Dax schließt im Plus – Covestro größter Tagesgewinner

Frankfurt Ein positiver Wochenauftakt für den Leitindex Dax: Zum Handelsschluss notierte das wichtigste deutsche Börsenbarometer bei 15.904 Punkten – und damit 0,5 Prozent höher im Vergleich zum Schlussstand von Freitag.

Im Fokus der Anleger steht weiterhin die Entwicklung der Inflation und damit verbunden die Geldpolitik der internationalen Notenbanken. Diese halten sich mit Signalen zu ihren nächsten Entscheidungen zurück. Das sorgt bei Anlegern für Unsicherheit.

Von „es sind noch weitere Schritte zu befürchten“ über „das war es jetzt mit den Zinserhöhungen“ bis zu „Hoffnungen auf baldige Leitzinssenkungen“ seien alle Meinungen vertreten, meint Jan Gengel, Analyst der Weberbank, mit Blick auf die USA. Anleger verkaufen daher nicht nur Aktien, sondern auch die zweijährigen US-Staatsanleihen, die stark auf mögliche Veränderungen der Geldpolitik reagieren. Ihre Rendite stieg um 0,9 Prozentpunkte bis auf 4,9 Prozent.

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Vor Börsenöffnung am Montag hatte das Statistische Bundesamt die Großhandelspreise für Juli veröffentlicht. Auch sie geben einen Anhaltspunkt für die Entwicklung der Gesamtteuerung. Die Preise sanken das vierte Mal in Folge. Im Jahresvergleich gingen sie um 2,8 Prozent zurück, im Juni hatte die Rate bei 2,9 Prozent gelegen und im Mai bei 2,6 Prozent. Ausschlaggebend ist die Entwicklung von Mineralölerzeugnissen wie Benzin, deren Preise im Juli um 20,8 Prozent sanken.

In den kommenden Tagen stehen weitere Konjunkturdaten an. So werden am Dienstag die US-Einzelhandelsumsätze veröffentlicht. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Aus Großbritannien kommen unter anderem Zahlen zur Inflation und zur Lohnentwicklung.

Marktanalyst Halver: „Wir haben eine China-Dämmerung“

Am Montag bleibt es konjunkturseitig noch relativ ruhig. Auch von der Bilanzsaison sind kaum Impulse zu erwarten. Lediglich Firmen aus der zweiten oder dritten Reihe öffnen ihre Bücher.

Gebremst werden die deutschen Märkte auch von schlechten Nachrichten aus China. Dort vertieft sich die Immobilienkrise, weil ein weiterer Projektentwickler in Zahlungsschwierigkeiten steckt.

Da der Immobiliensektor für etwa ein Fünftel der chinesischen Wirtschaftsleistung verantwortlich ist, könnte die Krise systembedrohend werden. Alle asiatischen Börsen schlossen am Montag daher im Minus.

„Die negativen Nachrichten aus China reißen nicht ab“, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. „Und China ist wirtschaftlich zu groß, um die neuen Nachrichten als lokales Problem abzutun. Deshalb ist die negative Reaktion an den Börsen weltweit absolut nicht verwunderlich.“

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Blick auf Rohstoffe und Devisen

Die Ölpreise sind am Montag jeweils um etwa ein halbes Prozent gesunken. Ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend gut 86 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI lag bei 82,71 Dollar.

In der vergangenen Woche waren die Öl-Notierungen die siebte Woche in Folge gestiegen, und der Preis für US-Öl hatte zeitweise mit 84,89 Dollar den höchsten Stand seit neun Monaten erreicht. Unter anderem hatten Förderkürzungen in Saudi-Arabien und Russland den Preisen immer wieder Auftrieb verliehen.

