Anleger setzen auf neue Rallyphase

Bulle und Bär

Die große Verunsicherung aus der Vorwoche mit minus 3,6 Punkten ist nun verflogen.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Für viele Anleger ist die künftige Dax-Entwicklung eine eindeutige Sache: Die Korrektur im August, als der Dax auf 15.468 Punkte abrutschte, bildete die Grundlage für die nächste Rallyphase. Zumindest sind seitdem der Zukunftsoptimismus und die Investitionsbereitschaft deutlich angestiegen, wie die Daten der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigen.

Doch für den Sentimentexperten Stephan Heibel, der die wöchentliche Erhebung auswertet, ging diese Entwicklung viel zu schnell. „Es würde mich daher nicht überraschen, wenn die Rally, die in den Köpfen der meisten Anleger eine ausgemachte Sache zu sein scheint, noch ein paar Wochen auf sich warten lässt“, erläutert er.

Denn laut der Sentimentanalyse klettert eine gesunde Rally an einer Mauer der Angst empor. Damit ist gemeint, dass Anleger in der ersten Rallyphase nicht an weiter steigende Kurse glauben, allerdings nach und nach investieren, um keine Renditechance zu verpassen. Doch diese „Nachkäufer“, die für weiter steigende Kurse sorgen, fehlen in der aktuellen Situation.

Denn bei dem Kursrutsch Mitte August zeigt die Sentimentumfrage Angst und Panik, ein recht sicherer Kontraindikator, der zumindest kurzfristig wieder steigende Notierungen signalisiert. Denn dann reicht es aus, wenn sich die Nachrichtenlage nicht weiter verschlimmert, damit die Kurse wieder steigen.

Doch diese Angst ist so schnell verflogen, dass die seit Mitte August laufende Aufwärtsbewegung sich als kurzlebig erweisen könnte. Denn die meisten Sentimentindikatoren sind sehr schnell in den neutralen oder optimistischen Bereich gesprungen.

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Auffällig ist die unterschiedliche Stimmung der Privatanleger zu den institutionellen Investoren sowie zu den US-Anlegern. Die fast überall sichtbare Skepsis zeigt sich bei den befragten Privatanlegern kaum.

Aktuelle Umfragedaten

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Anleger zeigen sich erleichtert. Die kurzfristige Stimmung ist von minus 3,6 Punkten in der Vorwoche auf plus 0,8 gestiegen. Wichtige charttechnische Unterstützungen im Dax haben gehalten, die Umfrageteilnehmer zeigen sich erfreut darüber, dass Schlimmeres verhindert wurde.

So ist auch die große Verunsicherung aus der Vorwoche mit minus 3,6 verflogen. Anleger zeigen aktuell eine neutrale Selbstzufriedenheit mit einem Wert von minus 0,4.

Die Zukunftserwartung bleibt nun mit einem Wert von plus 3,6 auf einem hohen Niveau. Es hat den Anschein, dass Anleger den schwachen August befürchtet hatten, nun jedoch eine Fortsetzung der Rally erwarten.

Denn die Investitionsbereitschaft ist mit einem Wert von plus 1,7 weiterhin gegeben, wenngleich das hohe Niveau der Vorwoche mit 2,6 nicht gehalten werden konnte. Vermutlich haben Anleger in den vergangenen Tagen zu günstigeren Kursen bereits zugegriffen.

Das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart, an der Privatanleger handeln, beträgt null. Damit ist der Anteil von Call- und Put-Hebelprodukten auf den Dax in den Depots gleich hoch. Den gesamten August hindurch haben Anleger Long-Produkte auf steigende Kurse gekauft, nun hat es den Anschein, als seien die Positionierungen abgeschlossen.

Institutionelle Anleger, die sich über die Frankfurter Terminbörse Eurex absichern, sind noch nicht überzeugt vom Ende der Korrektur. Das Put-Call-Verhältnis von 2,3 zeigt ein gestiegenes Interesse an Absicherungspositionen.

In den USA sieht es ganz ähnlich aus, das Put-Call-Verhältnis an der Chicagoer Terminbörse ist ebenfalls stark angestiegen. US-Anleger sichern sich also ebenfalls gegen fallende Kurse ab.

US-Fondsmanager hingegen haben ihre Investitionsquote wieder hochgefahren. Es hat den Anschein, dass zum Monatswechsel August/September mehr Cash benötigt wurde, um Kapitalabzüge finanzieren zu können. Nun werden die Cash-Reserven wieder eingesetzt. Die Investitionsquote ist von 34 Prozent in der Vorwoche auf 61 Prozent gestiegen.

Die Bulle-Bär-Differenz der US-Privatanleger zeigt mit einem Wert von minus eins eine neutrale Verfassung an. 33 Prozent Bullen stehen 34 Prozent Bären gegenüber, während das verbleibende Drittel der US-Privatanleger neutral gestimmt ist.

Auch der anhand technischer Daten berechnete „Angst-und-Gier-Indikator“ der US-Märkte zeigt mit einem Wert von 53 eine neutrale Verfassung an.

Großer Optimismus am Goldmarkt

Auffällig in den Sentimentdaten des Analysehauses AnimusX, mit dem Experte Stephan Heibel ausführlichere Umfragen durchführt, ist die Erwartungshaltung am Goldmarkt. Der Zukunftsoptimismus ist so groß wie nur drei Mal in den vergangenen sieben Jahren.

Die anschließende Entwicklung war jedoch sehr unterschiedlich, sodass aus diesem Extrempunkt keine verlässliche Prognose abgeleitet werden kann. Es gibt nur eine geringe Korrelation zwischen Zukunftserwartung am Goldmarkt und der Goldpreisentwicklung. „Auch so etwas gehört zur Analyse: Derzeit gibt die Sentimenttheorie trotz Extremwerten am Goldmarkt kein verlässliches Signal für die zu erwartende Goldpreisentwicklung“. erläutert Heibel.

Sie wollen an der Umfrage teilnehmen? Dann lassen Sie sich automatisch über den Start der Sentimentumfrage informieren, und melden Sie sich für den Dax-Sentiment-Newsletter an. Die Umfrage startet jeden Freitagmorgen und endet Sonntagmittag.

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