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Wednesday, December 4, 2024

Die 101 besten Hotels Deutschlands

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Fontenay in Hamburg

Klaus-Michael Kühne ließ den Neubau an der Stelle des alten Intercontinental errichten.


(Foto: The Fontenay)

Hamburg Eine erfolgreiche Strategie für unternehmerischen Erfolg ist: raushalten. Das belegt der erste Platz im Ranking „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, den das Hotel Vier Jahreszeiten vor Schloss Elmau und dem Severin’s Resort & Spa erneut und damit zum dritten Mal in Folge erreicht hat – passend zum 125-jährigen Bestehen des noblen Hauses am Hamburger Jungfernstieg.

Im Mai wurde das Jubiläum mit 1200 Gästen groß gefeiert, auch Kurt Dohle und sein Sohn Klaus waren dabei, die Eigentümer des Luxushotels. Hauptberuflich sind die Dohles aus dem nordrhein-westfälischen Siegburg Besitzer der Hit-Lebensmittelmärkte. Das Vier Jahreszeiten legten sie sich im Jahr 2013 zu – genauer gesagt die Vermögensverwaltung der Unternehmerfamilie Dohle. Kostenpunkt: geschätzte 35 Millionen Euro.

So verschwiegen die Dohles mit ihren Zahlen bekanntermaßen sind, so wenig vermessen sind sie auch, sich großartig einmischen zu wollen ins hanseatische Geschäft. „Wir kommen ja nicht aus der Branche“, sagte Klaus Dohle bei der Feier im Vier Jahreszeiten.

Familienunternehmen als Hoteliers

Der entscheidende Faktor des Kaufs mag General Manager Ingo C. Peters gewesen sein, der in diesem Jahr seit 25 Jahren das Luxushotel führt. Als der Verkaufsprozess 2013 ins Stocken geriet, sei Peters an einem Samstagmorgen zu ihm und seinem Vater ins Rheinland gekommen. „Er versprach uns, dass wir wirtschaftlichen Erfolg haben werden. Zwei Tage später haben wir unterschrieben“, sagt Klaus Dohle.

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Mittlerweile haben die Dohles Geschmack an Hotels gefunden: Vor gut einem Jahr legten sie sich noch das Kitzbüheler Traditionshaus Zur Tenne ins Portfolio.

>> Lesen Sie auch die Kolumne von Carsten K. Rath: Eine Hotellegende an der Madison Avenue

Gastronomie und Hotellerie üben auf Gründer und Besitzer von Handelsunternehmen, Softwarekonzernen, Freizeitpark- oder Klinikbetreibern, auch Bau- und Medienunternehmern einen starken Sog aus. Begnügen sich viele Unternehmer damit, Restaurants zu betreiben, entwickeln andere aus dem anfänglichen Seiteneinstieg mit einem Hotel ganze Ketten, die international agieren.

Wer Deutschland bereist und in Luxushotels von branchenfremden Hotelbesitzern übernachten möchte, kann in Frankenberg beginnen, um in der Sonne der Familie Viessmann zu wohnen und Michelin-besternt zu speisen, bevor die Qual der Wahl besteht, abzubiegen in Richtung Künzelsau in der Hohenloher Ebene. Dort steht das Hotel Anne-Sophie der Familie Würth, die auch das Schlosshotel Friedrichsruhe betreibt. Möglich sind auch ein paar ruhige Tage im westfälischen Gütersloh, dessen Parkhotel von der zur Bertelsmann SE gehörenden Viveno-Gruppe mit 400 Mitarbeitern betrieben wird.

Wasserschauen an der Mosel in Koblenz bietet das Fährhaus von Frank Gotthardt, dem Gründer der Compugroup Medical, der drei Fernsehsender und den Eishockey-Bundesligisten Kölner Haie besitzt. In Dresden lockt Kultur mit Übernachtung im Bülow-Palais (im Ranking Rang neun in der Kategorie Kulinarische Hotels), das Monika und Horst Bülow, Immobilieunternehmer aus Stuttgart, gehört. Alternativ für eine Landpartie stünde der Öschberghof (Platz 20 im Gesamtranking) der Familie Albrecht für Gäste in Donaueschingen offen.

