Milliardärsfamilie Strüngmann kauft Desinfektionsmittel-Hersteller Schülke

Desinfektionsmittel von Schülke

Medienberichten zufolge dürfte Schülke bei dem Verkauf mit rund 1,4 Milliarden Euro bewertet werden.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der schwedische Finanzinvestor EQT verkauft das Pharmaunternehmen Schülke & Mayr an die Biontech-Investoren Strüngmann. Schülke geht an ein Konsortium, das von Athos geführt wird, dem Family-Office der Strüngmann-Milliardäre, wie EQT am Montag mitteilte.

Über den Verkaufspreis haben die Parteien Stillschweigen vereinbart, er soll nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg bei 1,4 Milliarden Euro liegen. Das Handelsblatt hatte bereits im Mai berichtet, dass EQT einen Käufer für den Desinfektionsmittelhersteller sucht.

„Als wir Schülke übernommen haben, waren wir fest davon überzeugt, eine starke Basis vorzufinden – mit tollen Produkten und tollen Mitarbeitern“, sagt Matthias Wittkowski, Partner bei EQT, dem Handelsblatt. 2020 hatte EQT Schülke vom französischen Industriegasekonzern Air Liquide übernommen. „Schülke war eine Art Waisenkind im Konzern, das weder die nötige Liebe noch die nötige Strenge für das Kerngeschäft bekommen hat“, sagt Wittkowski.

Damals war das Unternehmen breiter aufgestellt und stellt etwa auch chemische Additive für die Kosmetikindustrie her. EQT spaltete die Bereiche ab, die nicht zum Kerngeschäft passten, und sorgte für ein zweistelliges jährliches Wachstum.

„Wir haben Schülke auf die Aktivität im Gesundheitswesen fokussiert und massiv in Innovationen, Nachhaltigkeit und den Vertrieb investiert“, sagt Wittkowski. Schülke verkauft etwa Hautdesinfektionsmittel an Privatverbraucher (unter der Marke Octenisept), aber auch Infektionspräventionsmittel für Kliniken, die pharmazeutische Industrie und Lebensmittelverarbeitungsbetriebe.

Betriebsergebnis unter EQT verdoppelt

Normalerweise hält EQT seine Beteiligungen im Schnitt fünf Jahre. Die Eigentümerschaft von Schülke sei ein eher kurzer Zeitraum gewesen, sagt EQT-Partner Wittkowski. „Wir haben einige Interessenbekundungen von strategischen Interessenten und Finanzpartnern erhalten – deshalb haben wir uns für einen Exit entschieden“, sagt Wittkowski.

Für EQT ist der Deal offenbar ertragreich: Bei der Übernahme soll der Finanzinvestor einen Preis von 900 Millionen Euro bezahlt haben. Nun soll das Unternehmen für 1,4 Milliarden Euro den Besitzer gewechselt haben.

Athos ist die Beteiligungsgesellschaft der Strüngmann-Brüder. Sie hatten 1986 das Generikaunternehmen Hexal gegründet, das sie 2005 an Novartis verkauften und Milliarden machten. Seither investieren sie in Biotech-Unternehmen: Ihre bisher erfolgreichste Beteiligung ist die beim Mainzer mRNA-Unternehmen Biontech, das den Coronaimpfstoff Comirnaty entwickelt hat.

Schülke & Mayr wurde vor über 130 Jahren in Hamburg gegründet – ab 1913 verkaufte das Unternehmen Desinfektionsmittel unter der Marke Sagrotan. Seit 1966 gehörte das Unternehmen zu verschiedenen Konzernen, ab 1996 gehörte es zu Air Liquide. 1997 wurde die Marke Sagrotan an den Konsumgüterhersteller Reckitt Benckiser verkauft.

Kurz vor Ausbruch der Coronapandemie beschloss Air Liquide, das Geschäft abzustoßen, und EQT schlug zu. Unter der Eigentümerschaft von EQT konnte Schülke sein Betriebsergebnis auf erwartete rund 100 Millionen Euro in diesem Jahr etwa verdoppeln. Das Unternehmen beschäftigt circa 1200 Mitarbeiter und verkauft seine Produkte in über 80 Länder.

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