Nigeria – So steht es um die größte Volkswirtschaft Afrikas

Ölindustrie in Nigeria

Im Außenhandel ist das westafrikanische Land von dem Rohstoff abhängig.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Nigeria steht nicht nur auf Platz 6 der bevölkerungsreichsten Länder der Erde. Das Land ist auch die größte Volkswirtschaft Afrikas, knapp vor Ägypten.

Dennoch erlangte Nigeria hierzulande medial Bekanntheit vor allem aufgrund der radikalislamistischen Terrorgruppe Boko Haram, die im Norden des Landes aktiv ist. Die Gruppe bekämpft seit Jahren das nigerianische Militär, dazu kommen weitere gewalttätige Konflikte über das Land verteilt. Eine mögliche militärische Auseinandersetzung mit dem Nachbarland Niger kommt jetzt noch dazu.

Wie beeinflusst die Gewalt die Wirtschaft in Nigeria? Und wie wirkt sich die Abhängigkeit vom Geschäft mit Erdöl auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes aus?

Wie groß ist das BIP von Nigeria?

Das nigerianische Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug im vergangenen Jahr knapp 477 Milliarden US-Dollar. Obwohl es die größte Volkswirtschaft Afrikas ist, ist Nigeria ein Entwicklungsland. Seine Wirtschaft erlitt in den vergangenen zehn Jahren mehrere Krisen.

Gleich drei Wirtschaftskrisen haben den westafrikanischen Staat zuletzt geprägt. Der Grund für die negative Entwicklung war vor allem die Abhängigkeit des Landes vom Ölexport.

Nigeria hat große Ressourcenvorkommen, die meisten Exporteinnahmen stammen aus dem Verkauf von Erdöl. 2016 sank die Erdölproduktion aber deutlich, nachdem Rebellengruppen Ölpipelines attackiert hatten.

Vor allem aber fiel der Rohölpreis auf dem Weltmarkt sowohl nach 2014 als auch nach 2019 deutlich. Da außerdem die Produktionskosten von Erdöl in Nigeria im internationalen Vergleich relativ hoch liegen, sprechen Fachleute vom „Öl-Fluch“ Nigerias.

Trotz der hohen Abhängigkeit vom Ölexport geht der Internationale Währungsfonds (IWF) davon aus, dass die nigerianische Wirtschaft in den nächsten Jahren stark wachsen könnte.

Für 2028 prognostiziert der IWF Nigeria ein BIP von 915,6 Milliarden US-Dollar. Das wäre fast doppelt so viel wie die Wirtschaftsleistung von 2022.

Wie hoch ist die Inflation in Nigeria?

Ein weiterer belastender Faktor für die ökonomische Lage in Nigeria ist die konstant hohe Inflationsrate. Für das laufende Jahr prognostiziert der IWF eine Inflation von mehr als 20 Prozent. Zum Vergleich: Für Deutschland rechnet der IWF aktuell mit einer Teuerung von 6,2 Prozent.

Mit verhältnismäßig niedrigen Inflationsraten wie etwa 2007 (5,4 Prozent) ist in Nigeria in den kommenden Jahren nicht zu rechnen. Der IWF rechnet zwar mit einer fallenden Inflationsrate. Trotzdem würde die Inflation Nigerias 2027 demnach immer noch 14 Prozent betragen.

Welche Wirtschaftssektoren sind die wichtigsten in Nigeria?

Die Agentur Germany Trade and Invest (GTAI), die dem Bundeswirtschaftsministerium zugeordnet ist, hat die wichtigsten Wirtschaftssektoren Nigerias für 2020 analysiert.

Der Wirtschaftsbereich, der am meisten zum BIP beitrug, war demnach die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft mit etwa einem Viertel der Bruttowertschöpfung. Die Sektoren Bergbau und Industrie trugen knapp 21 Prozent zum BIP bei, Handel, Gaststätten und Hotels weitere 15 Prozent.

Welche Länder sind Nigerias wichtigste Handelspartner?

Zu den wichtigsten Handelspartnern von Nigeria gehören auch einige europäische Länder. Die meisten Importe kommen aber aus China, während die meisten Exporte nach Indien geliefert werden.

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Zusammengerechnet machen die nigerianischen Exporte nach Spanien, Frankreich, Italien und die Niederlande 28 Prozent des Exportumsatzes aus. Afrikanische Länder zählen indes mit Blick auf die Gesamtsumme der Ex- und Importe nicht zu Nigerias wichtigsten Handelspartnern.

Welche Güter handeln Nigeria und Deutschland?

Bemerkenswert ist: Deutschland hat eine leicht negative Handelsbilanz mit Nigeria. Der afrikanische Staat exportiert mehr Güter nach Deutschland als die Bundesrepublik nach Nigeria exportiert. 2021 lagen die nigerianischen Lieferungen nach Deutschland bei 1,2 Milliarden Euro. Deutsche Waren, die nach Nigeria geliefert wurden, waren eine Milliarde Euro wert.

Die Bundesrepublik lieferte 2021 laut GTAI vor allem Maschinen (21,6 Prozent der Exporte), Nahrungsmittel (20,7 Prozent) und chemische Erzeugnisse (17,7 Prozent) in das westafrikanische Land. Aus Nigeria wurde nach Deutschland vor allem Erdöl exportiert (fast 80 Prozent der Exporte), gefolgt von Nahrungsmitteln (zwölf Prozent).

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