Boehringer Ingelheim auf dem Weg zum Mega-Blockbuster

Forschung bei Boehringer Ingelheim

In den nächsten fünf Jahren will das Unternehmen 25 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung investieren.

(Foto: Boehringer Ingelheim)

Frankfurt Dank großer Nachfrage nach dem Diabetesmittel Jardiance konnte das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim im ersten Halbjahr dieses Jahres seinen Umsatz um knapp zehn Prozent auf 12,2 Milliarden Euro steigern. Das teilte das Unternehmen am Dienstagmorgen mit. Jardiance, das gemeinsam mit dem US-Vertriebspartner Eli Lilly vermarktet wird, legte um rund 40 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro Umsatz zu.

Das nach Bayer zweitgrößte deutsche Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim ist auf Medikamente für Menschen und für Nutztiere spezialisiert, wobei der Bereich Humanpharma für rund drei Viertel des Geschäfts steht.

Der Erfolg von Jardiance trug maßgeblich dazu bei, dass sich Boehringer Ingelheim in der Sparte Humanpharma mit einem währungsbereinigten Wachstum von 11,3 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro Umsatz insgesamt dynamischer entwickelte als viele andere Pharmaunternehmen, die bisher ihre Halbjahreszahlen veröffentlicht haben.

Das liegt auch daran, dass Boehringer keine großen Patentabläufe zu verkraften hat wie etwa die Schweizer Konkurrenten Roche und Novartis oder auch der US-Konzern Abbvie. Auch rückläufige Umsätze mit Covid-19-Medikamenten, wie sie etwa bei Astra-Zeneca und GSK zu Buche schlugen, spielen bei Boehringer Ingelheim ebenfalls keine Rolle.

Das hohe Wachstum von Jardiance ist darauf zurückzuführen, dass das Mittel über Diabetes hinaus in den vergangenen Jahren zusätzlich für die Behandlung verschiedener Formen von Herzinsuffizienz zugelassen wurde. Vor wenigen Tagen erhielt Jardiance in Europa zudem die Zulassung für die Behandlung von Nierenversagen.

Neues Wachstumspotenzial

Das eröffnet neues Wachstumspotenzial: Denn weltweit sind fast 850 Millionen Menschen von dieser Erkrankung betroffen. Hubertus von Baumbach, Vorsitzender der Unternehmensleitung von Boehringer Ingelheim, hatte bereits im Frühjahr angedeutet, dass Jardiance mittelfristig sogar die Umsatzschwelle von zehn Milliarden Euro überschreiten könnte, was im Pharmageschäft ein sogenannter Mega-Blockbuster ist.

Im Bereich der Tiergesundheit konnte Boehringer Ingelheim den Umsatz in den ersten sechs Monaten währungsbereinigt um 3,8 Prozent auf 2,5 Milliarden Euro steigern. Größtes Produkt ist Nexgard, ein Floh- und Zeckenschutz für Hunde und Katzen, das um rund neun Prozent auf 644 Millionen Euro Umsatz zulegte.

Das rheinland-pfälzische Unternehmen, das seit seiner Gründung 1885 in Familienbesitz ist, investiert stark in Forschung und Entwicklung: In den kommenden fünf Jahren sind Ausgaben in Höhe von 25 Milliarden Euro geplant. Bis zum Ende des Jahrzehnts strebt Boehringer Ingelheim mehr als 30 medizinische Zulassungen im Bereich Humanpharma an.

Unter anderem forscht das Unternehmen an neuen Medikamenten gegen Lungenfibrosen, Schizophrenie und Krebs. Auch bei der Bekämpfung von Übergewicht ist Boehringer aktiv – ein Gebiet, das zuletzt durch den Erfolg des Diabetes-Mittels Ozempic von Novo Nordisk weltweit Aufmerksamkeit bekommen hat.

Boehringer hat gemeinsam mit dem dänischen Unternehmen Zealand Pharma ein Mittel entwickelt, das laut Studiendaten eine Reduktion des Körpergewichts um fast 19 Prozent bewirken soll. Das Mittel befindet sich allerdings erst in der zweiten Phase der klinischen Erprobung – bis zu einer möglichen Markteinführung dürfte es noch ein paar Jahre dauern.

Mehr: Diätpillen sollen zum Milliardengeschäft werden.

source site-13