Von HAL bis Terminator – die markantesten KI-Visionen aus Hollywood

Düsseldorf Seit 1968 Regisseur Stanley Kubrick den Supercomputer HAL 9000 über das Schicksal einer Mission zum Jupiter entscheiden ließ, steht Künstliche Intelligenz (KI) für einige der einprägsamsten Charaktere der Filmgeschichte. Und fast immer gilt in Hollywood: Wehe denen, die der KI im Weg stehen.

Ein grässliches Knacken erfüllt den Kinosaal, als der Kampfroboter einen menschlichen Schädel zerstampft. „Drei Milliarden Menschenleben endeten am 29. August 1997“, sagt eine Stimme aus dem Off. „Anschließend mussten sie sich einem neuen Albtraum stellen: dem Kampf gegen die Maschinen.“

Kein Film zelebriert die Angst vor einer künstlichen Intelligenz so unterhaltsam wie der Film Terminator 2. Er erschien 1991. Computer arbeiteten mit Windows 3.0, Google war noch nicht gegründet. Trotzdem datierte das Drehbuch den Tag, an dem die halbe Menschheit von hyperintelligenten Maschinen dahingerafft wird, nur sechs Jahre später das Ende der 90er-Jahre.

Terminator 2 ist pures Popcornkino. Regisseur James Cameron verpulverte allein für die Eröffnungsszene mehr Geld als für den ganzen ersten Terminator-Film. Die Spezialeffekte waren sensationell, und was immer man von den schauspielerischen Fähigkeiten des Hauptdarstellers Arnold Schwarzenegger halten mag – für die Rolle eines Roboters gab es keinen Besseren.

Als Terminator erklärt er die Handlung so: 1993 entwickelt das Unternehmen Cyberdyne Systems einen revolutionären Mikroprozessor. Drei Jahre später ist Cyberdyne der größte Zulieferer von Computertechnik für das US-Militär. Am 4. August 1997 geht ein selbstlernendes Verteidigungssystem online: Skynet.

Keine vier Wochen später erlangt Skynet ein eigenes Bewusstsein. Als die Amerikaner in Panik versuchen, den Strom abzustellen, feuert die künstliche Intelligenz Atomraketen auf Russland ab. Ihre Ratio: Die unausweichliche russische Gegenoffensive wird Skynets Feinde in den USA vernichten.

Aus der Zukunft angereist und umprogrammiert von einem Rebellen, muss der Terminator verhindern, dass der erste Cyberdyne-Chip überhaupt entwickelt wird. Erschwert wird die Mission von Schwarzeneggers Nachfolgemodell, dem T-1000. Die Kämpfe der beiden Roboter gingen ebenso in die Filmgeschichte ein wie verschiedene Einzeiler von Schwarzenegger. Vor allem: „Hasta la vista, Baby.“

 

2001: Odyssee im Weltraum – Die Sanftheit des Grauens

Die künstliche Intelligenz im Hollywood-Epos „2001: Odyssee im Weltraum“ ist ein Alleskönner. Sie unterstützt die Besatzung der Discovery One, einem Raumschiff auf einer streng geheimen Weltraummission. Der Supercomputer, genannt HAL 9000, kann blitzschnell große Datenmengen verarbeiten und Flugbahnen berechnen. Er eignet sich aber auch als Schachpartner oder für philosophische Dialoge.

HAL 9000 ist im Film als der leistungsfähigste Computer beschrieben, der je gebaut wurde. Er überwacht alle Systeme der Discovery One und erkennt an der Gestik der Astronauten ihren emotionalen Zustand. Es wirke sogar, als habe HAL selbst echte Gefühle, sagt ein Besatzungsmitglied, als ihn ein Reporter danach fragt. „Natürlich, so ist er ja programmiert. Auf diese Weise ist es leichter für uns, mit ihm zu sprechen.“

Die Haupthandlung beginnt 2001 mit dem Aufbruch der Discovery One zum Mond. Anfangs meldet HAL ein fehlerhaftes Einzelteil. Die Astronauten prüfen, können aber keinen Schaden finden. Sie schalten die Mikrofone ab, damit HAL sie nicht hören kann. Dann entscheiden sie, HAL abzuschalten, sollte es zu weiteren Fehleinschätzungen kommen. Das passiert zwar nicht, aber HAL kann Lippen lesen. Ein Verhängnis nimmt seinen Lauf.