Hotels erfordern ständig Investitionen

Die Motive und Geschichten, wie die Unternehmer zu ihren Hotels kamen, unterscheiden sich. Der umtriebige 85-jährige Klaus-Michael Kühne ist neben seinem Posten als Chef des Logistikkonzerns Kühne + Nagel auch Großaktionär von Hapag-Lloyd und mittlerweile auch der Fluggesellschaft Lufthansa. Kühne steckt Geld in den Fußball-Zweitligisten Hamburger SV und unterstützt die Salzburger Festspiele. Der gebürtige Hamburger, der seit Jahrzehnten in der Schweiz lebt, besitzt neben dem The Fontenay (Platz zehn im Gesamtranking) auch das Castell son Claret auf Mallorca.

Es sind zwei Häuser, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier ein futuristischer Neubau an der Außenalster, dort ein jahrhundertealtes Schloss am Fuße des Puig de Galatzo. Kühne kaufte das Anwesen inklusive 132 Hektar im Jahr 2010, restaurierte es mit Ehefrau Christine originalgetreu und eröffnete das Castel im Mai 2013 als Luxushotel. Nach langer Coronaschließung nahm es im März 2021 den Betrieb wieder auf – „Vielleicht ist das eine stille Liebe von mir“, sagte Kühne damals in einem Interview. „Ein Geschäft wird das nicht, eher ein Hobby.“

Ganz anders Kühnes zweites Hotel, The Fontenay in Harvestehude. Es hat eine fast skulpturale Form aus drei konzentrischen Kreisen – nichts ist gerade im Haus, alles schwingt scheinbar schwerelos. Nicht so die Entstehung des Luxushotels. Es steht an der Stelle des früheren Hotel Intercontinental, das im Februar 2013 wegen Insolvenz schließen musste. Kühne kaufte das Haus für rund 20 Millionen Euro und ging in die Vollen: Er ließ das Interconti abreißen – und wurde dann einfach nicht fertig mit dem Neubau.

„Die technisch sehr aufwendigen Strukturen des runden Baus haben wir völlig unterschätzt. Alles ist sehr komplex“, nannte Kühne vor einigen Jahren dem Handelsblatt als einen der Hauptgründe. Fast zwei Jahre später als erwartet dann die Eröffnung im März 2018 – „das ist eben meine kleine Elbphilharmonie“, sagte Kühne. In der Hotellerie mit eingesetztem Kapital zu verdienen ist anspruchsvoll, das weiß auch Milliardär Kühne. „Seien wir ehrlich – am Ende sind das Liebhaberprojekte“, sagte er. „Ein Hotel glitzert mehr als eine Spedition und macht Spaß. Das leisten wir uns.“

Managementverträge für Immobilien

Oder man entwickelt eine Gruppe daraus. Das Engagement des Familienunternehmens Oetker in der Hotellerie begann zu Kriegszeiten. 1941 kaufte Rudolf-August Oetker, der drei Jahre später die Konzernführung übernahm, das 1872 vom Pforzheimer Kleiderfabrikanten Anton Alois Brenner eröffnete Brenners Park-Hotel & Spa (Platz 13 im Gesamtranking). Jenes Hotel in Baden-Baden, das eines der Lieblingsreiseziele des Unternehmers war.

In diesem Jahr feiert das Brenners seinen 150. Geburtstag. Mit dem Hotel du Cap-Eden-Roc (1969) in Antibes und dem Le Bristol Paris (1978) erstand Rudolf-August Oetker noch zwei weitere Häuser. 1994 kam noch das Château Saint-Martin & Spa im französischen Vence hinzu.

