Deutschland buhlt mit „feministischer“ Entwicklungspolitik um Einfluss in Asien


Während Deutschland eine neue regionale Entwicklungsstrategie in Asien veröffentlichte, die Nachhaltigkeit und Gleichstellung der Geschlechter betont, bleibt ihre Wirksamkeit bei der Kanalisierung der außenpolitischen Ambitionen Berlins zweifelhaft, sagte ein Experte gegenüber Euractiv.

Als Teil seiner allerersten nationalen Sicherheitsstrategie gestartet Anfang des Jahres hat die Bundesregierung Partnerschaften in Asien als Schlüssel zur Wahrung ihrer Interessen identifiziert.

Der neue Schwerpunkt wurde am Dienstag (12. Dezember) weiter konkretisiert, als das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seine Asienstrategie zur Intensivierung der Entwicklungspartnerschaften in der Region vorstellte.

Das Dokument legt einen besonderen Schwerpunkt auf die „feministische Außenpolitik“ der grünen Außenministerin Annalena Baerbock. Es wurde behauptet, dass Deutschland bei der Verteilung von Fördermitteln und beim Aufbau von Partnerschaften „geschlechtertransformativen Projekten Priorität einräumen“ werde.

„Unser Ziel ist es, gemeinsam eine ökologisch nachhaltige Transformation sozial gerecht zu gestalten“, sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) am Dienstag.

Weitere Eckpfeiler sind grüne Entwicklung und soziale Sicherheit. Über diese Nachhaltigkeitsziele hinaus haben deutsche Beamte deutlich gemacht, dass sie die Zusammenarbeit mit asiatischen Ländern auch als einen Weg sehen, dem Einfluss Russlands und Chinas entgegenzuwirken und Ressourcen für den grünen Wandel zu sichern.

Die Asien-Strategie sei von entscheidender Bedeutung, um den verschiedenen Akteuren der deutschen Entwicklungspolitik einen „gemeinsamen Korridor von Werten und Leitlinien“ zu bieten, sagte Heiner Janus, Forscher am Deutschen Institut für Entwicklung und Nachhaltigkeit (IDOS), gegenüber Euractiv.

Das BMZ hat die Entwicklung solcher übergeordneten Strategien zu einem zentralen Bestandteil seiner Bemühungen gemacht, seine Hilfe gezielter für die deutschen Ziele einzusetzen.

Allerdings wies Janus darauf hin, dass es der Asien-Strategie an ausreichender Spezifität als Handlungsleitfaden mangele.

„Es erfolgt keine Priorisierung zwischen den verschiedenen Zielen, die nicht immer gleichzeitig und mit der gleichen Intensität verfolgt werden können“, sagte er.

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Habeck und Hubertus Heil, sein Arbeitsministerkollege, sind derzeit …

Auch auf der Finanzierungsseite bleiben Fragezeichen. Als zweitgrößter Geber bilateraler Entwicklungshilfe insgesamt nach den Vereinigten Staaten kann Deutschland eine gewisse Wirtschaftskraft nutzen, um seine Ziele in Asien voranzutreiben.

Die Region erhält derzeit den größten Anteil der gesamten regionalen Fördermittel Berlins und rund ein Drittel der Regionalausgaben des BMZ.

Dennoch sind es rund 2 Milliarden Euro, die das BMZ bereithält ausgegeben in Asien bleiben im Jahr 2021 im Vergleich zu Chinas strategischen Ausgaben im Rahmen der von der Regierung orchestrierten Belt and Road Initiative (BRI) nur ein Bruchteil.

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Nachhaltigkeit vs. Realpolitik

Es bestehen auch Bedenken, ob die sozial-ökologischen Ziele der Strategie in der Art und Weise, wie Berlin sie sich vorstellt, verwirklicht werden können.

In einer Studie über Schweden Ansatz der „feministischen Außenpolitik“, so der schwedische Regierungsausschuss EBA gefunden dass solche Projekte tatsächlich ein wirksamer Mechanismus sind, um außenpolitische Bemühungen zur Gleichstellung der Geschlechter moderat zu verstärken und zu rationalisieren.

Bemerkenswert ist, dass der Anteil der schwedischen Entwicklungshilfe für „Aktivitäten, bei denen die Gleichstellung der Geschlechter ein ‚wesentliches‘ oder ‚Hauptziel‘ war“, mit der Einführung des feministischen Ansatzes etwas zunahm.

Seitdem sie die Politik für Deutschland übernommen hat, legt Baerbock auch großen Wert darauf, weibliche Schauspielerinnen zu den wichtigsten Gesprächspartnern auf ihren Reisen zu machen, beispielsweise auf einer kürzlichen Reise nach Lateinamerika, wo sie sich mit der brasilianischen Umweltministerin und der kolumbianischen Vizepräsidentin traf .

Janus begrüßte zwar den Fokus auf sozial-ökologische Nachhaltigkeit, merkte aber an, dass „es sich die Frage stellt, ob Projekte mit diesem Fokus von den Empfängerländern gewollt sind und ob sie ihren wahrgenommenen Bedürfnissen entsprechen“.

„Der Fokus auf Infrastrukturprojekte ist derzeit international sicherlich stärker ausgeprägt“, sagte er.

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Der Kontrast zwischen dem deutschen Vorgehen und den praktischen Gegebenheiten vor Ort wurde am Dienstag deutlich.

Die philippinische Friedensnobelpreisträgerin und Investigativjournalistin Maria Ressa, die eingeladen war, am Dienstag die Eröffnungsrede bei der Präsentation der Strategie zu halten, lobte die Strategie als fortschrittlich, betonte dies aber auch schwieg zu wichtigen Themen wie KI, Datenüberwachung und der Macht von Technologieunternehmen.

Als Reaktion darauf erkannte Entwicklungsminister Schulze das Spannungsverhältnis zwischen der Notwendigkeit an, trotz Wert- und Interessenunterschieden Partnerschaften zu pflegen.

„Wir teilen möglicherweise nicht immer die gleichen Werte, die gleichen Interessen (…) [but] Dennoch sollten wir einander zuhören“, betonte der Minister.

[Edited by Nathalie Weatherald]

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