Beiersdorf, Nestlé, Unilever: Steigende Preise helfen Konsumgüterkonzernen

Nivea-Produktion

Hersteller Nivea ist kräftiger gewachsen als erwartet. Das gilt für viele Konsumgüterhersteller.

(Foto: Beiersdorf)

Düsseldorf Trotz eingetrübter Konsumlaune ist Nivea-Hersteller Beiersdorf im ersten Halbjahr kräftig gewachsen. Die Kernmarke konnte ihren Umsatz aus eigener Kraft um 18,4 Prozent steigern, der Konzernumsatz wuchs auf 4,9 Milliarden Euro. Auch der Betriebsgewinn (Ebit) stieg um 20 Prozent auf 852 Millionen Euro, teilte Beiersdorf am Donnerstag mit. Damit übertrafen die Hamburger die Erwartungen der Analysten deutlich.

Beiersdorf konnte Erlöse und Profit auch deshalb steigern, weil der Konzern Preiserhöhungen im Handel durchgedrückt hat. Zwei Drittel des Wachstums erklärten sich dadurch, ein Drittel komme von steigenden Verkaufszahlen, sagte Beiersdorf-Chef Vincent Warnery.

Der Nivea-Hersteller ist nicht der einzige Hersteller von Alltagsprodukten, der kräftig an der Preisschraube dreht. Auch der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé (Kitkat, Nescafé), der britische Nahrungsmittel- und Kosmetikriese Unilever (Knorr, Dove) oder der US-Rivale Procter & Gamble (Pampers, Ariel) sind im ersten Halbjahr wegen umgesetzter Preiserhöhungen stärker gewachsen als erwartet, zeigen jüngst veröffentlichte Geschäftszahlen.

Konsumgüterkonzerne kämpfen seit Ausbruch der Pandemie mit enorm steigenden Ausgaben für Rohstoffe und Logistik. Die Lage wurde durch den Krieg in der Ukraine verschärft. So waren die Kosten bei dem Persil-Hersteller Henkel allein im Vorjahr so stark gestiegen wie zwischen 2010 und 2020 zusammen.

Während Hersteller ihre Kosten weitergeben wollten, hielt der Handel dagegen, wollte sich als Preisanwalt der Verbraucher positionieren. Gerade vergangenes Jahr eskalierten deshalb die Verhandlungen. Lieferstopps und Auslistungen waren die Folgen. Bei Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka fehlten zwischenzeitlich die Produkte von fast zwei Dutzend Herstellern.

Steigende Preise können Verbraucher verprellen

Vielen Konzernen ist es nun offenbar gelungen, ihre steigenden Kosten in größerem Ausmaß an den Handel weiterzugeben. Nestlé erhöhte seine Preise im ersten Halbjahr um 9,5 Prozent, Unilever um 9,4 Prozent, der französische Joghurtproduzent Danone um 8,7 Prozent.

Ohne Risiko ist dieses Vorgehen allerdings nicht. Durch steigende Preise können Hersteller Verbraucher verprellen, die ihrerseits mit höheren Lebenshaltungskosten kämpfen. So sind Lebensmittel, Zahncreme oder Deodorant gerade mehr als 30 Prozent teurer als 2020, zeigen Zahlen des Statistischen Bundesamts.

Deshalb greifen Verbraucher immer häufiger zu preisgünstigen Eigenmarken des Handels. Bei Lebensmitteln machten diese im ersten Halbjahr 43,6 Prozent des Umsatzes aus, zeigen Zahlen des Marktforschers Nielsen-IQ für das Handelsblatt. Im Gesamtjahr 2020 waren es noch 40,6 Prozent. Bei Kosmetikprodukten stieg der Anteil im selben Zeitraum von 35 auf 36,4 Prozent.

Kitkat-Schokolade

Hersteller Nestlé konnte kräftige Preiserhöhungen durchsetzen.

(Foto: AP)

Das erhöht den Druck auf Markenartikler, viele setzen weniger Produkte ab. So sank der Absatz bei Nestlé im ersten Halbjahr um 0,8 Prozent, Unilever verkaufte 0,2 Prozent weniger Produkte, bei Danone sank das Volumen um 2,3 Prozent. Im Vorjahr waren die Rückgänge sogar noch deutlicher.

Dass Beiersdorf den Absatz seiner Nivea-Produkte steigern konnte, liegt auch daran, dass Verbraucher bei Kosmetika oft weiter Markenprodukten vertrauen. Die Kernmarke wuchs in allen Regionen und Kategorien. Zudem zahlt sich die neue Strategie aus. Beiersdorf konzentriert sich auf weniger, aber margenstärkere Produkte wie etwa Gesichtspflegecremes. Dieser Bereich gilt als Wachstumsmarkt.

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Beiersdorf hat die erst im April angehobene Umsatzprognose erneut erhöht. Statt die Erlöse mindestens im mittleren einstelligen Bereich zu steigern, halten die Hamburger nun ein Plus im niedrigen zweistelligen Bereich für möglich. Die Anleger honorierten das: Beiersdorf-Papiere gehörten am Donnerstagvormittag mit einem Plus von mehr als drei Prozent zu den Gewinnern im Dax.

Verbraucher müssen sich auf weitere Preissteigerungen einstellen

Auch Nestlé, Unilever, Procter & Gamble und Danone blicken zuversichtlicher auf die zweite Jahreshälfte. Sie rechnen mit mehr Umsätzen als erwartet und einer stabilen bis leicht positiven Margenentwicklung.

Verbraucher müssen nach Ankündigungen der Hersteller zwar fürchten, dass sich Markenprodukte auch in der zweiten Jahreshälfte weiter verteuern. Der Preisanstieg dürfte sich aber abschwächen. Beiersdorf etwa habe für Nivea alle Preisverhandlungen in Europa erfolgreich abgeschlossen und so stabile Bedingungen für die Marke hergestellt, erklärte CEO Warnery.

Nestlé-Chef Mark Schneider sagte zuletzt, dass weitere Preisanpassungen „moderat“ ausfallen dürften. „Sie werden auch viel gezielter auf Produkte ausgerichtet sein, die immer noch einer Inflation der Inputkosten unterliegen.“ Auch Unilever-Finanzchef Graeme Pitkethly meint: „Wir haben den Höhepunkt der Inflation hinter uns, aber es wird weiterhin ein hohes Preiswachstum in unseren Zahlen geben.“

Wie die Lage bei Konkurrent Henkel ist, zeigt sich kommenden Donnerstag. Dann legt der Persil-Hersteller seine Halbjahreszahlen vor.

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