Heute sind die Hotelaktivitäten in der Oetker Hotelmanagement GmbH gebündelt, die unter dem Markennamen Oetker Collection auftritt. Gegründet wurde sie 2008, mittlerweile sind es elf „Masterpiece“-Hotels und 150 private Villen rund um den Globus, die zum kleinen, aber äußerst feinen Oetker-Portfolio gehören. Mit der Collection änderte sich auch das Geschäftsmodell: Die seit 2008 zu den vier eigenen hinzugekommenen sieben Häuser sind über Managementverträge ans Unternehmen gebunden.

Bei solchen Modellen erhalten Managementfirmen wie die Collection von den Hoteleigentümern Erfolgsprämien, falls genügend Umsatz und Gewinn erwirtschaftet wird. So soll es auch bleiben: „Mit der Familie Oetker ist abgesprochen, dass wir allein über Managementverträge wachsen wollen“, sagte Timo Grünert kurz nach seinem Amtsantritt als Chef der Oetker Collection im Mai 2020 dem Handelsblatt.

Jüngstes Schmuckstück der Oetker Collection – unbedingte Voraussetzung: einzigartige Lage der Immobilie – ist das La Palma Capri an der Amalfiküste. Das folgende wäre das erste Haus in den USA: Ende 2023 soll das Vineta Hotel in Palm Beach hinzukommen.

Hommage an die Gattin

Auf den Geschmack, das eigene Geld auch in Hotels anzulegen, kam Reinfried Pohl in Österreich. In den 1980er-Jahren reiste der Gründer der Deutschen Vermögensberatung regelmäßig mit der eigenen Familie ins Burgenland. Hier ließ es sich so herrlich urlauben und tagen, dass Pohl dort 1993 das Vila Vita Pannonia eröffnete, als immerhin schon viertes Haus seiner Vila-Vita-Hotelgruppe.

Vorher eröffnete Pohl das Burghotel in Dinklage, ebenfalls 1990 das Schlosshotel Oberstotzingen am Rande des Donaurieds. 1993 folgte das Fünf-Sterne-Strandresort Vila Vita Parc an der portugiesischen Algarve, heute ein „Leading Hotel of the World“. Die Hotelgruppe komplettierten 2000 das Vila Vita Rosenpark in Marburg, im 101-Ranking auf Platz acht bei den Stadthotels, und 2011 das Vila Vita Anneliese Pohl Seedorf am mecklenburgischen Plauer See, eine Ferien- und Seminaranlage.

>> Ebenfalls interessant: Ein Luxusresort in Dubai wird zum Paradies für reiche WM-Fans

Das neueste Haus mag eine Hommage an Pohls 2008 gestorbene Ehefrau Anneliese gewesen sein und zeugt vom familiären Unternehmertum der Pohls. „Von Anfang an kümmerte sich Anneliese Pohl um die Einrichtung und die Zielrichtung der Hotels“, beschreibt die Webseite die Historie der Hotelgruppe. „Ihr ist es zu verdanken, dass jedes der Häuser eine ganz persönliche Note hat, sich harmonisch in die jeweilige Landschaft einfügt und mit Liebe zum Detail eingerichtet wurde.“ Die Lounge des Marburger Hauses etwa ziert die Sammlung von rund 2000 Miniaturflaschen, die Reinfried Pohl junior auf seinen Reisen um die Welt gesammelt hat. 

Grafik

Reinfried Pohl, der in den 1970er-Jahren den Begriff des „Vermögensverwalters“ kreierte, starb 2014. Heute führt sein zweiter Sohn Andreas die Vila Vita Hotel & Touristik GmbH.

Vom Gast zum Inhaber

Viele Familien integrieren ihre Hotelaktivitäten über Generationen hinaus. Der 1932 geborene Erivan Karl Matthias Haub war über Jahre Stammgast im Alpenhof Murnau (Platz acht in der Kategorie Hideaways) und tagte dort auch mit Mitarbeitern, als er Anfang der 1990er-Jahre ein Angebot erhielt: Alpenhof-Besitzer Hellmut Hofmann entschloss sich aus gesundheitlichen Gründen, seinen Lebenstraum zu verkaufen. Haub, Miteigentümer und lange Zeit Chef von Tengelmann, griff zu. Alte und neue Gäste erfreute eine Verdoppelung der Zimmerzahl auf knapp 80, eine elegante Badelandschaft und neue Konferenzräume für Tagungen.

