Arzneimittelhersteller Stada sucht neuen Investor

Stada-Zentrale in Bad Vilbel bei Frankfurt

Bei einem Deal könnte Stada mit zehn Milliarden Euro oder mehr bewertet werden.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Beim hessischen Arzneimittelhersteller Stada könnte sich Unternehmenskreisen zufolge bald eine Veränderung der Eigentümerstruktur anbahnen. Sechs Jahre nach der gut fünf Milliarden Euro schweren Übernahme der Firma durch Bain und Cinven hätten die Finanzinvestoren begonnen, sich mit Möglichkeiten eines teilweisen Ausstiegs zu beschäftigen, hieß es.

Ein Börsengang stehe dabei nicht im Vordergrund, ebenso wenig ein Komplettverkauf an einen anderen Arzneimittelhersteller. Vielmehr sei wahrscheinlich, dass eine der beiden Private-Equity-Gesellschaften einen Anteil an einen dritten Investor veräußern könnte, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person.

Eine Bankenauswahl könnte im Herbst erfolgen, ein Verkaufsprozess Anfang 2024 starten, hieß es aus Finanzkreisen. Bei einem Deal könnte Stada mit zehn Milliarden Euro oder mehr bewertet werden.

Das Kapital für große Übernahmen lässt sich für Investoren derzeit angesichts des schlechten Umfelds an den Finanzmärkten kaum aufbringen. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge sind Bain und Cinven in einer frühen Phase, Banken anzusprechen, die sich für Mandate bei einer möglichen Transaktion beraten könnten. Stada, Bain und Cinven lehnten allesamt Stellungnahmen ab.

Stada hat sich seit der Übernahme durch die Investoren 2017 gut entwickelt. Der einst vor allem als Hersteller von patentfreien Nachahmermedikamenten (Generika) bekannte Arzneimittelhersteller hat dabei seine Präsenz im margenstärkeren Geschäft mit frei verkäuflichen Markenprodukten konsequent ausgebaut. Seit der Übernahme haben die Hessen mehr als 1,6 Milliarden Euro für rund 20 größere Zukäufe ausgegeben, darunter viele Marken der Pharmakonzerne Sanofi und GSK.

Stada hat das Ebit seit 2017 nahezu verdreifacht

Stada ist inzwischen im Consumer-Health-Geschäft die Nummer vier in Europa, nach der GSK-Abspaltung Haleon als größtem Anbieter, Sanofi und Bayer. Der Konzern aus Bad Vilbel ist in dem Bereich unter anderem mit Marken wie dem Erkältungsmittel Grippostat, der Muskelsalbe Mobilat oder dem Sonnenschutzprodukt Ladival vertreten.

Insgesamt steigerte Stada seinen Umsatz unter den neuen Eignern seit 2017 um fast zwei Drittel von 2,3 auf 3,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Der operative Gewinn (Ebit) konnte nahezu verdreifacht werden, auf zuletzt 569 Millionen Euro. Damit setzte das Unternehmen seinen Wachstumskurs fort – trotz einer relativ starken Präsenz in Russland, wo Stada rund 15 Prozent seines Umsatzes erzielt.

Durch die Zukäufe stieg aber auch die Nettoverschuldung der Gruppe kräftig. Im Stada-Abschluss werden 2,3 Milliarden Euro ausgewiesen, weitere rund drei Milliarden Euro bei der Nidda German Topco und anderen Holdingfirmen, über die Bain und Cinven ihre Anteile halten. Erst vor Kurzem hatte die Firma frei verkäufliche Markenprodukte von Sanofi übernommen, darunter das gesamte Sortiment der Marke Antistax bei Venenleiden.

Im vergangenen Jahr wuchs das Consumer-Healthcare-Geschäft des Unternehmens um währungsbereinigt 17 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro Umsatz. Mit Generika erzielte Stada noch 1,4 Milliarden Euro Umsatz. Und rund 740 Millionen Euro, also rund 20 Prozent des Umsatzes, werden inzwischen mit Spezialpharmaka gemacht – ein Bereich, in dem Stada wie ein Originalhersteller agiert.

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