Nestlé hebt die Preise weltweit weiter an

Kitkat-Schokoriegel

Süßwaren bescheren dem Nahrungsmittelriesen ein Wachstumsplus.

(Foto: Reuters)

Zürich Der Nahrungsmittelriese Nestlé setzt weltweit weiterhin kräftige Preiserhöhungen durch. Das sorgt für steigende Umsätze und Margen – auch wenn der Konzern dafür geringere Absatzmengen in Kauf nehmen muss. Im ersten Halbjahr 2023 kletterte der Umsatz um 1,6 Prozent auf 46,3 Milliarden Franken, wie Nestlé am Donnerstag mitteilte.

Weltweit setzte Nestlé Preiserhöhungen im Umfang von 9,5 Prozent durch. Allerdings schmälerten Wechselkurseffekte und geringe Verkäufe den Umsatz. Die operative Marge verbesserte Nestlé leicht, von 16,9 auf 17,1 Prozent. Für die zweite Jahreshälfte ist Nestlé-Chef Mark Schneider optimistisch.

„Angesichts der starken Resultate in der ersten Jahreshälfte heben wir unseren Ausblick für das organische Umsatzwachstum für 2023 an.“ Diese werde auf Jahressicht zwischen sieben und acht Prozent liegen. Für die operative Marge hat Schneider einen Zielkorridor von 17 Prozent bis 17,5 Prozent ausgegeben.

Die Preiserhöhungen fielen in der Region Lateinamerika mit 12,5 Prozent am höchsten aus. Darauf folgten Europa mit 11,3 Prozent und Nordamerika mit elf Prozent. Auf Ebene der Produkte profitierte Nestlé von der starken Markposition bei Tierfutter, das Geschäft wuchs zweistellig.

Auch der Umsatz mit Süßwaren, vor allem Kitkat, sei stark zweistellig gewachsen. Im Geschäft mit Kaffeekapseln der Marke Nespresso sowie in der Sparte für Nahrungsergänzungsmittel, Health Sciences, kämpft Nestlé dagegen mit stagnierenden Umsätzen und schwächelnden Margen.

Kostendruck bleibt hoch

Bei den Investoren kommen die Zahlen gut an. Jean-Philippe Bertschy von der Bank Vontobel lobt: „Die Entwicklung vom ersten zum zweiten Quartal sieht vielversprechend aus und es sieht so aus, als ob der Höchststand der Inflation hinter uns liegt.“ Allerdings gebe es auch noch Raum für Verbesserung, etwa in der Sparte Nestlé Health Science.

James Edward Jones, Analyst bei der Investmentbank RBC Capital Markets kommentierte die Nestlé-Zahlen mit den Worten „etwas unzureichend, unser Meinung nach“.

Alexander von Maillot, Chef von Nestlé Deutschland, verwies auf den weiter bestehenden hohen Kostendruck und steigende Lieferantenpreise. Die Bruttomarge sei erneut leicht gesunken, auf 45,60 Prozent. „Das zeigt, dass wir die Kosten nicht komplett weitergeben.“

Bei vielen Rohstoffen sei das Preisniveau weiterhin auf sehr hohem Niveau, etwa bei Zucker, Kakao oder Tomaten, sagte von Maillot weiter. „Wir müssen unseren Lieferanten mehr bezahlen – und wollen das auch, zum Beispiel den Landwirten.“ Spielraum für sinkende Preise sehe er daher nicht.

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Der Nestlé-Deutschlandchef betonte: „Wir versuchen die Preiserhöhungen erschwinglich und verantwortungsbewusst zu gestalten.“ Ihm zufolge sind die Handelspreise für Nestlé-Produkte in Deutschland leicht unter dem europaweiten Durchschnitt von über elf Prozent gestiegen.

Viele deutsche Verbraucher spüren die gestiegenen Lebenserhaltungskosten: Daher greifen immer mehr Menschen zu den preiswerten Eigenmarken der Supermarktketten. Viele Markenhersteller müssen daher mitunter hohe Rabatte auf ihre Produkte einräumen. Doch Nestlé kann bei vielen Marken im Portfolio noch Preiserhöhungen durchsetzen.

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