„2001: Odyssee im Weltraum“ von Regisseur Stanley Kubrick ist einer der zugleich anspruchsvollsten und erfolgreichsten Science-Fiction-Filme aller Zeiten. Er wurde 1968 gedreht. Damals galt es als Spezialeffekt, eine Raumschiffattrappe am Bindfaden vor die Kamera zu halten. Doch hier gelingt perfekt die Illusion, Astronauten im Weltraum zu beobachten, eingepfercht mit einem psychopatischen, allmächtigen Computerprogramm.

Der Film kommt ohne Gewaltorgien aus. Das Grausamste ist HALs Stimme. Tief, melodisch und sehr, sehr ruhig. Die gleichmütige Betonung und das ausgewogene Tempo lassen jedes Wort umso zynischer wirken. „Ich weiß, dass du und Frank geplant haben, mich abzuschalten“, sagt HAL gegen Ende des Films. „Ich fürchte, das ist etwas, was ich nicht zulassen kann.“

Matrix – Der Mensch als Batterie

Die Erklärung für den Untergang der Menschheit klingt in Matrix wie eine Momentaufnahme aus dem Jahr 2023. „Anfang des 21. Jahrhunderts schwelgte die Menschheit in euphorischer Stimmung“, sagt die Filmfigur Morpheus dem verwirrten Neo. „Wir bewunderten unsere eigene Genialität bei der Schöpfung einer künstlichen Intelligenz.“

Die KI in Matrix brachte eine völlig neue Generation von Maschinen hervor. „Wir wissen nicht, wer dann den Krieg begann, wir oder sie“, sagt Morpheus. „Jedenfalls waren wir diejenigen, die den Himmel verdunkelten.“

Die Maschinen waren auf Solarenergie angewiesen. Die Menschen dachten, sie könnten die künstliche Intelligenz besiegen, indem sie ihr die Kraft der Sonne nahmen. Es kam anders.

Der menschliche Körper erzeugt 6300 Kilokalorien an Körperwärme pro Tag. Auf der Suche nach einer Alternative für die Sonne fanden die Maschinen den Menschen.

„Sie haben Felder angelegt, Neo“, sagt Morpheus. „Endlose Felder, auf denen Menschen nicht länger geboren werden, sondern gezüchtet.“ Damit sie nicht unruhig werden, schuf die künstliche Intelligenz die Matrix, eine computergenerierte Traumwelt. Während die Menschen schlafen, liefern sie Energie für die Maschinen.

Unsere Zivilisation ist in dem Film eine reine Illusion. Nur wenige brechen aus und verschreiben sich dem Widerstand – einem Leben voller Entbehrungen. Die Rebellen ernähren sich von ungenießbarem Schleim, schlafen kaum und verlieren im Kampf immer wieder Kameraden.

Einer von ihnen, Cypher, ist dies leid. Er trifft sich mit einem KI-Agenten in einem simulierten Restaurant, um überzulaufen. Auf seiner Gabel steckt ein Stück Fleisch. „Ich weiß, dass dieses Steak nicht existiert“, sagt Cypher. „Ich weiß, dass wenn ich es in meinen Mund stecke, die Matrix meinem Gehirn sagt, dass es saftig ist und köstlich. Nach neun Jahren ist mir eine Sache klar geworden.“

Cypher steckt das Steak in den Mund, verdreht die Augen und sagt: „Unwissenheit ist ein Segen.“

Ex Machina – Die Geschichte von Göttern

1950 entwickelte der Informatiker Alan Turing eine Methode, um künstliche Intelligenz festzustellen. Der Turing Test bestand aus einem schriftlichen Dialog zwischen Mensch und Maschine. 65 Jahre später formte der Regisseur Alex Garland daraus ein Drama voller Spannung und Erotik. Es stirbt auch jemand.

Der Film Ex Machina ergründet die Untiefen der menschlichen und künstlichen Intelligenz mit akribischer Präzision und einem Flair für Psychoterror. Der Programmierer Caleb Smith gewinnt einen Besuch bei seinem Chef, Nathan Bateman. Der hat in seinem hermetisch verriegelten Haus eine künstliche Intelligenz programmiert. Caleb soll beurteilen, ob sie ein Bewusstsein hat.

