Chiphersteller macht Rekordgewinn von 6,2 Milliarden Dollar

Nvidia-Chef Jensen Huang

„Unsere Nachfrage ist gewaltig.“ Nvidia verzeichnet im zweiten Quartal einen Rekordgewinn.

(Foto: Reuters)

San Francisco Der Chipkonzern Nvidia hat eine Schlüsselrolle beim Rennen um die Vorherrschaft bei Künstlicher Intelligenz. Alle Tech-Firmen – egal ob Microsoft, Meta, Alphabet oder OpenAI – sind auf die Chips von Nvidia angewiesen. Das hat dem Unternehmen ein Rekordquartal verschafft, wie CEO Jensen Huang am Mittwoch bekannt gab.

Der Umsatz im abgelaufenen zweiten Quartal betrug 13,5 Milliarden Dollar. Das war mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr. Der Gewinn stieg von 656 Millionen Dollar vor einem Jahr auf knapp 6,2 Milliarden Dollar. Beide Werte übertrafen Analystenerwartungen deutlich.

Nvidia-Gründer und CEO Jensen Huang sagte: „Unsere Nachfrage ist gewaltig. Wir erweitern unsere Produktionskapazitäten erheblich.“ Trotz der bereits gut laufenden Geschäfte komme Nvidia mit der Fertigung kaum hinterher.

„Das Angebot wird für den Rest dieses Jahres und das nächste Jahr erheblich steigen. Nvidia hat sich seit über zwei Jahrzehnten darauf vorbereitet“, sagte Huang.

An der Börse erlebte Nvidia einen Kurssprung. Die Papiere des Unternehmens legten im nachbörslichen Handel zwischenzeitlich um mehr als sieben Prozent zu. Seit Jahresanfang hatte sich die Marktkapitalisierung von Nvidia bereits auf fast 1,2 Billionen Dollar mehr als verdreifacht.

Nvidia: „Diese Entwicklung ist mit nichts zu vergleichen“

Analysten lobten die Quartalszahlen. Jensen Huang sei der „Pate der Künstlichen Intelligenz“ und habe einen „Homerun“ geliefert, schrieb Wedbush-Analyst Dan Ives. Künstliche Intelligenz sei kein Hype, der vorüberziehe, sondern ein grundlegender Wandel der Wirtschaft. „Diese Entwicklung ist mit nichts zu vergleichen, was wir seit dem Internet im Jahr 1995 erlebt haben, und die Auswirkungen beginnen gerade erst, sich auf die Verbraucher- und Unternehmenslandschaft auszuwirken“, sagte Ives.

>> Lesen Sie auch: Analyse, Performance & Prognose der Nvidia-Aktie

Huang hatte Nvidia ursprünglich als Firma gestartet, die Computerchips speziell für Grafikanwendungen wie Computerspiele produziert. Diese Chips stellten sich jedoch als besonders gut geeignet für Anwendungen zur Künstlichen Intelligenz heraus. Heute setzen alle großen Technologiefirmen auf Chips von Nvidia für ihre KI-Systeme.

Allein der Textroboter ChatGPT von OpenAI soll von rund 20.000 der leistungsfähigsten Nvidia-Chips angetrieben werden. Dabei ist es Huang und seinem Unternehmen gelungen, sich langfristig auf dem Markt zu etablieren. Denn Nvidia stellt die firmeneigene Software Cuda kostenlos zur Verfügung. Sie hat sich damit zu einem Standard für viele KI-Projekte entwickelt. Sie funktioniert jedoch nur in Kombination mit den Nvidia-Chips.

Nvidia in einer Liga mit Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet

Vor rund drei Monaten war Nvidia an der Börse erstmals mehr als eine Billion Dollar wert. Damit stieg der Chipkonzern in eine Liga mit Tech-Unternehmen wie Apple, Amazon, Microsoft und Alphabet auf.

>> Passend dazu: Was Anleger 2023 von den Tech-Aktien erwarten können

Schon jetzt gelten die besonders leistungsfähigen H100- und A100-Chips von Nvidia als eines der begehrtesten Produkte des Silicon Valley. Dabei will Nvidia bereits im Sommer des nächsten Jahres die verbesserte Version GH200 auf den Markt bringen. Der Chip ist besonders auf KI-Anwendungen optimiert. Das Unternehmen gehe davon aus, dass der neue Chip in besonders vielen Datenzentren auf der Welt zum Einsatz kommen werde, sagte Nvidia-Finanzchefin Colette Kress.

Nvidia zeichne sich durch ein besonders hohes Innovationstempo aus, sagte Huang. „Alle sechs Monate aktualisieren wir unsere Produkte oder bringen neue Produkte auf den Markt“, sagte der CEO.

Er prognostizierte ein gewaltiges Geschäft in den kommenden Jahren. „Weltweit sind mehr als eine Billion Dollar in Rechenzentren investiert worden“, sagte Huang. „Die eine Billion Dollar wertvollen Rechenzentren werden nun umgewandelt in beschleunigte Rechenleistung und optimiert für Künstliche Intelligenz.“

Dieser Wandel scheint sich schon jetzt in den Quartalszahlen von Nvidia zu zeigen. Das Segment Datenzentren war in den Geschäftszahlen der am schnellsten wachsende Bereich. Nvidia meldete dort einen Umsatz von 10,3 Milliarden Dollar. Das waren 171 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Noch wichtiger scheint jedoch ein Detail zu sein. Das Geschäft ist lukrativer geworden. Die bereinigte Bruttomarge stieg um 25,3 Prozentpunkte auf 71,2 Prozent. Vermutlich ist die Nachfrage nach den Chips von Nvidia so groß, dass der Konzern sie teurer verkaufen kann. Das steigert wiederum den Gewinn.

Die Gaming-Sparte, die früher das Kerngeschäft von Nvidia war, legte um 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 2,5 Milliarden Dollar zu.

Ausgerechnet der für die deutsche Industrie wichtige Geschäftsbereich Auto war Schlusslicht in den Nvidia-Quartalszahlen. Die Umsätze stiegen im Jahresvergleich um 15 Prozent auf 253 Millionen Dollar. Nvidia liefert unter anderem die Chips für moderne Mercedes-Autos und ist eine enge Partnerschaft mit dem Autobauer eingegangen.

Mehr: Chiphersteller jagen 120-Milliarden-Dollar-Markt

Erstpublikation: 23.08.2023 (zuletzt aktualisiert: 24.08.2023, 01:55 Uhr).

source site-12