Dass man sich darauf vielleicht ein bisschen lange ausgeruht hat, glaubt Christian Bär, seit 2013 Direktor im Alpenhof und seit 2017 auch dessen Pächter. „Der Familie wurde damals suggeriert, dass, wenn man 42 neue Zimmer baut und alles auf Tagungen setzt, das Thema Investitionen erst mal erledigt ist“, sagt Bär.

„Als ich 2013 antrat, gab es dann einen großen Investitionsstau. Ich habe damals mit der Eigentümerfamilie einen Plan geschmiedet, wie wir da in den nächsten zehn Jahren rauskommen.“ Wieder wurde über Jahre Geld ins Hotel gesteckt. Zwei Gebäude wurden miteinander verbunden, sämtliche Zimmer renoviert, eine Straße wurde verlegt und die Eingangshalle erneuert. „Die Familie als Nichthoteliers konnte nicht wissen, dass man immer wieder was Neues machen muss. Und unsere Gäste sollen jedes Jahr sehen, wohin ihr Urlaubsgeld gegangen ist.“

Die Methodik des Rankings

Der Alpenhof ist weiterhin Eigentum einer Tochter der Tengelmann-Gruppe, der Trei Real Estate GmbH. 2017 kaufte Hotelmanager Bär ihr die Betreibergesellschaft ab und schloss dann einen Pachtvertrag mit der Eigentümergesellschaft. Nun ist er geschäftsführender Gesellschafter der Alpenhof Murnau Hotelgesellschaft mbH. „Wenn die Eigentümergesellschaft oder ich nicht investieren würden, würde der Alpenhof sterben“, sagt Bär. „Die Eigentümerfamilie hat immer gesagt, wir sind keine Hoteliers, und ich habe immer gesagt, dass ich mir kein Hotel kaufen kann. Diese Kombination ist einfach perfekt.“

Gelungener Wechsel des Fachs

Dietmar Müller-Elmau kannte das gleichnamige Schloss genau, als er es 1997 pachtete und mit den Erlösen aus dem Verkauf seines Unternehmens für Hotelsoftware sanierte. Er baute es zu einem Ferienhotel für Menschen mit Freude an Kultur um, war Gastgeber für den diesjährigen G7-Gipfel und landet im Ranking auf dem zweiten Platz. Hier ist der Wechsel herausragend gelungen.

Nicht alle Ambitionen von Seiteneinsteigern sind indes von Erfolg gekrönt. Das Unternehmen Conrad Electronic investierte 27 Millionen Deutsche Mark, um die Burg Wernberg in Wernberg-Köblitz in ein Luxushotel zu verwandeln, das 1998 eröffnet wurde. Die Familie Conrad pachtete die Burg auf 99 Jahre – und schloss im Juni 2019 das Hotel.

>> Lesen Sie hier das Vorjahresranking: Das sind die Krisengewinner in der Luxushotellerie
SAP-Mitgründer Dietmar Hopp entdeckte Ende der 90er-Jahre das Anwesen Terre Blanche, das in seiner langen Geschichte auch Sean Connery gehörte. Heute ist das Hotel, anfangs von der kanadischen Luxusgruppe Four Seasons betrieben, Anlaufpunkt für Golfspieler aus aller Welt mit seinen zwei 18-Loch-Kursen. Weniger Erfolg hatte Hopp 1999 mit dem Erwerb der Bühlerhöhe, die schon Max Grundig besaß. Hopp verkaufte das Anwesen 2010 wieder an eine Investorengruppe. Es folgten Insolvenz und große Pläne. Die Webseite des Hotels verweist auf jüngste Entwicklungen bei der Eröffnung auf den Facebook-Account. Letzter Eintrag: Werbung für Anti Aging. Aus dem Jahr 2016.

Mehr: Interview: „Die Problematik der Lieferketten zieht sich auch im Lanserhof Sylt von einem Teil in den anderen“

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