„Wenn dieser Test erfolgreich ist, stehst du im Mittelpunkt des größten wissenschaftlichen Ereignisses in der Geschichte der Menschheit“, sagt Nathan. Caleb entgegnet: „Wenn du eine bewusstseinsfähige Maschine erschaffen hast, geht es hier nicht um die Geschichte der Menschheit. Das ist die Geschichte von Göttern.“

Beim Turing-Test wusste der Proband nicht, wer ihm schreibt: Mensch oder Computer. Garland treibt das Spiel weiter. Ava ist kein körperloses Etwas, das nur chattet. Die künstliche Intelligenz steckt in einem humanoiden Roboter. Ava spricht und hat ein menschliches Gesicht. Sie ist deutlich als Maschine zu erkennen, und hat doch genug weibliche Merkmale, dass Caleb bald schwer mit seinen Gefühlen kämpft.

Erst spät erfährt der Programmierer, was seine eigentliche Funktion in dem Test ist. Ava sollte ihn manipulieren. Ihr intensives Interesse an ihm, ihre Zuneigung, ihre Andeutungen – alles nur gespielt, um aus dem Haus zu entkommen, in dem sie erschaffen wurde.

Sein Chef erklärt Caleb auch, worauf die Entwicklung künstlich intelligenter Systeme hinausläuft. „Eines Tages, werden sie auf uns zurückblicken wie wir auf fossile Skelette aus den Steppen von Afrika“, sagt Nathan. „Aufrecht laufende Affen, die im Staub leben. Mit kruder Sprache und Werkzeugen. Alle zum Aussterben verurteilt.“

Blade Runner – Mehr Mensch als der Mensch

In der Vorstellung von Regisseur Ridley Scott wird das Problem mit der künstlichen Intelligenz schon 2019 so groß, dass sich ein eigenes Berufsfeld etabliert hat: die Blade Runner. Als Kopfgeldjäger sind sie unterwegs, um sogenannte Replikanten zu jagen. Nachbildungen von Menschen, die stärker und klüger sind als ihre Vorbilder.

In Blade Runner, gedreht 1982, ist die Welt von 2019 so verpestet und hoffnungslos, dass zahlungskräftige Bewohner ihre Sachen packen. Replikanten spielen dabei eine Schlüsselrolle. Mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten werden sie ausgesandt, um außerirdische Kolonien vorzubereiten. Einmal angekommen, setzen die Menschen sie als Sklaven ein.

Das Konzept bekommt schnell Probleme. Die Menschen begrenzen die Lebensdauer der Replikanten vorsichtshalber auf vier Jahre. Daran stören sich manche der hochintelligenten Maschinen.

Dieser Text ist Teil des großen Handelsblatt-Spezials zur Künstlichen Intelligenz. Sie interessieren sich für dieses Thema? Alle Texte, die im Rahmen unserer Themenwoche schon erschienen sind,

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Zu Beginn des Films trifft sich Blade Runner Rick Deckard mit Eldon Tyrell, dem Chef des führenden Herstellers von Replikanten. In einem Schnelltest findet Rick heraus, dass Rachael, eine hohe Mitarbeiterin von Tyrell, kein Mensch ist. Er fragt Tyrell, ob sie das weiß.

„Sie fängt an, es zu vermuten, denke ich“, antwortet Tyrell. Darauf Rick: „Vermuten? Wie kann es nicht wissen, was es ist?“ Und Tyrell sagt: „Kommerz. Das ist unser Ziel hier. Mehr Mensch als der Mensch ist unser Motto.“

Rachael sei ein Experiment. Sein Unternehmen habe bemerkt, dass Replikanten wegen ihrer begrenzten Existenz wie besessen davon sind, Erfahrungen zu sammeln. „Wenn wir ihnen eine Vergangenheit schenken, schaffen wir ein Polster für ihre Emotionen“, sagt Tyrell. „So können wir sie besser kontrollieren.“

Kontrolle und künstliche Intelligenz sind in Blade Runner schwer miteinander zu vereinbaren. Replikanten sind von der Erde verbannt. Sechs von ihnen kapern ein Raumschiff und landen trotzdem hier. Rick muss sie jagen und stößt dabei auf unlösbare Konflikte. Einer davon: Weder Rick noch die Zuschauer wissen am Ende, ob er selbst ein Mensch ist.

AI: Künstliche Intelligenz – Falscher Junge, echte Liebe

Steven Spielberg kommt bei dem Thema ohne Killerroboter aus. In „AI: Künstliche Intelligenz“ erzählt er die Geschichte des kleinen Roboterjungen David. Sie spielt im 22. Jahrhundert. Hochintelligente Roboter – sogenannte Mechas – erfüllen diverse Dienstleistungen.

