Wopke Hoekstra soll EU-Klimakommissar werden

Wopke Hoekstra

Der niederländische Außenminister ist bislang nicht mit einem besonderen Interesse am Klimaschutz aufgefallen.

(Foto: IMAGO/ANP)

Brüssel EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) will ihren niederländischen Parteifreund Wopke Hoekstra zum neuen Klimakommissar machen. Sie werde dies den Mitgliedstaaten und dem Parlament vorschlagen, sagte von der Leyen nach dem Vorstellungsgespräch Hoekstras am Dienstagnachmittag.

Hoekstra bringe „hohe Motivation“ und die relevante Erfahrung für den Posten mit, sagte die Kommissionschefin. Der 47-jährige Christdemokrat war von 2017 bis 2022 Finanzminister und ist seither Außenminister und Vizepremier der Niederlande.

Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte hatte Hoekstra vergangene Woche als Ersatz für den zurückgetretenen Kommissar Frans Timmermans nominiert. Dieser musste seine EU-Ämter niederlegen, weil er als rot-grüner Spitzenkandidat bei der niederländischen Parlamentswahl im Herbst antritt. Der Sozialdemokrat war einer der drei Stellvertreter von der Leyens und zuständig für den „Green Deal“.

Auf Timmermans’ Stellvertreterposten rückte der langjährige Kommissar Maros Sefcovic auf. Der Slowake soll künftig als EU-Vize die Umsetzung der Klimagesetze koordinieren. Zusätzlich soll es mit Hoekstra nun einen eigenen Klimakommissar geben. Er werde „unter der Leitung“ von Sefcovic arbeiten, erklärte von der Leyen.

Die genaue Aufgabenteilung der beiden Klimazuständigen wird sich in der Praxis erst einspielen müssen. Auf der Weltklimakonferenz COP28 im November soll jedenfalls schon Hoekstra die EU vertreten. Seine Regierungserfahrung werde bei der Vorbereitung „ein großer Vorteil“ sein, sagte von der Leyen.

Hoekstra könnte im Europaparlament durchfallen

Allerdings ist der Niederländer bislang nicht durch besonderes Interesse am Klimaschutz aufgefallen. Bekannt wurde er während der Pandemie, als er Coronahilfen für hochverschuldete Länder an strenge Auflagen binden wollte. Daraufhin hatten Italien und Spanien ihm mangelnde Solidarität vorgeworfen.

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Bevor Hoekstra sein neues Amt antreten kann, muss er noch eine entscheidende Hürde nehmen: die Anhörung im Europaparlament. Dort lehnen Sozialdemokraten, Grüne und Teile der Liberalen ihn ab, weil sie keinen Konservativen in diesem Amt sehen wollen.

Ihr Argument: Nach dem Sozialdemokraten Timmermans, der stets für schärfere Klimagesetze eintrat, droht mit dem Christdemokraten nun ein Kurswechsel. Denn die Europäische Volkspartei unter Manfred Weber (CSU) versucht seit einigen Monaten, neue grüne Gesetze zu verhindern.

Der Vorsitzende des Umweltausschusses, der französische Liberale Pascal Canfin, sagte, Hoekstra werde beweisen müssen, dass er der richtige Mann sei, um die ehrgeizigen Klimaziele der EU zu verfolgen. Seine Bestätigung als Klimakommissar sei „nicht gesichert“, weil er eine Zweidrittelmehrheit der Koordinatoren des Umweltausschusses brauche.

Ein Kommissar, der mit seinen konservativen Parteifreunden aus dem EU-Parlament und anderen Mitgliedstaaten den Green Deal torpediert, wäre inakzeptabel. Rasmus Andresen, Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament

Der Sprecher der deutschen Grünen im Europaparlament, Rasmus Andresen, sagte, seine Partei sehe die Nominierung skeptisch. „Ein Kommissar, der mit seinen konservativen Parteifreunden aus dem EU-Parlament und anderen Mitgliedstaaten den Green Deal torpediert, wäre inakzeptabel“, sagte er. „Von der Leyen riskiert, ins offene Messer zu laufen.“

Die europäischen Sozialdemokraten pochen zudem darauf, dass das Klimaportfolio ihnen zusteht. Dazu müsste von der Leyen die Zuständigkeiten in der Kommission neu verteilen und Hoekstra ein anderes Ressort zuweisen.

Die Möglichkeit für eine größere Rochade gäbe es, wenn Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager beim EU-Finanzministertreffen im September zur neuen Chefin der Europäischen Investitionsbank gekürt werden sollte. Dann könnten die dänischen Sozialdemokraten eine Ersatzkandidatin schicken.

Sollte Hoekstra bei der Anhörung im Umweltausschuss des Europaparlaments durchfallen, müsste von der Leyen neu planen. Am Dienstag versuchte sie zunächst, die Bedenken zu zerstreuen. Hoekstra habe in seinem Vorstellungsgespräch betont, dass er eine ehrgeizige und sozial ausgewogene Klimapolitik verfolgen wolle, sagte die Kommissionschefin.

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