Die nun einsetzende Preisschwäche wird von den Sorgen vor einer schwachen konjunkturellen Entwicklung in China getrieben. Der chinesische Yuan reagiert ebenfalls auf die Unsicherheiten und fiel am Montag in Richtung seines Jahrestiefs. Der im Ausland verfügbare Offshore-Yuan notierte bei 7,2816 Dollar. Das bisherige Jahrestief hatte er im Juni mit 7,2857 Dollar erreicht. Die Währung hat damit im Jahresverlauf fünf Prozent ihres Wertes verloren – mehr als jede andere Währung Asiens. Die Märkte hoffen nun auf ein Einschreiten der chinesischen Zentralbank.

Auch der Rubel schwächte sich zum Wochenauftakt ab. 1,7 Prozent verlor die russische Landeswährung auf 101,15 gegenüber dem Dollar und war damit so schwach wie seit März 2022 nicht mehr. Damals war die Devise nach Russlands Angriff auf die Ukraine wegen der gestiegenen Energiepreise für einige Wochen in die Höhe gesprungen.

Seit dem Sommer 2022 ist die Währung allerdings auf einem kontinuierlichen Abwärtskurs. Grund sind Experten zufolge die Sanktionen der westlichen Länder sowie ihre Maßnahmen, sich von russischem Öl, Gas und Kohle unabhängig zu machen. Vor diesem Hintergrund verdichten sich in Russland die Hinweise auf eine Zinserhöhung.

Der Euro-Kurs ist am Montag etwas gesunken. Am Abend wurde die Gemeinschaftswährung bei 1,0923 Dollar gehandelt. Marktbeobachter sprachen von einer Dollarstärke, die den Euro im Gegenzug seit Freitag unter Druck setze. Zuletzt waren die Erzeugerpreise in den USA stärker als erwartet gestiegen. Ein höherer Inflationsdruck könnte die US-Notenbank Fed zu weiteren Zinserhöhungen veranlassen, was dem Dollar Auftrieb verlieh.

Blick auf Einzelwerte

Covestro: Abu Dhabis staatlicher Ölkonzern Adnoc erwägt einem Agenturbericht zufolge eine höhere Übernahmeofferte für den Kunststoffkonzern Covestro. Adnoc habe Covestro mündlich signalisiert, dass der Ölkonzern ein neues schriftliches Angebot von 60 Euro je Aktie auf den Tisch legen könnte, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen.

Die Überlegungen seien noch im Gange und Adnoc habe noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen, ob oder um wie viel das Angebot für Covestro erhöht werden solle. Covestro und Adnoc wollten sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Aktien von Covestro legten nach der Nachricht zeitweise um mehr als vier Prozent auf 48,59 Euro zu. Zum Handelsschluss betrug das Kursplus 3,8 Prozent – damit waren die Titel von Covestro größter Tagesgewinner im Dax.

TAG Immobilien: Der Immobilienkonzern hat im ersten Halbjahr einen Verlust gemacht. Grund dafür waren Abwertungen des Immobilienportfolios. Die Prognosen fürs Gesamtjahr blieben dennoch unverändert. Die Aktie fällt bis zum Handelsende um rund sechs Prozent.

Hypoport: Das Immobilienunternehmen hat im zweiten Quartal einen Verlust von 2,5 Millionen Euro eingefahren. Die Aktie fällt um 6,7 Prozent.

Talanx: Der Versicherungskonzern Talanx legt nach einem Rekordgewinn im ersten Halbjahr die Latte für 2023 etwas höher. Trotz der noch ausstehenden Hurrikan-Saison dürfte der Konzerngewinn im laufenden Jahr die bisher angepeilten 1,4 Milliarden Euro übertreffen, teilte der im MDax gelistete Versicherer mit der Hauptmarke HDI am Montag in Hannover mit. Die Papiere legen um 2,5 Prozent zu.

Bilfinger: Der Mannheimer Industriedienstleister hat im zweiten Quartal Umsatz und Marge gesteigert. Trotz der gemischten Stimmungslage in der Industrie sieht Bilfinger auch eine positive Marktentwicklung. Die Titel gewinnen 4,2 Prozent.

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