Ergebnis bricht ein – Thomas Rabe setzt auf zweites Halbjahr

An diesem Mittwoch musste der Manager dann verkünden, dass das Konzernergebnis von Bertelsmann im ersten Halbjahr um 47 Prozent auf 260 Millionen Euro eingebrochen ist. Grund dafür ist das schwächelnde Geschäft von RTL. Erst vor drei Wochen hatte Rabe, der in Personalunion auch die RTL Group und RTL Deutschland führt, die Jahresprognose der Fernsehtochter gesenkt.

Im Gespräch mit dem Handelsblatt gab sich Rabe jedoch unaufgeregt: „Wir haben den Gewinnrückgang im ersten Halbjahr erwartet.“ Der 58-Jährige verwies auf einmalige Restrukturierungskosten, die das Ergebnis in Höhe von 150 Millionen Euro belastet hätten. Allein mehr als 50 Millionen Euro seien für Abfindungszahlungen an G+J-Beschäftigte zurückgestellt worden.

Bertelsmann hatte zudem in seinen Druckereien in Liverpool und in Ahrensburg nördlich von Hamburg insgesamt 800 Stellen gestrichen. Hinzu kommen Kosten für die Neuaufstellung des US-Geschäfts der Buchtochter Penguin Random House. Ende 2022 platzte die 2,2 Milliarden Dollar schwere Übernahme des US-Verlags Simon & Schuster. Seitdem fokussiert sich Rabe hier auf eher kleinere Zukäufe.

RTL-Zentrale in Köln

Bertelsmann-Chef Rabe die Abhängigkeit des Konzerns vom konjunkturell schwankenden Werbe- und Anzeigengeschäft reduzieren.

(Foto: dpa)

Seine Jahresziele sieht Rabe „überhaupt nicht gefährdet“. Für das Gesamtjahr erwartet er einen Umsatz von bis zu 21 Milliarden Euro und ein Konzernergebnis von mehr als einer Milliarde Euro. „Das wären in einem schwierigen konjunkturellen Umfeld starke Zahlen.“ Damit könnte Rabe die Vorjahreswerte von 20,2 Milliarden Euro Umsatz und 1,1 Milliarden Gewinn übertreffen.

Rabe ist optimistisch, weil er von einer Erholung der Werbemärkte im vierten Quartal ausgeht. Zudem seien nun alle Restrukturierungskosten bilanziert. Traditionell macht Bertelsmann im zweiten Halbjahr stärkere Geschäfte, etwa weil Werbeeinnahmen und Buchverkäufe vor Weihnachten anziehen.

Zudem erwartet Rabe „einen hohen Gewinn“ bei der Veräußerung von Majorel. Bertelsmann hatte seine Callcenter-Beteiligung im April verkauft. Rabe zeigte sich zuversichtlich, dass die Transaktion noch in diesem Jahr abgeschlossen wird.

Rabe plant Milliardeninvestitionen beim Medienkonzern

Rabe ist seit 2012 Chef von Bertelsmann und hat das Unternehmen internationaler, digitaler und regional breiter aufgestellt. Rabe will so die Abhängigkeit des Konzerns der Eigentümerfamilie Mohn vom konjunkturell schwankenden Werbe- und Anzeigengeschäft der RTL-Gruppe reduzieren.

Im Rahmen der nach seinen Adidas-Laufschuhen benannten Zukunftsstrategie „Boost“ plant Rabe zwischen 2021 und 2025 Investitionen von fünf bis sieben Milliarden Euro. Bislang habe man 3,3 Milliarden Euro in die Hand genommen, davon 0,8 Milliarden in der ersten Jahreshälfte, erklärte der Manager.

Davon profitierten vor allem das Dienstleistungsgeschäft von Arvato, die Musiksparte BMG und das Education Group genannte Bildungsgeschäft. Alle drei Bereiche konnten Erlöse und Ergebnis steigern.

Das Bildungsgeschäft schaffte es sogar, seinen operativen Gewinn auf 141 Millionen Euro fast zu verdoppeln. Rabe will diesen bis Jahresende auf 300 Millionen Euro steigern. Der Manager plant, vor allem in den Bereich digitale Gesundheit zu investieren, dieser gilt als globaler Wachstumsmarkt. Bertelsmann will Mitarbeitern im Gesundheitsweisen mit digitalen Angeboten etwa dabei helfen, schneller ihre Verwaltungsaufgaben zu erledigen.

Beim Gewinn können die anderen Geschäfte die Rückgänge bei RTL noch nicht ausgleichen, weil unsere TV-Geschäfte so profitabel sind. Bertelsmann-Chef Thomas Rabe

Der Konzernumbau scheint sich auszuzahlen. Während der Umsatz der RTL-Gruppe um fünf Prozent sank, legte der Konzernumsatz um knapp fünf Prozent auf 9,7 Milliarden Euro zu. Das seien Auswirkungen der neuen Strategie, sagte Rabe. „Beim Gewinn können die anderen Geschäfte die Rückgänge bei RTL noch nicht ausgleichen, weil unsere TV-Geschäfte so profitabel sind.“

In den Halbjahreszahlen sind die Verkaufserlöse der früheren Marken von Gruner+Jahr noch nicht enthalten. Bei der Verlagstochter sollen nur Kerntitel wie „Stern“, „Geo“ oder „Capital“ bestehen bleiben, andere Magazine werden verkauft. Rabe erwartet Verkaufserlöse im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Erst am Dienstag hatte Bertelsmann das Fußballmagazin „11 Freunde“ an den „Spiegel“ verkauft. Bereits veräußert sind etwa die Wissensmarke „P.M.“, der Wirtschaftstitel „Business Punk“ oder das Hochglanzmagazin „Salon“. Rabe sagte, er bereue es trotz des hohen Interesses nicht, die Titel abgegeben zu haben. „Wir haben sie nicht verkauft, weil sie nicht gut sind, sondern weil wir uns auf die Kernmarken konzentrieren wollen.“

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