Auswärtiges Amt rät Deutschen in Niger zur sofortigen Ausreise

Pro-Putsch-Proteste in Niger

Frankreich, Deutschland und weitere EU-Staaten raten ihren Staatsbürgern, das Land zu verlassen.

(Foto: dpa)

Berlin, Brüssel Das Auswärtige Amt rät allen deutschen Staatsbürgern, Niger mit französischen Evakuierungsflügen zu verlassen. „Wir können bestätigen, dass unsere französischen Kollegen angeboten haben, im Rahmen vorhandener Kapazitäten, deutsche Staatsangehörige auf ihren Flügen aus Niger mit an Bord zu nehmen“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Dienstag. Das deutsche Außenministerium rate, das Angebot anzunehmen.

Die Lage in dem westafrikanischen Land hat sich nach dem Putsch des Militärs weiter zugespitzt. Vor gut einer Woche hatten Offiziere des nigrischen Militärs den demokratisch gewählten Präsidenten des Landes, Mohamed Bazoum, für entmachtet erklärt. Am Freitag ernannte sich dann General Omar Tchiani selbst zum neuen Machthaber.

In der Folge versammelten sich in der nigrischen Hauptstadt Hunderte bis Tausende Demonstrierende, die offenbar die Putschisten unterstützen. Am Sonntag kam es in diesem Zusammenhang auch zu teilweise gewaltsamen Protesten vor der französischen Botschaft in der Hauptstadt Niamey.

Die Situation in Niger könnte sich in den nächsten Tagen weiter zuspitzen. Der westafrikanische Staatenbund Ecowas hatte gegen das Land bereits Wirtschaftssanktionen verhängt und den Putschisten darüber hinaus am Sonntag ein Ultimatum gestellt. Sollte der festgesetzte Präsident Mohamed Bazoum nicht binnen einer Woche freigelassen und wieder eingesetzt werden, hieß es, werde Ecowas Maßnahmen ergreifen, die den Einsatz von Gewalt beinhalten könnten.

Die afrikanischen Nachbarstaaten Burkina Faso und Mali hatten die Staatengemeinschaft daraufhin vor einem Eingreifen gewarnt. Jede militärische Intervention gegen Niger komme einer Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali gleich, hieß es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Mitteilung.

Europa und die USA unterstützen Ecowas

Unterstützung für Ecowas kam von europäischen Staaten wie Deutschland, aber auch aus den USA und aus Brüssel. Die EU unterstütze alle Maßnahmen in der Ecowas-Erklärung, sagte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Bisher habe man von Ecowas aber noch keine Bitte um militärischen Beistand erhalten. Die Erklärung von Burkina Faso und Mali wollte die Sprecherin nicht kommentieren.

Demokratische Staaten weltweit riefen die Putschisten dazu auf, Nigers demokratisch gewählten Präsidenten Bazoum freizulassen. „Die ohne jegliche Grundlage festgehaltenen Mitglieder der demokratischen Regierung müssen unverzüglich freigelassen und die Macht wieder an diese zurückgegeben werden“, forderte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne).

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Am Dienstag hieß es aus dem französischen Außenministerium, dass die Evakuierung französischer Staatsbürger noch am selben Tag beginnen solle. Frankreich schätzt, dass zwischen 500 und 600 französische Staatsbürger noch in dem Land sind. Auch Italien und Spanien kündigten Evakuierungsflüge an.

Wie viele deutsche Staatsbürger sich genau in Niger aufhalten, ist unklar, da es keine Pflicht zur Registrierung gibt. Die Zahl wird auf etwa 100 geschätzt. Die deutsche Botschaft in Niamey werde ihre Arbeit fortführen, sagte Baerbock am Dienstag.

Die unsichere Lage in Niger ließ auch die Sorge um die europäische Rohstoffversorgung aufkommen. Das Land ist weltweit der siebtgrößte Produzent von Uran. Der importierte Rohstoff wird vor allem in Frankreich angereichert.

Lieferengpässe für die europäische Atombranche drohen nach Angaben der EU-Kommission jedoch nicht. Die Industrie habe ausreichend Reserven, und es gebe genug Angebot auf dem Weltmarkt, hieß es.

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