Mercedes verdient fast 7,7 Milliarden Euro

Mehr Optimismus in Stuttgart

Ola Källenius, Vorstandsvorsitzender von Mercedes-Benz Group AG, setzt die Jahresziele seines Unternehmens hoch.

(Foto: dpa)

Wien Strikte Kostendisziplin und boomende Nobeltransporter beflügeln das Geschäft von Mercedes-Benz. Der Stuttgarter Autobauer konnte seinen Reingewinn im ersten Halbjahr auf 7,7 Milliarden Euro steigern. Das entspricht einem Plus von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz legte parallel um sechs Prozent auf fast 76 Milliarden Euro zu.

Trotz gestiegener Materialkosten, negativer Währungseffekte und Einmalzahlungen an Zulieferer konnte Mercedes seine Nettomarge stabil über zehn Prozent halten. Der freie Mittelzufluss, eine wichtige Kenngrößte für die Ausschüttung von Dividenden an Aktionäre, hat sich sogar auf 5,5 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

Hintergrund des hohen Free Cashflow sind geringere Lagerbestände infolge der Einführung von Einheitspreisen im Vertrieb in wichtigen Märkten wie Deutschland. Mercedes profitiert insgesamt von steigenden Fahrzeugverkäufen. Im ersten und zweiten Quartal konnten die Schwaben ihren Absatz von Luxusautos auf über eine Million Einheiten erhöhen.

„Wir erwarten, dass sich das Absatzmomentum der ersten sechs Monate auch im Rest des Jahres fortsetzen wird“, erklärte Mercedes-Chef Ola Källenius. Bereits am späten Mittwochabend hob Källenius den Ausblick für das laufende Geschäft via Ad-hoc-Meldung an. Demnach rechnet Mercedes nun für das Gesamtjahr mit einem operativen Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres.

Zuvor hatte der Dax-Konzern für 2023 mit einem bereinigten Betriebsergebnis leicht unter den 20,5 Milliarden Euro des Jahres 2022 kalkuliert.

Satte Zuwäschse und hohe Rendite bei Van-Sparte

Grund für die optimistischere Prognose ist vor allem das starke Abschneiden der kleinen Van-Sparte. Vor wenigen Jahren rutschte die Einheit im Zuge des Dieselskandals noch tief in die Verlustzone und musste restrukturiert werden. Mittlerweile glänzt die Transporter-Division unter der Leitung des ehemaligen Strategiechefs Matthias Geisen aber mit satten Zuwächsen und enorm hohen Renditen.

Im ersten Halbjahr konnte die Lieferwageneinheit ihren Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 9,7 Milliarden Euro um ein Viertel steigern. Der Betriebsgewinn schoss zeitgleich von 730 auf 1,6 Milliarden Euro in die Höhe. Die Marge der Vans liegt damit aktuell bei 16,1 Prozent. Vor allem die großen Sprinter-Transporter sind begehrt, zudem verkauft Mercedes immer teurere Ausstattungspakete.

Gleiches gilt für die Autosparte, das Herz von Mercedes. Hier blieb das operative Ergebnis konstant bei acht Milliarden Euro nach sechs Monaten. Die Umsatzrendite im Vergleich zum Halbjahr 2022 schrumpfte zwar um einen Prozentpunkt. Mit 14,3 Prozent ist die Division historisch betrachtet aber nach wie vor enorm profitabel unterwegs.

C-Klasse-Produktion

In China tobt insbesondere bei Elektroautos ein erbitterter Preiskampf.

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Basis der guten Bilanz ist hier weiter die sogenannte „Top End Vehicle“-Group, kurz TEV. In dieser internen Einheit hat Mercedes seine nobelsten und lukrativsten Baureihen gebündelt. Dazu zählen die Sportwagentochter AMG, die Edelsubmarke Maybach, die Geländewagen der G-Klasse sowie die Luxuslimousine S-Klasse, der Premium-SUV GLS und die vollelektrischen Aushängeschilder EQS und EQS SUV.

Keines dieser Fahrzeuge ist für unter 100.000 Euro erhältlich. Die Maybach S-Klasse kostet in ihrer exklusivsten Basis-Ausführung sogar mindestens 236.851 Euro. Und als Faustregel gilt: Je höher der Preis, desto höher ist auch die Marge für Mercedes. Die Schwaben nennen zwar keine konkreten Zahlen, aber im Schnitt dürfte die TEV-Group überproportional hohe Umsatzrenditen jenseits von 20 Prozent generieren, konstatieren Insider.

Dennoch einige Baustellen

Das TEV-Geschäft boomt. Im ersten Halbjahr konnte Mercedes den Absatz seiner ultraluxuriösen Fabrikate um 15 Prozent steigern auf fast 177.000 Fahrzeuge. Zugleich gibt es auch bei Mercedes die eine oder andere Baustelle.

So leidet etwa das Finanzdienstsleistungsgeschäft unter den gestiegenen Finanzierungskosten. Der Umsatz von Mercedes-Benz Mobility ist um drei Prozent auf 13,1 Milliarden Euro geschrumpft. Der Betriebsgewinn hat sich zeitgleich auf 711 Millionen Euro nahezu halbiert. Folglich sank die Eigenkapitalrendite um mehr als acht Punkte auf rund zehn Prozent.

Der Absatz seiner Elektroautos konnte Mercedes in den ersten sechs Monaten zwar auf mehr als 100.000 Einheiten verdoppeln. Zugleich hatte der Konzern intern auf höheren Zuwachsraten gehofft. Neun von zehn Neuwagen bei Mercedes fahren weiterhin mit einem Verbrennungsmotor.

Besonders in China, dem mit Abstand wichtigsten Markt, wird die Marke mit dem Stern ihre Stromer kaum los. Der Elektroanteil an den Gesamtverkäufen liegt hier unter drei Prozent.

>> Lesen Sie hier im Handelsblatt-Interview, welche Elektrostrategie Mercedes-Chef Ola Källenius verfolgt

Trotz gestiegener Auslieferungen ist der Umsatz in Fernost um mehr als neun Prozent gesunken auf nur noch 12,4 Milliarden Euro. In China tobt insbesondere bei Elektroautos ein erbitterter Preiskampf. Konzernchef Ola Källenius betonte zuletzt im Handelsblatt-Interview keinesfalls in die Rabattschlacht einsteigen zu wollen: „Wir bleiben standhaft“. Doch der Druck wächst.

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