an Bord zu löschen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland ist Feuer auf einem Frachtschiff mit 2857 Autos ausgebrochen. Ein Mensch sei ums Leben gekommen, teilte die Küstenwache am Mittwoch mit. Die übrigen 22 Mitglieder der Besatzung der „Fremantle Highway“ konnten demnach gerettet werden, einige seien verletzt worden.

Rettungskräfte sind im Einsatz, um das Feuer zu löschen und ein Sinken des Schiffs zu verhindern. Am Mittag teilte die Küstenwache mit, dass das Schiff Schlagseite habe und weiterhin brenne. Ein Schlepper hält es demnach über eine Notverbindung in Position, zusätzliche Rettungsschiffe versuchen, den Brand an Bord zu löschen. Dieser kann das Schiff allerdings nicht abschleppen. Spezialisten prüfen derzeit die Möglichkeit einer Schleppverbindung.

Die „Freemantle Highway“ war von Bremerhaven nach Port Said in Ägypten unterwegs. Nach ersten Erkenntnissen der Küstenwache soll das Feuer in der Nacht in einem Elektroauto entstanden sein, von denen laut Angaben niederländischer Medien 25 an Bord waren. Das Feuer habe sich danach schnell ausgebreitet.

Die Besatzung versuchte den Angaben der Küstenwache zufolge, das Feuer zu löschen. Doch das sei fehlgeschlagen. Gegen drei Uhr nachts hatten die Sicherheitskräfte mit der Evakuierung des Frachters begonnen. Einige Besatzungsmitglieder seien von Bord gesprungen, der größte Teil ist nach Angaben der Küstenwache mit Hubschraubern von Bord geholt worden.

Auch die Behörden in Deutschland sind alarmiert. „Wir beobachten die Situation“, sagte ein Sprecher des deutschen Havariekommandos in Cuxhaven am Mittwochmorgen. Das Havariekommando habe den niederländischen Behörden Unterstützung angeboten. Dafür stünden zum Beispiel Schiffe oder Einsatzkräfte bereit. Eine Entscheidung über eine Entsendung sei bislang aber noch nicht gefallen.

Der Autofrachter ist 199 Meter lang, fährt unter der Flagge von Panama und lief 2013 vom Stapel. Als Besitzerin ist laut Schiffsregister seit 2014 die japanische Reederei Luster Maritim/Higaki Sangyo vermerkt.

„Fremantle Highway“: Brand auf Autofrachter wohl durch E-Auto ausgelöst

Der Brand auf dem Frachter ist womöglich nicht die erste Schiffshavarie, die durch ein Elektrofahrzeug ausgelöst wurde. Am 1. März 2022 sank die „Felicity Ace“ auf dem Weg nach Amerika vor den Azoren – und mit ihr Tausende Luxusautos der VW-Marken Porsche, Lamborghini, Audi, Bentley und ID-Modelle von Volkswagen. Als Ursache vermuteten Experten schon damals, dass die Lithium-Ionen-Batterie eines der Fahrzeuge Feuer gefangen haben könnte.

Fremantle Highway

Mehrere Schiffe sind am Rettungseinsatz beteiligt.

Foto: Niederländische Küstenwache

Da das Schiff auf 3000 Meter Tiefe sank, konnte die Brandursache bis heute zwar nicht exakt ermittelt werden. Die norwegische Reederei Havila Kystruten aber verbietet seither den Transport von E-Fahrzeugen auf ihren Schiffen. Bislang blieb sie damit allerdings der einzige Schiffsbetreiber.

Dabei häufen sich ähnliche Vorfälle. Im Juni 2020 war ein Brand auf dem Autotransporter „Höegh Xiamen“ in Florida darauf zurückzuführen, dass die Fahrzeugbatterien nicht ordnungsgemäß abgeklemmt und gesichert wurden. Im Januar 2020 brannte es auf dem Containerschiff „Cosco Pacific“ – angeblich, weil eine nicht ordnungsgemäß deklarierte Batterieladung Feuer fing.

Zahl der Brände auf Autofrachtern nimmt zu

Die Zahl der Brände an Bord großer Schiffe hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Über alle Schiffstypen hinweg waren Feuer oder Explosionen die häufigste Ursache von insgesamt 38 gemeldeten Totalverluste im Jahr 2022, ermittelte eine Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), eine Allianz-Tochter für Industrie- und Spezialversicherungen. 21 Prozent der Schäden in der Seefahrt seien darauf zurückzuführen.

Roll-On/Roll-off-Fähren (RoRo) und Autotransporter sind laut AGCS stärker als andere Schiffe durch Feuer und Stabilitätsprobleme gefährdet. Um die Beförderung von Kraftfahrzeugen zu erleichtern, seien die Innenräume nicht wie bei anderen Frachtschiffen in getrennte Bereiche unterteilt. „Das Fehlen von Innenschotten kann sich nachteilig auf die Brandsicherheit auswirken“, heißt es bei der Versicherung.

Ein kleines Feuer an einem Fahrzeug oder einer Batterie könne daher schnell außer Kontrolle geraten. Zudem seien die Fahrzeuge nach dem Beladen kaum zugänglich.

Elektroautos: Behörden warnen vor den Folgen von Batteriebränden

Behörden wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnen schon länger vor den Gefahren solcher Brände. Denn brennende Lithium-Ionen-Batterien entwickeln sehr hohe Temperaturen, sind schwer zu löschen und entflammen sich oft erneut, wobei hochgiftige Gase die Sicherungsarbeiten in einem Schiffsrumpf zusätzlich erschweren.

Vor wenigen Wochen erst kritisierte Greenpeace-Meeresschutzexperte Manfred Santen, dass der Transport von Elektrofahrzeugen im Falle einer Havarie die maritime Umwelt gefährde. „Starke Säuren entstehen, wenn Batterien der E-Fahrzeuge mit Wasser in Kontakt kommen“, berichtete er dem Onlinedienst „News38“. Diese Säuren wie auch austretende Schwermetalle könnten Meereslebewesen schädigen.

Mehr: Drohende Naturkatastrophe vor Küste des Jemens – Öltanker „Safer“ wird abgepumpt

Erstpublikation: 26.07.2023, 07:42 Uhr (zuletzt aktualisiert am 26.07.2023, 15:06 Uhr).

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