Den Strandkorb vor dem Urlaub reservieren

Düsseldorf Die norddeutschen Küsten sind so beliebt, dass es mitunter voll wird. Einen Strandkorb bei einem der über 400 Privatvermietungen und Gemeinden an Nord- und Ostsee zu ergattern ist daher nicht so einfach. Wo genau die Körbe stehen und ob sie ausgebucht sind, können Urlauber vor der Reise nur erahnen.

Strandbutler will das ändern. Mit einer App sind Touristen in der Lage, ihren Platz am Wasser zu reservieren und vorab online zu bezahlen. Das Start-up will die Strandkorbvermietung so zugänglicher und einfacher machen. Auch die Vermieter sollen profitieren. Sie können Anfragen in der App verwalten, auch abends und außerhalb der Saison Strandkörbe vermieten und gleichzeitig mit weniger Personal auskommen. „Wir wollen den kompletten Urlaub an der Küste digitalisieren“, sagt Gründer Bernhard Sourdeau.

Sourdeau hat Start-up-Erfahrung beim Fintech Payever und Ritual, einem Gastronomiemarktplatz, gesammelt. 2019 gründete er zusammen mit Christian Henk und Jens Hinrichs dann die eigene Firma. Im November 2022 schloss sich Strandbutler mit dem größten Konkurrenten Beachbuddy zusammen. Deren Gründer, Jens Bliesener, brachte bessere Schlösser mit Wasserschutz, wechselbarer Knopfzelle und Bluetooth-Funktion ein.

Wie funktioniert das Konzept von Strandbutler?

Strandkorbbesitzer bekommen die Schlösser von Strandbutler gestellt und können ihre Strandkörbe über die App verwalten. Strandbutler erhält dafür eine durchschnittliche Provision von zehn Prozent auf jede Buchung.

Urlauber buchen über die App oder die Webseite, der Vermieter gibt den Korb frei, und die Nutzer können das Schloss mit ihrem Handy entsperren.

Wer kein Mobilgerät besitzt oder mitnehmen möchte, kann sich vom Vermieter einen Chip holen, um den Strandkorb zu entsperren. Strandbutler kümmert sich mit einer externen Firma um die Wartung und das Aufladen der Schlösser.

Welche Herausforderungen gibt es?

Laut Deutschem Patent- und Markenamt (DPMA) gibt es in Deutschland 100.000 Strandkörbe. Der Strandkorbmarkt hat eine klare Obergrenze. Ein Investor einer großen europäischen Wagniskapitalfirma, der sich gut mit der Tourismusbranche auskennt, merkt an, der adressierbare Markt sei zu klein für einen Wagniskapitalgeber, die Frequenz der Buchungen in einem Jahr zu niedrig und die Kosten für die Kundenakquise seien zu hoch.

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„Das Geschäftsmodell von Strandbutler ist ohne breites wie internationales Angebot hochgradig saisonal“, sagt auch E-Commerce- und Digital-Experte Nils Seebach, Geschäftsführer der Digitalberatung Etribes. Das Angebot auszuweiten sei nicht ausreichend, da es bereits etablierte Konkurrenten wie Open Table oder Getyourguide gebe. Er schätze das Potenzial als gering ein.

Wer investiert in Strandbutler?

Im Juli 2022 hat das Start-up eine Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 1,2 Millionen Euro abgeschlossen.

Lucius Bunk, Gründer und Geschäftsführer der Auerbach Schifffahrt GmbH & Co. KG, hat in Strandbutler investiert. Seiner Meinung nach hat sich Strandbutler eine gute Marktposition erarbeitet, sowohl innovationsseitig als auch in der Zahl der Partnergemeinden und privaten Vermieter. Jetzt müsse das Start-up die selbst gesteckten Ziele erreichen, um sich selbst zu tragen und organisch wachsen zu können. Vordringlich sei, die Gewinnschwelle in den nächsten 18 Monaten zu überschreiten.

Das Konzept funktioniere, weil Strandbutler die Partner und Nutzer sympathisch anspreche und die Basis für eine digitale Plattform an der Küste schaffe. Auf der Webseite von Sylt etwa werden Besucher, die einen Korb in Kampen buchen wollen, direkt zu Strandbutler weitergeleitet. Der Andrang auf die Strandkörbe sei mittlerweile enorm. In Kampen sollen bereits 60 Prozent des Umsatzes am Anfang des Jahres generiert werden. „Das ist wie beim Ticketverkauf bei einem Konzert. Im ersten Jahr ist unser Server sogar kurzzeitig abgestürzt“, sagt Sourdeau.

Wie geht es weiter?

Bis 2026 will Strandbutler 30.000 Körbe anbieten können, aktuell seien 10.000 in der App. Nächstes Jahr will Strandbutler außerdem operativ profitabel sein und 2025 dann auch unterm Strich schwarze Zahlen schreiben. In diesem Jahr rechnen die Gründer mit einem Umsatz von einer Million Euro.

Zudem läuft ein Test: An zwei Standorten hat Strandbutler Gastronomieangebote in die App aufgenommen. Mit einem QR-Code sollen sich die Gäste Essen direkt in den Strandkorb bestellen.

Zukünftig soll auch die Kurtaxe direkt in der App bezahlt werden können. Neue solarbetriebene Schlösser seien ebenfalls in Planung. „Wir können Vermietern in Zukunft vielleicht ein Allrounder-Paket inklusive Schlösser und Strandkörbe anbieten“, sagt Bliesener. Seen in Deutschland, Küsten in Polen, den Niederlanden und Italien seien weitere Möglichkeiten, um zu expandieren.

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