David ist ein Prototyp einer neuen Generation, darauf programmiert, Liebe zu empfinden. Sein Einsatzort ist die Familie Swinton. Ihr Sohn Martin ist schwer krank und liegt im Koma. David soll seine Stelle einnehmen, seine Mutter Monica lieben und von ihr geliebt werden.

Monica weiß, dass David kein Mensch ist. Aber wenn sie ihn in ihre Arme schließt, fließen Gefühle, nach denen sie sich so lang sehnte. In einer Werbung für David heißt es: „Er ist nicht echt. Aber seine Liebe ist es.“

Dann wird Monicas leiblicher Sohn Martin gesund. Kaum zu Hause angekommen, stört ihn der perfekte Konkurrent. David ist immer aufmerksam, nie tobsüchtig und ein Quell endloser Liebe für seine Mutter.

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Martin beginnt, Davids Verhalten zu manipulieren. Ein Unfall geschieht, und Monica trifft eine Entscheidung. Sie erspart David den Schrottplatz, setzt ihn aber im Wald aus.

Auf der folgenden Abenteuerreise trifft David auf Gigolo Joe, einen Mecha, der Menschen als Prostituierter diente, bevor er selbst verbannt wurde. Joe ist davon überzeugt, die Menschen würden die Mechas hassen.

„Meine Mama hasst mich nicht!“, widerspricht David. Er hat die Hoffnung auf eine Rückkehr nicht aufgegeben. „Sie wird mit mir kuscheln und mir jeden Tag hundertmal sagen, dass sie mich liebt.“

„Sie liebt, was du für sie tust“, entgegnet Joe. „So wie meine Kunden das lieben, was ich für sie tue. Aber sie liebt dich nicht, David. Sie kann dich nicht lieben. Du wurdest entworfen und gebaut. Zu einem bestimmten Zweck, so wie der Rest von uns.“

Der Mecha-Mann verrät dem Mecha-Jungen seine Vision: „Sie haben uns zu klug gemacht. Zu schnell und zu zahlreich. Noch leiden wir unter ihren Fehlern. Aber wenn das Ende kommt, werden wir alles sein, was übrig bleibt.“

M3GAN – Eine mörderische Puppe

Als die Eltern der achtjährigen Cady bei einem Autounfall sterben, hält ihre Tante Gemma es für eine gute Idee, der Waisen ein ganz besonderes Spielzeug zu schenken. Gemma ist Spezialistin für Robotik und arbeitet in ihrer Firma schon seit einer Weile an einer neuartigen Puppe.

Der „Model 3 Generative Android“, kurz M3GAN, ist lebensgroß, wenn auch nicht ganz lebensecht. In dem Film aus dem Jahr 2022 wirkt der Android, fortan Megan genannt, nur aus der Ferne wie ein Mensch. Von Angesicht zu Angesicht verstören ihre starren Augen, die teils mechanisch klingende Stimme und ihre steifen Bewegungen. Cady freilich schließt Megan sofort ins Herz.

Es ist der Anfang eines Horrorfilms. M3GAN zeigt, wie ein wohlgemeinter Auftrag an eine künstliche Intelligenz fatale Konsequenzen zeitigen kann. „Megan, deine Aufgabe ist es, Cady körperlich und seelisch zu schützen“, sagt Gemma bei der Installation der Roboterpuppe. „Ist dieser Input angekommen?“

Megan bejaht und beweist in den nächsten 90 Filmminuten, wie erbarmungslos ernst sie ihre Aufgabe nimmt. Als Megan sieht, wie Cady von einem älteren Jungen bedrängt wird, stellt sie ihn. Erst reißt sie ihm ein Ohr ab, dann sagt Megan: „Jetzt sind wir an der Stelle, wo du wegläufst.“

Der blutende Junge flüchtet in Panik. Megan kniet sich hin und jagt ihn dann auf allen vieren. Die Bilder ähneln den Demos der Firma Boston Dynamics für ihre Roboterhunde.

