Microsoft erhöht KI-Investitionen – Aktie verliert

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Das Wachstum des Cloud-Geschäfts hat in den Quartalszahlen nachgelassen.

(Foto: dpa)

Hamburg Der Softwarekonzern Microsoft will künftig noch stärker auf Künstliche Intelligenz (KI) setzen. Die Investitionen in Infrastruktur wie Rechenzentren und teure Spezialchips sollen deshalb weiter steigen, kündigte CEO Satya Nadella Dienstagnacht bei der Präsentation der jüngsten Geschäftszahlen an.

Seine hochfliegenden Ambitionen schlugen sich dort bereits nieder – allerdings vor allem als teure Wette auf die Zukunft. So waren Microsofts Investitionen im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 30 Prozent auf 10,7 Milliarden US-Dollar gestiegen.

Umsatz (56,2 Milliarden US-Dollar) und Gewinn (20,1 Milliarden US-Dollar) des Konzerns wuchsen weniger stark, erreichten aber ebenfalls Rekordwerte. Nadella sagte, dass er „energiegeladen in die Zukunft“ blicke.

Microsoft setzt wie kaum ein anderes Unternehmen auf KI-Technologie. So wurde Anfang des Jahres bekannt, dass der Konzern zehn Milliarden US-Dollar in eine Beteiligung am ChatGPT-Entwickler OpenAI investiert hat. KI-Dienste sollen in Microsofts Cloud-Angebote ebenso integriert werden wie in die populäre Bürosoftware des Konzerns.

So hat CEO Nadella jüngst einen KI-„Copilot“ für Microsofts Office-Programme vorgestellt. Der Assistent ist mit Anwendungen wie Word oder Outlook verwoben und kann unter anderem Inhalte aus Dokumenten analysieren oder E-Mails vorformulieren. Microsoft will von seinen US-Geschäftskunden 30 Dollar pro Monat und Benutzer dafür verlangen. Copilot sei eine wichtige Säule für Office, betonte Nadella am Dienstag.

Microsoft: Zusatzumsätze in Quartalszahlen noch kaum spürbar

Im Kerngeschäft mit Cloud-Dienstleistungen, die der Konzern vor allem unter der Marke Azure vertreibt, sind die erhofften Zusatzumsätze mit KI indes noch kaum spürbar. Im vergangenen Quartal schwächte sich das Wachstum von Azure bereinigt um Wechselkursschwankungen auf 27 Prozent ab. Für das laufende Jahr wurden 25 bis 26 Prozent angekündigt.

Den KI-Effekt bezifferte Finanzchefin Amy Hood auf lediglich zwei Prozentpunkte. Nadella geht hier von einer exponentiellen Entwicklung aus, da KI-Tools die Attraktivität von Azure deutlich steigern würden. In Kundengesprächen mit Firmen wie Mercedes-Benz oder Ikea werde er nicht mehr bloß gefragt, wie die neueste KI-Generation in die eigenen Produkte integriert werden können, sagte Nadella, sondern „wie schnell“.

Finanzvorständin Hood ergänzte, dass das Wachstum von KI-Anwendungen „graduell“ verlaufen werde – trotz Microsofts starker Marktposition und hoher Nachfrage. Sie kündigte auch für 2024 steigende Investitionen an.

Auf dem Markt für KI-Systeme und -Dienstleistungen hatte die ohnehin schon hohe Ankündigungsdichte zuletzt noch einmal zugenommen.

>> Lesen Sie hier: Wie sich Microsoft mit KI neu erfunden hat

Microsoft und Meta: Partnerschaft um Sprachmodell LLaMA

Erst vergangene Woche hatte Microsoft eine ungewöhnliche KI-Partnerschaft mit dem Konkurrenten Meta verkündet. Metas Sprachmodell namens LLaMA, das der Facebook-Konzern Geschäftskunden vorerst kostenlos zur Verfügung stellt, ist seitdem auch über Azure verfügbar. Künftig soll LLaMA zudem auf Microsofts Betriebssystem Windows laufen.

Nadella und Meta-Boss Mark Zuckerberg veröffentlichten dazu ein Foto, das sie lächelnd und in seltener Eintracht zeigte. Dahinter steckte wohl auch eine Nachricht an Tesla- und Twitter-Eigner Elon Musk, der derzeit an einem KI-Konkurrenzprodukt namens „xAI“ arbeitet.

Satya Nadella (links) und Mark Zuckerberg

Zuckerberg bedankte sich für die gute Zusammenarbeit.

(Foto: Instagram)

Musk hatte sich nur Monate zuvor für einen Weiterentwicklungsstopp von KI-Anwendungen ausgesprochen und ist ein regelmäßiger Kritiker von Facebook und OpenAI, an dem er einst selbst beteiligt war.

Microsoft Quartalszahlen: Enttäuschung bei Investoren, Aktie verliert

Insgesamt nahm der Konzern mit Cloud-Dienstleistungen im vergangenen Quartal rund 30,3 Milliarden US-Dollar ein. Im einstigen Kerngeschäft mit Anwendungen für Personal Computer verzeichnete Microsoft indes einen Umsatzrückgang um vier Prozent auf knapp 14 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz des Karrierenetzwerks LinkedIn, der nicht einzeln beziffert wird, legte indes um fünf Prozent zu.

Bei vielen Investoren kamen die jüngsten Zahlen und Ausgabenankündigungen nicht gut an – auch wenn Microsoft bei Umsatz und Gewinn die Erwartungen von Analysten übertroffen hatte.

Anleger sind etwa bei Azure Zuwachsraten von mehr als 40 Prozent gewohnt. Entsprechend pessimistisch fiel ihre Reaktion aus: Im nachbörslichen Handel verlor die Microsoft-Aktie, die zuletzt immer wieder neue Rekordmarken erreicht hatte, rund vier Prozent.

Mehr: Neue Meta-KI erhöht den Druck auf OpenAI und Google

Erstpublikation: 25.07.2023, 23:18 Uhr (zuletzt aktualisiert: 26.07.2023, 08:53 Uhr).

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