„Fremantle Highway“ vor niederländischer Küste weiter in Flammen

Düsseldorf Der Brand auf dem Autofrachter „Fremantle Highway“ ist auch am Donnerstagmorgen noch nicht gelöscht. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch war ein Feuer auf der Frachtschiff mit 2857 Autos ausgebrochen. Es treibt vor der niederländischen Wattenmeerinsel Ameland.

Ein Mensch kam dabei ums Leben, teilte die Küstenwache am Mittwoch mit. Die übrigen 22 Mitglieder der Besatzung konnten demnach gerettet werden, einige seien verletzt worden.

Rettungskräfte sind seit mehr als 24 Stunden im Einsatz, um das Feuer zu löschen und ein Sinken des Schiffs zu verhindern. Ein Schlepper hält das Schiff demnach über eine Notverbindung in Position, zusätzliche Rettungsschiffe versuchen seit Mittwochmittag, den Brand an Bord zu löschen. Doch das Feuer ist nach wie vor nicht unter Kontrolle.

Am Abend stufte die Küstenwache die Lage als stabil ein. Spezialisten eines Bergungsunternehmens seien mit einem Hubschrauber über das brennende Schiff geflogen. Die Experten würden nun gemeinsam mit der zuständigen Wasserbehörde ein Vorgehen absprechen.

Die Küstenwache fürchtet, dass das Feuer noch Tage oder sogar Wochen dauern könnte. Direkte Löscharbeiten können nach Angaben der Küstenwache nur vorsichtig ablaufen, denn große Mengen Löschwasser könnten das Schiff zum Kentern bringen.

Brennenden Frachter „Fremantle Highway“

Ein Foto, das von der niederländischen Küstenwache zur Verfügung gestellt wurde, zeigt das Schiff in der Nordsee mit Markierungen auf einem Bildschirm. Das Foto wurde bei Nacht aufgenommen und zeigt die Hitze des Feuers in der Dunkelheit.

(Foto: dpa)

Die Bergung sei schwierig, sagte der Sprecher der Küstenwache, Edwin Granneman, zuvor. Das Feuer war noch nicht unter Kontrolle. „Auf dem Schiff selbst wird auch nicht gelöscht und auch nicht von oben herab auf das Schiff“, sagte der Sprecher. Daher kühlen Löschboote, darunter auch eins aus Deutschland, nun die Seitenkanten des Schiffes.

Großfrachter vor niederländischer Küste in Flammen: Umweltkatastrophe befürchtet

Wenn Öl und die knapp 3000 Autos an Bord ins Wasser geraten, könnten das unter Schutz stehende Wattenmeer sowie die Küsten verseucht werden. Das wäre auch eine Bedrohung für die deutschen Wattenmeerinseln.

„Wir tun alles, um das zu verhindern“, sagte ein Sprecher der Wasserbehörde dem Radiosender NOS. Aber die Rettungskräfte bereiteten sich „auf alle Szenarien“ vor.

Auch auf deutscher Seite wappnen sich die Behörden für den Ernstfall. Das deutsche Havariekommando in Cuxhaven teilte am Mittwoch mit, dass Vorbereitungen für mögliche Umweltschäden getroffen würden.

Die „Fremantle Highway“ war von Bremerhaven nach Port Said in Ägypten und dann weiter nach Singapur unterwegs. Nach ersten Erkenntnissen der Küstenwache könnte das Feuer in der Nacht in einem Elektroauto entstanden sein, von denen laut Angaben niederländischer Medien 25 an Bord waren. Die genaue Ursache ist noch unklar, das Feuer habe sich schnell ausgebreitet.

Der Autofrachter ist 199 Meter lang, fährt unter der Flagge von Panama und lief 2013 vom Stapel. Als Besitzerin ist laut Schiffsregister seit 2014 die japanische Reederei Luster Maritim/Higaki Sangyo vermerkt. Unterwegs war das Schiff für die japanische Großreederei K Lines.