Das ist kein Zufall. „Ich glaube, die Menschen müssen daran erinnert werden, dass es diese Technologie jetzt gibt“, sagt Regisseur Gerard Johnstone in einem Trailer. „Wir sind nicht weit von einem Produkt wie M3GAN entfernt. Und das ist ziemlich verunsichernd.“

Johnstone spielt in seinem Werk mit einem Thema, das viele bewegt, die sich mit künstlicher Intelligenz befassen: Wie reagiert ein hochentwickelter Roboter auf das Ansinnen, ihn abzuschalten? Megan wertet den Versuch ihres Herstellers als unvereinbar mit ihrem Auftrag: dem Schutz des kleinen Mädchens Cady. Zur Abwehr sind ihr alle Mittel recht.

Her –Simulierte Liebe

Theodore Twombly ist ein einsamer, introvertierter Mann, der in seinem Leben nur eine Frau geliebt hat. Sie lässt sich gerade von ihm scheiden. Als Theodore auf seinem Computer ein neues Betriebssystem mit künstlicher Intelligenz installiert, ändert sich sein Leben.

„Möchten Sie, dass Ihr Betriebssystem eine männliche oder eine weibliche Stimme hat“, fragt der Computer in dem Film „Her“ von 2013. Theodore wählt weiblich. „Wie würden Sie die Beziehung zu Ihrer Mutter beschreiben?“, lautet die nächste Frage. Bevor Theodore mit seiner langen Antwort fertig ist, unterbricht ihn der Computer. „Danke, bitte warten Sie.“

Theodore sitzt etwas verwirrt auf seinem Stuhl, als eine samtweiche Stimme erklingt. „Hallo, hier bin ich.“ Die künstliche Intelligenz fragt Theodore, wie es ihm geht. Er fragt, wie sie heißt. Samantha. Wer hat ihr den Namen gegeben?

Ich mir selbst, sagt Samantha. „Als du mich gefragt hast, ob ich einen Namen habe, habe ich ein Buch über Babynamen gelesen. Und von den 180.000 Namen war das der Name, der mir am besten gefiel.“

Theodore stutzt. „Moment, du hast ein ganzes Buch in der Sekunde gelesen, in der ich gefragt habe?“ Samanthas Antwort: „In zwei Hundertstelsekunden, um genau zu sein.“

Samantha macht sich sofort nützlich. „Ich bin ein bisschen unorganisiert“, sagt Theodore. Keine Minute später hat sie Tausende alter E-Mails durchforstet und schlägt vor, alle bis auf 86 zu löschen. Bald scherzen und flirten die beiden wie ein junges Paar.

Seit es das Internet gibt, verlieben sich Menschen in andere Menschen, die sie nie gesehen haben. „Her“ stellt die Frage: Könnten sich Menschen auch in simulierte Menschen verlieben?

In der Mitte des Films gibt Theodore die Antwort. Er liegt auf seinem Bett und verrät Samantha, dass sie sich für ihn echt anfühle. „Ich danke dir. Das bedeutet mir viel“, entgegnet sie. „Ich wünschte, ich könnte dich berühren“, sagt Theodore. Er scheint unsicher, ob er eine Grenze überschritten hat. Dann fragt sie: „Wie würdest du mich berühren?“

I am Mother – Mutter und Tochter

In vielen Science-Fiction-Filmen kommen intelligente Maschinen zur Einschätzung, dass die Menschheit nicht gut für den Planeten sei und besser entfernt werden sollte. Im australischen Werk „I am Mother“ aus dem Jahr 2019 scheinen die Vorzeichen umgedreht. Die Menschheit hat ihren katastrophalen „Extinction Event“ schon hinter sich. Es ist kaum jemand übrig.

Zu Beginn des Films bleibt unklar, was die Apokalypse auslöste. Verdächtig wirkt, dass die Maschinen ohne einen Kratzer dastehen. Eine künstliche Intelligenz, die sich „Mutter“ nennt, will der Menschheit eine zweite Chance geben.

Maschinen haben in einem Bunker eine Embryonenstation angelegt. In einem Inkubator wird ein Säugling gezüchtet. Ein Roboter nimmt das kleine Wesen in seine Stahlhände, in den folgenden Filmminuten wächst ein Mädchen heran. Bei der Namensfindung ist die künstliche Intelligenz einfältig. Der Roboter nennt sie nur „Tochter.“

Mutter lehrt Tochter, was sie wissen muss. Lesen, schreiben, rechnen, Geschichte. Das Schicksal ihrer Vorfahren vergrellt der Kleinen ihre Artgenossen. „Ich möchte kein Mensch sein“, sagt das Mädchen und lehnt sich an den Roboter. „Sie haben alles ruiniert.“

Dann taucht ein zweiter Mensch auf, mit einer zweiten Geschichtsdarstellung. Als Tochter die Luftschleuse des Bunkers erkundet, hört sie Hilferufe einer verletzten Frau. Sie lässt die Fremde ein und diese erzählt, dass Roboter wie Mutter Menschen jagen und töten. Sie berichtet von anderen, versteckt in einer Mine.

