China hat am Dienstag seine Exportbestimmungen für Gallium- und Germanium-bezogene Produkte offiziell umgesetzt, eine Entscheidung, die viele als Vergeltung für die Beschränkungen betrachten, die die USA, Japan und die Niederlande in den letzten Quartalen dem chinesischen Halbleitersektor auferlegt haben.
Ab dem 1. August 2023 müssen chinesische Unternehmen eine Exportlizenz für den Export von Gallium- und Germaniummetallen sowie allen Produkten, die diese Elemente enthalten, einholen. Verschiedenen Forschern zufolge kontrolliert China 94 % oder mehr der weltweiten Galliumproduktion und rund 60 % der weltweiten Germaniumproduktion. Die neuen Exportregeln könnten sich möglicherweise auf Japans Chipindustrie auswirken, die für 40 % ihrer Lieferungen auf China angewiesen ist Nikkei.
Die Ankündigung der Beschränkungen Anfang Juli führte zu einem Anstieg der Galliumpreise um fast 20 % in den USA und Europa. Diese neue Regel soll im Interesse der nationalen Sicherheit Chinas umgesetzt werden, wird jedoch als Reaktion auf Beschränkungen gegen die chinesische High-Tech-Industrie angesehen.
Laut der japanischen Organisation für Metall- und Energiesicherheit ist Japan der weltweit größte Galliumverbraucher, was bedeutet, dass diese neuen Vorschriften Auswirkungen auf japanische Unternehmen haben werden. Über 40 % des japanischen Galliums werden aus Schrott und anderen Quellen bezogen, 60 % werden importiert und 70 % dieser Importe stammen aus China. Dadurch stammen rund 40 % des japanischen Galliumbedarfs aus der Volksrepublik China.
Die Mitsubishi Chemical Group, die Verbindungshalbleiter und andere Produkte herstellt, gibt an, in Japan über ausreichende Lagerbestände zu verfügen, sodass keine unmittelbaren Lieferprobleme bestehen. Andere Unternehmen, darunter Sumitomo Chemical (ein Hersteller von Galliumnitrid-Substrat) und Nichia Corp. (ein Hersteller von LEDs), äußern ähnliche Ansichten und planen, die Situation zu beobachten und eine Diversifizierung ihrer Lieferanten in Betracht zu ziehen.
Trotz der neuen Vorschriften versichert das chinesische Handelsministerium, dass Qualität und Quantität dieser Exporte nicht beeinträchtigt werden. Solange sich die Exporteure an das nationale Sicherheitsprotokoll und andere regulatorische Kriterien halten, werden die Exporte fortgesetzt. Bisher hatten die neuen Kontrollen keine Auswirkungen auf die Rohstoffbeschaffung oder andere Geschäftsaktivitäten japanischer Unternehmen.
Diese Entwicklung folgt insbesondere der Entscheidung der japanischen Regierung aus dem Jahr 2019, den Export von Chipherstellungsmaterialien nach Südkorea einzuschränken. Dies löste heftigen Widerstand in China aus, wo die Exporte hochentwickelter Halbleiter aus den USA und Japan eingeschränkt wurden. Wei Jianguo, ehemaliger Vize-Handelsminister in China, warnt davor, dass diese Exportkontrollen für Gallium und Germanium nur der Anfang von Vergeltungsmaßnahmen sein könnten. In Zukunft könnte China seine Dominanz bei bestimmten Rohstoffen noch weiter als Instrument für wirtschaftlichen und diplomatischen Druck nutzen.
Obwohl Gallium und Germanium nicht besonders selten sind und häufig als Nebenprodukte anderer Bergbauaktivitäten beschafft werden, wurden ihre niedrigen Preise durch Chinas billiges Raffinierungsverfahren gestützt, wodurch die Gewinnung dieser Metalle in anderen Regionen unrentabel wurde. Die von China verhängten neuen Beschränkungen können zunächst zu Preiserhöhungen und möglichen Unterbrechungen bei der Lieferung und Produktion bestimmter Komponenten führen. Langfristig könnten diese Beschränkungen jedoch Unternehmen in anderen Ländern dazu motivieren, diese Metalle abzubauen, was letztendlich Chinas Marktführerschaft gefährden könnte. Interessanterweise hat das Pentagon kürzlich Pläne zur Rückgewinnung von Gallium aus Elektronikschrott angekündigt.