Barclays Gewinn steigt dank stärkerem Zinsergebnis, Aktie gibt nach

London Die britische Großbank Barclays hat im ersten Halbjahr massiv von den stark gestiegenen Zinsen in Großbritannien profitiert. Das Unternehmen rechnet aber nicht damit, dass sich dieser Trend in den kommenden Monaten fortsetzt.

Die Börse reagierte entsprechend enttäuscht auf die gedämpften Erwartungen für das zweite Halbjahr. Der Kurs von Barclays ging im frühen Handel um gut fünf Prozent zurück.

Im ersten Halbjahr stiegen die Einnahmen der Bank um neun Prozent auf 13,5 Milliarden Pfund (etwa 15,5 Milliarden Euro). Der zurechenbare Reingewinn lag bei 3,1 Milliarden Pfund und damit etwa ein Viertel über dem Vorjahresergebnis.

„Wir haben Barclays sorgfältig für dieses gemischte makroökonomische Umfeld positioniert und im zweiten Quartal eine konsistente Performance erzielt“, sagte Vorstandschef C.S. Venkatakrishnan, „wir sind sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ziele für das Gesamtjahr erreichen werden.“ Er kündigte an, die geplanten Aktienrückkäufe um 500 auf 750 Millionen Pfund anzuheben.

Zu verdanken ist das gute Ergebnis im ersten Halbjahr vor allem der höheren Zinsmarge in Großbritannien, wo Barclays von der gewachsenen Spanne zwischen Kredit- und Sparzinsen profitierte. Die Netto-Zinsmarge betrug 3,2 Prozent, soll aber in den kommenden Monaten auf 3,15 zurückgehen.

Die britischen Banken waren zuletzt von Politikern in London kritisiert worden, weil sie angeblich die steigenden Zinsen zu langsam an die Sparer weitergegeben hätten. Der Wettbewerb zwischen den Banken um die Einlagen der Sparer hat jedoch zugenommen und dadurch die Zinsmargen gedrückt. 

Deutlich schlechter als im Retail-Banking lief es für Barclays im Investmentbanking. Die Handelseinnahmen gingen im zweiten Quartal um gut 40 Prozent auf 1,75 Milliarden Pfund zurück. Im Handel mit Fixed-Income-Produkten betrug das Minus 22 Prozent, der Aktienhandel lag sogar 60 Prozent unter dem Vorjahr.

Barclays ist dabei, sich von seinem Privatkundengeschäft in Deutschland zu trennen. Das Verbrauchergeschäft umfasst Einlagen, Kredite sowie Karten und umfasst etwa zwei Millionen Kunden. Das Kreditbuch belief sich nach Unternehmensangaben Ende 2022 auf 4,3 Milliarden Pfund (rund fünf Milliarden Euro).

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