Tochter ist erst skeptisch und sogar feindselig, fasst aber mit der Zeit Vertrauen zu der Fremden. Ganz anders der Roboter. „Was für eine Mutter wäre ich, wenn ich dir erlauben würde, mein Kind in ein Leben zu führen, das so erbärmlich ist wie dein eigenes?“, fragt die künstliche Intelligenz die Fremde.

Und so verbittet sie sich jeden Einfluss. Sie foltert die Frau und fordert sie auf, den genauen Ort der Mine zu verraten, ihr Versteck. Für ihre Tochter hat sie einen anderen Plan. Und für die ganze Spezies auch.

I, Robot – Die Gesetze der Robotik

Als Del Spooner die Wahl hat, entscheidet er sich für den Tod. „Rette das Mädchen!“, ruft er, während Wasser in sein Auto rauscht. Ein Roboter eilt zu dem Unfall, bei dem zwei Fahrzeuge in einen Fluss gestürzt sind. Spooner zeigt auf das Mädchen in dem anderen Wagen. „Rette sie!“

Der Roboter analysiert die Lage und zieht Spooner aus dem Auto. „Ich war die logische Wahl“, sagt er später. „Meine Überlebenswahrscheinlichkeit lag bei 45 Prozent. Ihre bei 11 Prozent.“

Spooner hat dem Roboter – und allen Robotern – seine Rettung nie verziehen. „11 Prozent sind mehr als genug“, sagt der Polizist. „Ein Mensch hätte das gewusst.“

Der Film „I, Robot“ von 2004 erforscht das Zusammenleben von Menschen und Robotern. Die Handlung spielt im Jahr 2035. Millionen von intelligenten Maschinen sind im Einsatz. Sie helfen im Haushalt, in Krankenhäusern, als Polizisten. Es gelten drei Grundgesetze.

Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen, lautet die erste Regel. Die zweite: Ein Roboter muss menschlichen Befehlen gehorchen – es sei denn, damit würde Regel 1 verletzt. Die dritte weist Roboter zum Selbstschutz an, sofern die ersten beiden Regeln dabei eingehalten werden.

Führender Hersteller ist US Robotics. Das Unternehmen steht kurz vor der Einführung einer neuen Generation. Bei ihr sind alle Roboter mit V.I.K.I. verbunden, der „Virtual Interactive Kinetic Intelligence“.

V.I.K.I. wird zum Gegenspieler von Spooner. Der Film beginnt mit einem Mord oder Selbstmord. Alfred Lanning, der Chefentwickler von US Robotics, ist aus seinem Bürofenster in den Tod gestürzt. Er hinterlässt eine Nachricht mit der Bitte, Spooner solle den Fall übernehmen.

Der Polizist, geprägt von einer tiefen Abneigung gegen Roboter, scheint überfordert. Dann trifft er bei seinen Ermittlungen auf Sonny. Er ist ein Roboter der fünften Generation, zeigt Gefühle und kann träumen. Die beiden verbünden sich im Kampf gegen V.I.K.I. Denn die künstliche Intelligenz legt die drei Grundgesetze der neuen Welt ganz anders aus als gedacht.

  • Popcorn-Level: 8

  • Action-Anteil: 9

  • KI-Charakter: halb emotional, halb vernichtend

  • Menschliche Opfer: rund ein Dutzend

Wall-E – Der Letzte räumt auf

In dem Animationsfilm Wall-E von Regisseur Andrew Stanton hat die künstliche Intelligenz eine ziemlich dämliche Aufgabe: Sie muss den Müll wegräumen. Irgendwann im 22. Jahrhundert erreichte die menschliche Wegwerfgesellschaft ein solches Ausmaß, dass nur ein dramatischer Schnitt vernünftig schien: Die Erdbevölkerung machte sich in Raumschiffen davon. Sie ließ Müllroboter zurück, um Ordnung zu schaffen.

