Hypoport-Aktie bricht nach Gewinnwarnung ein

Ronald Slabke

Der Hypoport-Chef musste einräumen, die Markterholung überschätzt zu haben.

(Foto: Hypoport/Nico Roicke)

Düsseldorf Die Aktie des Finanzdienstleisters Hypoport ist am Dienstag nach einer überraschenden Gewinnwarnung zwischenzeitlich um mehr als 17 Prozent auf 158 Euro eingebrochen. Das Lübecker Unternehmen hatte am Montagabend seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr korrigiert. Grund dafür sei das schwache Geschäft mit Immobilienbewertungen und mit Finanzierungen für große Wohnungseigentümer, erklärte Hypoport.

Im zweiten Quartal rutschte der Finanzdienstleister mit 2,5 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (Ebit) sogar in die roten Zahlen. Vor einem Jahr stand noch ein Ebit von 13 Millionen Euro zu Buche. Der Umsatz brach im Vorjahresvergleich um ein Drittel auf 85 (126) Millionen Euro ein. Bekannteste Marken von Hypoport sind der Finanzvertrieb Dr. Klein und die Kreditplattform Europace.

Zudem erhole sich der vor einem Jahr eingebrochene Markt für private Immobilienfinanzierungen nur langsam, teilte das Unternehmen weiter mit. Für das Gesamtjahr rechnet Hypoport deshalb mit einem Rückgang des Umsatzes um 15 (bisher minus zehn) Prozent auf weniger als 390 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll mindestens zehn (Vorjahr: 25) Millionen Euro erreichen. Voraussetzung dafür sei, dass sich der Immobilienfinanzierungsmarkt im zweiten Halbjahr leicht belebt hat.

Der Kurseinbruch dürfte auch deshalb so deutlich ausgefallen sein, weil das Unternehmen zuletzt noch ein Ebit von knapp 18 Millionen Euro in Aussicht gestellt hatte. Der im SDax notierte Finanzdienstleister profitierte zuletzt von der Hoffnung auf ein Ende der Zinserhöhungen: Das könnte das Immobiliengeschäft beleben, weil sich die Baufinanzierung nicht weiter verteuert.

Vorstandschef Ronald Slabke hatte sich vor Kurzem noch „rational optimistisch“ über die weiteren Geschäftsaussichten für den Rest des Jahres geäußert. Damals stiegen die Aktien um rund zehn Prozent, in diesem Takt ging es noch in der vergangenen Woche weiter.

Grafik

Bis Ende Juli ging es für Hypoport seit Jahresbeginn noch um mehr als 90 Prozent aufwärts. Das war der drittstärkste Wert nach dem Online-Arzneimittelhändler Recare Pharmacy (ehemals Shop Apotheke) und dem Biotech-Konzern Morphosys.

In der vergangenen Woche musste bereits Patrizia seine Prognose einkassieren, woraufhin es für den Aktienkurs ebenfalls um mehr als zehn Prozent nach unten ging. Der Augsburger Immobilieninvestor rechnet im zweiten Halbjahr nur mit moderaten Investments, erklärte das Unternehmen. Das ziehe sowohl das verwaltete Vermögen (Assets under Management) als auch über die Transaktionsgebühren das operative Ergebnis (Ebitda) in Mitleidenschaft.

Erholung am Immobilienmarkt im zweiten Quartal blieb aus

Patrizia geht deshalb für 2023 von einem erneuten Rückgang des Ebitda auf 50 bis 70 (2022: 78,9) Millionen Euro aus. Bisher hatte der Vorstand im besten Fall noch auf 90 Millionen Euro gehofft. Auch das verwaltete Vermögen dürfte mit 57 bis 62 (59,1) Milliarden Euro allenfalls leicht zulegen. Bisher hatte Patrizia 60 bis 65 Milliarden Euro erwartet.

Nach sechs Monaten liegt das Ebitda bei 28,4 Millionen Euro, im zweiten Quartal kamen damit nur noch 1,2 Millionen hinzu. Das verwaltete Vermögen ging zwischen April und Juni auf 57,9 von 58,1 Milliarden Euro weiter zurück.

Für das erste Halbjahr habe man bisher schon Zurückhaltung bei den Kunden erwartet. „Für die zweite Hälfte des Jahres 2023 wurde jedoch bisher ein deutlicher Anstieg der Kunden- und Investitionstätigkeit angenommen“, räumte Patrizia ein. Patrizia hatte im Mai den ehemaligen DWS-Chef Asoka Wöhrmann als designierten Vorstandschef angeheuert. Gegen ihn wird nach Insiderinformationen in der „Greenwashing-Affäre“ der Deutsche-Bank-Fondstochter ermittelt.

Mehr: Ökonomen erwarten weltweit stark steigende Immobilienpreise

source site-13