SAP erhöht die Wartungspreise – Weitere Preiserhöhungen geplant

Berlin, Düsseldorf SAP hebt für viele Bestandskunden erneut die Preise an. Unternehmen zahlen für die Wartung von Softwarelizenzen ab Anfang 2024 bis zu fünf Prozent mehr, wie der Konzern seinen Kunden Mitte der Woche mitteilte. Konkret richtet sich der Aufschlag nach dem Anstieg des lokalen Verbraucherindizes, wird bei hohen Geldentwertungsraten jedoch bei fünf Prozent gedeckelt. Nach einer langen Phase der Stabilität hatte SAP bereits im vergangenen Jahr bis zu 3,3 Prozent aufgeschlagen.

Der Softwarehersteller verwies in seinem Kundenportal auf „die aktuellen Marktbedingungen, die von nach wie vor hohen Inflationsraten gekennzeichnet sind“. Zudem sei die Wartung klassischer Softwaresysteme – im Fachjargon On-Premise – komplex, da zahlreiche unterschiedliche Versionen auf dem Markt im Einsatz seien.

Die Preiserhöhung liegt unterhalb der Inflation im Euro-Raum, wo die Verbraucherpreise im Juni um 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Die Kundenorganisation DSAG, die Mitglieder aus 3800 Anwenderunternehmen vertritt, ist trotzdem verärgert.

Der Mehrwert, der sich für die Unternehmen durch den SAP-Support und die damit verbundenen Leistungen einstellen sollte, steige „seit Jahren nicht im gleichen Maße wie die dafür erhobenen Preise“, sagte DSAG-Fachvorstand Thomas Henzler. „Produkte wandern in die Cloud und müssen dort dann extra erworben werden.“ Altsysteme würden hingegen von Innovationen ausgeschlossen.

SAP ist nicht der einzige Technologiekonzern, der die Kunden zur Kasse bittet. So hat Salesforce jüngst die erste Preiserhöhung seit sieben Jahren angekündigt, ab August kosten die Produkte durchschnittlich neun Prozent mehr. Der Konzern begründet den Schritt mit der Entwicklung neuer Funktionen. Microsoft hat die Preise im Euro-Raum unter Verweis auf Wechselkurseffekte um elf Prozent angehoben.

Notwendige Updates: Für SAP ist es möglich, „die Inflation weiterzureichen“

Beim Kauf von Softwarelizenzen schließen Unternehmen üblicherweise einen Wartungsvertrag mit SAP ab. Ohne geht es kaum: Die Kunden erhalten vom Hersteller beispielsweise Sicherheitsupdates und Anpassungen an Gesetzesänderungen. Beim meistgenutzten Modell, dem sogenannten Enterprise Support, macht das regulär 22 Prozent der Lizenzkosten aus.

Unternehmen müssen sich künftig auf regelmäßige Preiserhöhungen einstellen. SAP habe in der Vergangenheit Kostensteigerungen absorbiert und die Kunden so „verwöhnt“, sagte Finanzchef Dominik Asam im Mai gegenüber Analysten. Der Konzern habe aber die Fähigkeit, „die Inflation weiterzureichen“, und werde das in Zukunft häufiger tun.

SAP steht unter Druck, die Profitabilität zu erhöhen. Das Management hat den Analysten und Aktionären in Aussicht gestellt, dass die Gewinne nach der strategischen Neuausrichtung im Herbst 2020 wieder deutlich steigen. Das Betriebsergebnis soll im laufenden Geschäftsjahr zweistellig wachsen.

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Die Preiserhöhung dürfte einen signifikanten Effekt haben: Im vergangenen Jahr erreichte der Konzern mit der Wartung einen Umsatz von 11,9 Milliarden Euro, bei einer Bruttomarge von 88 Prozent im Bereich Software und Support. Durch den Aufschlag kommen mehrere Hundert Millionen Euro obendrauf, praktisch ohne zusätzliche Aufwendungen.

Nach Einschätzung von Marktbeobachtern und mancher Kunden nutzt SAP die Preispolitik zudem, um Bestandskunden zur Einführung von Cloudprodukten zu bewegen – die stehen im Mittelpunkt der Strategie von Vorstandssprecher Christian Klein, bedeuten sie doch kalkulierbare Einnahmen und Potenzial für die Vermarktung zusätzlicher Produkte.

SAP-Chef Christian Klein

Der Vorstandssprecher des Softwarekonzerns SAP will mehr Kunden in die Cloud holen.

(Foto: dpa)

Es sei „sehr wichtig, zu betonen“, dass SAPs neueste Innovationen und Funktionen nur in den Cloudprodukten ausgeliefert würden, sagte CEO Klein jüngst bei der Vorstellung der Quartalszahlen.

Ein denkbares Kalkül, wie es die Großbank UBS in einem Report beschreibt: Wenn die Preise für Softwarewartung stärker steigen als die für Cloudprodukte, wird die Umstellung attraktiver. SAP selbst betont gegenüber den Kunden, dass cloudbasierte Systeme die „stabilsten, zuverlässigsten und kosteneffizientesten Möglichkeiten“ seien, um betriebswirtschaftliche Software (ERP) zu betreiben.

Auch die Wechselgeschwindigkeit soll offenbar erhöht werden. Kunden berichten von Ankündigungen, denen zufolge die bislang mögliche Anrechnung von Lizenzgebühren bei einem Wechsel in die Cloud sukzessive abschmelzen soll.

Die Regelung machte den Umstieg bislang günstiger. Für Bestandskunden, die mit einer Vertragsunterzeichnung warten, wird es also offenbar immer teurer.

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