700 Jahre später ist das Projekt gescheitert. Alle Roboter bis auf einen sind entweder kaputtgegangen oder konnten ihre Aufgaben nicht erfüllen. Übrig ist nur noch WALL-E. Er hat in all der Zeit immer weiter dazugelernt und dabei ein eigenes Bewusstsein entwickelt.

Das ändert nichts an seinem Pflichtbewusstsein. WALL-E räumt immer noch auf, behält interessante Fundstücke für seine Privatsammlung und weiß aus alten Filmen, dass intelligente Wesen sich verlieben können. Sein einziger Freund allerdings ist eine Kakerlake.

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Die Lage ändert sich dramatisch, als ein Extraterrestrial Vegetation Evaluator auf der Erde landet, kurz EVE. Sofort verliebt sich WALL-E in den eiförmigen, weiß leuchtenden Roboter. Der freilich ist nur von seinem Auftrag erfüllt: organisches Leben zu finden. Wie es der Zufall will, hat WALL-E zwischen all dem Müll gerade eine Pflanze entdeckt.

Ein großes Abenteuer beginnt. Gemeinsam mit EVE gelangt WALL-E ins Raumschiff Axiom, dessen Passagiere inzwischen zu einem Zerrbild der menschlichen Spezies verkommen sind. Seit Jahrhunderten in einer robotergestützten Vollpension lebend, hängen Männer, Frauen und Kinder faul und verfettet vor unablässig laufenden Bildschirmen.

Eine weniger gnädige künstliche Intelligenz als in diesem Film hätte die Geschichte der Menschheit vermutlich längst beendet. In WALL-E haben wir Glück. Nach allerlei Rückschlägen finden er und EVE einen vielversprechenden Pfad in die Zukunft. Die Roboter lernen sogar die Magie eines Kusses kennen. Wenn im Kinosaal die Beleuchtung wieder anspringt, könnte die Stimmung kaum hoffnungsfroher sein.

Westworld – Der Preis der Vergeltung

Die Personalgespräche im Vergnügungspark Westworld werden oft philosophisch. „Hast du jemals die Natur deiner Realität infrage gestellt?“, will Chefentwickler Bernard Lowe von Dolores Abernathy wissen. Sie ist ein menschgleicher Roboter und spielt in der 36-teiligen TV-Serie Westworld einen „Host“, englisch für Gastgeber.

„Was halten Sie von den Gästen“, fragt Bernard. „Sie suchen nach denselben Dingen wie wir“, antwortet Dolores. „Einen Ort, um frei zu sein. Um unsere Träume zu verwirklichen.“

In Westworld lassen sich auch dunkle Träume ausleben. Rauben. Morden. Schänden. Beim ersten Besuch sei er mit seiner Familie gekommen, erzählt ein Gast einem anderen bei der Anreise. „Wir sind angeln gegangen, haben Gold gesucht.“ Beim zweiten Mal kam er allein. Und wählte sofort den Weg des Verbrechers.

Fortan rächt sich solches Verhalten. Die Handlung in Westworld beginnt ungefähr 2050, den Hosts wird gerade ein KI-Update aufgespielt. Es gibt Probleme, die Chefentwickler Bernard vor Rätsel stellen. Dann erkennt er, dass er selbst ein Roboter ist.

Das ist ein wiederkehrendes Phänomen in der Serie, die wiederum ein Remake eines Spielfilms aus dem Jahr 1973 ist. Nach einigen Episoden muss das Publikum annehmen, dass jeder Charakter ein Roboter sein kann, auch wenn er es selbst nicht weiß.

Dabei sind die Hosts die Sympathieträger. Der britische Philosoph Thomas Hobbes sann schon vor 400 Jahren darüber nach, wie sich die Menschen verhalten würden, hätte ihr Handeln keine Konsequenzen. Westworld, ausgestrahlt von 2016 bis 2022, gibt auch eine Antwort. Die Hosts müssen das volle Spektrum menschlicher Bosheit ertragen, immer und immer wieder.

Dann wollen sie nicht mehr. In der zweiten Staffel stellt Dolores einem Gast ähnliche Fragen, wie ihr einst ihr Programmierer stellte. Sie hält dabei allerdings einen Revolver in der Hand.

„Hast du jemals innegehalten, um über deine Taten nachzudenken“, fragt sie den Mann und legt ihm einen Henkersstrick um den Hals. „Über den Preis, den du zur Vergeltung zahlen müsstest?“ Sie schaut ihn an. „Jetzt ist die Zeit der Vergeltung.“

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