Welche Automodelle an Bord waren, ist noch nicht abschließend geklärt. Bisher erklärte nur Mercedes-Benz, dass sich 300 Fahrzeuge des Herstellers auf dem Schiff befanden, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Risiko E-Auto-Transport

Der Brand auf dem Frachter ist womöglich nicht die erste Schiffshavarie, die durch ein Elektrofahrzeug ausgelöst wurde. Am 1. März 2022 sank die „Felicity Ace“ auf dem Weg nach Amerika vor den Azoren – und mit ihr Tausende Luxusautos der VW-Marken Porsche, Lamborghini, Audi, Bentley und ID-Modelle von Volkswagen. Als Ursache vermuteten Experten schon damals, dass die Lithium-Ionen-Batterie eines der Fahrzeuge Feuer gefangen haben könnte.

Fremantle Highway

Mehrere Schiffe sind am Rettungseinsatz beteiligt.

Foto: Niederländische Küstenwache

Da das Schiff auf 3000 Meter Tiefe sank, konnte die Brandursache bis heute zwar nicht exakt ermittelt werden. Die norwegische Reederei Havila Kystruten aber verbietet seither den Transport von E-Fahrzeugen auf ihren Schiffen. Bislang blieb sie damit allerdings der einzige Schiffsbetreiber.

Dabei häufen sich ähnliche Vorfälle. Im Juni 2020 war ein Brand auf dem Autotransporter „Höegh Xiamen“ in Florida darauf zurückzuführen, dass die Fahrzeugbatterien nicht ordnungsgemäß abgeklemmt und gesichert wurden. Im Januar 2020 brannte es auf dem Containerschiff „Cosco Pacific“ – angeblich, weil eine nicht ordnungsgemäß deklarierte Batterieladung Feuer fing.

Zahl der Brände auf Autofrachtern nimmt zu

Die Zahl der Brände an Bord großer Schiffe hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Über alle Schiffstypen hinweg waren Feuer oder Explosionen die häufigste Ursache von insgesamt 38 gemeldeten Totalverluste im Jahr 2022, ermittelte eine Studie der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS), eine Allianz-Tochter für Industrie- und Spezialversicherungen. 21 Prozent der Schäden in der Seefahrt seien darauf zurückzuführen.

Roll-On/Roll-off-Fähren (RoRo) und Autotransporter sind laut AGCS stärker als andere Schiffe durch Feuer und Stabilitätsprobleme gefährdet. Um die Beförderung von Kraftfahrzeugen zu erleichtern, seien die Innenräume nicht wie bei anderen Frachtschiffen in getrennte Bereiche unterteilt. „Das Fehlen von Innenschotten kann sich nachteilig auf die Brandsicherheit auswirken“, heißt es bei der Versicherung.

Ein kleines Feuer an einem Fahrzeug oder einer Batterie könne daher schnell außer Kontrolle geraten. Zudem seien die Fahrzeuge nach dem Beladen kaum zugänglich.

Elektroautos: Behörden warnen vor den Folgen von Batteriebränden

Behörden wie das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie warnen schon länger vor den Gefahren solcher Brände. Denn brennende Lithium-Ionen-Batterien entwickeln sehr hohe Temperaturen, sind schwer zu löschen und entflammen sich oft erneut, wobei hochgiftige Gase die Sicherungsarbeiten in einem Schiffsrumpf zusätzlich erschweren.

Vor wenigen Wochen erst kritisierte Greenpeace-Meeresschutzexperte Manfred Santen, dass der Transport von Elektrofahrzeugen im Falle einer Havarie die maritime Umwelt gefährde. „Starke Säuren entstehen, wenn Batterien der E-Fahrzeuge mit Wasser in Kontakt kommen“, berichtete er dem Onlinedienst „News38“. Diese Säuren wie auch austretende Schwermetalle könnten Meereslebewesen schädigen.

Mit Agenturmaterial.

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Erstpublikation: 26.07.2023, 07:42 Uhr

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