Anhörungen im Fall Trump vor Grand Jury in Georgia begonnen

Ein Geschworenengremium hat in den Untersuchungen gegen den früheren US-Präsidenten Donald Trump wegen versuchter Beeinflussung des Ergebnisses der Präsidentenwahl 2020 Medienberichten zufolge wohl für ein oder mehrere Anklagen gestimmt. Der Sender CNN berichtete am Montagabend (Ortszeit) von zehn Anklagen im US-Bundesstaat Georgia. Gesichert war diese Zahl allerdings nicht, da die Informationen vom Gericht noch nicht veröffentlicht wurden.

Es war außerdem unklar, ob es sich dabei um Anklagen gegen Trump oder Helfer des Republikaners handelte. Offen blieb auch, ob über mehrere Anklagepunkte gegen eine Person oder Anklagen gegen mehrere Personen abgestimmt wurde. Es ist auch möglich, dass nicht alle Anklagen, die nun vorgelegt wurden, sich um die Ermittlungen gegen Trump drehen.

Zuvor hatte die sogenannte Grand Jury ihre Beratungen vorerst abgeschlossen. Sie entscheidet nach Vorlage von Beweismitteln durch die Staatsanwaltschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ob Anklage erhoben wird. Mehrere Papiere wurde einem Richter im Gerichtsgebäude in Atlanta am Abend (Ortszeit) überreicht, wie im US-Fernsehen zu sehen war. Die Informationen müssen nun veröffentlicht werden. Aus dem Gericht hieß es CNN zufolge, dies könnte bis zu drei Stunden dauern.

Das Wahlkampfteam von Trump wetterte bereits gegen eine möglicherweise bevorstehende weitere Anklage. Kurz vor der erwarteten Entscheidung über ein potenzielles Strafverfahren gegen Trump im Bundesstaat Georgia beklagte es sich in einer schriftlichen Stellungnahme über den „jüngsten koordinierten Angriff“ einer voreingenommenen Staatsanwältin. Der Zeitpunkt des Vorgehens zeige das politische Motiv dahinter. „Sie hätten dies schon vor zweieinhalb Jahren tun können, haben sich aber aus Gründen der Wahlbeeinflussung dafür entschieden, dies mitten in Präsident Trumps erfolgreichem Wahlkampf zu tun“, hieß es weiter. Trump werde aber „niemals aufgeben und niemals aufhören zu kämpfen“.

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Trump hatte die Wahl gegen den Demokraten Joe Biden verloren. Georgia gehörte zu den Bundesstaaten, die für den Wahlausgang eine Schlüsselrolle spielten. Das Ergebnis dort war sehr knapp. Trump bemühte sich, seine Wahlniederlage dort nachträglich ungeschehen zu machen. Staatsanwältin Fani Willis untersucht den Fall seit geraumer Zeit.

Mehrere Personen waren zuvor geladen gewesen. Die als Zeugin vorgeladene demokratische frühere Senatorin in Georgia Jen Jordan sagte beim Verlassen des Gerichtsgebäudes im Bezirk Fulton, sie sei etwa 40 Minuten lang befragt worden. In dem Fall geht es um mutmaßliche Versuche Trumps, seine knappe Niederlage bei der Wahl 2020 in dem Südstaat zu kippen.

Die frühere demokratische Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Montana Bee Nguyen bestätigte ebenfalls, dass sie ausgesagt habe. Medienberichten zufolge traf auch Gabriel Sterling, ein ranghoher Mitarbeiter des Büros des Secretary of State, bei Gericht ein. Absperrungen und Straßensperren um das Gerichtsgebäude im Zentrum von Atlanta sowie Äußerungen Willis’ hatten bereits darauf hingedeutet, dass die Präsentation vor einer Grand Jury in dieser Woche beginnen würde. Entscheidet die Grand Jury auf eine Anklage, wäre es der vierte Fall, in dem sich der Ex-Präsident vor Gericht wegen strafrechtlicher Vorwürfe verantworten muss.

Mögliche Anklagepunkte irrtümlich veröffentlicht

Eine Liste von Anklagepunkten erschien am Montag kurzzeitig auf einer Website des Gerichts im Bezirk Fulton. Die Staatsanwaltschaft erklärte aber, Trump sei bislang nicht angeklagt worden. Die Nachrichtenagentur Reuters, die über den Vorgang berichtete und eine Kopie des Dokuments veröffentlichte, erklärte, die Akte sei rasch wieder von der Seite genommen worden. Warum die Anklagepunkte auf einem Dokument aufgelistet wurden, während die Grand Jury noch Zeugen dazu hörte, war unklar.

Clark Cunningham, Juraprofessor an der Georgia State University, sagte, das Dokument sei vermutlich irrtümlich veröffentlicht worden und aufgelistet seien wohl Punkte, über die die Grand Jury nach dem Willen der Staatsanwaltschaft abstimmen solle. „Die Grand Jury sitzt nicht herum und schreibt Anklagen, sie werden ihnen vorgelegt“, sagte Cunningham. Die Jury könne die Punkte auch ablehnen. Trump und seine Anwälte dürften die irrtümliche Veröffentlichung nutzen, um den Prozess als manipuliert darzustellen. Cunningham sagte, er glaube nicht, dass dies letztlich Auswirkungen auf den Fall haben werde.

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Bezirksstaatsanwältin Fani Willis, zuständig für Fulton County, hatte ihre Ermittlungen vor mehr zweieinhalb Jahren aufgenommen, kurz nachdem die Aufzeichnung eines Telefonanrufes von Trump bei Georgias Wahlbeauftragtem vom Januar 2021 publik gemacht worden war.

Nguyen und Jordan nahmen im Dezember 2020 beide an parlamentarischen Anhörungen teil, in denen der frühere New Yorker Bürgermeister und Trump-Anwalt Rudy Giuliani und andere falsche Behauptungen über verbreiteten Wahlbetrug in Georgia aufstellten. Trump-Anwalt John Eastman trat ebenfalls in mindestens einer dieser Anhörungen auf und sagte, die Wahl sei nicht in Einklang mit dem Gesetz von Georgia abgelaufen.

Sterling und sein Chef, Secretary of State (Innenminister) Brad Raffensperger, – beide Republikaner – wehrten sich seinerzeit energisch gegen die Anschuldigungen, dass es bei den Wahlen in Georgia zu weitreichenden Problemen gekommen sei.

Die Ermittlungen wurden durch einen Trump-Anruf am 2. Januar 2021 bei Raffensperger ausgelöst. Darin deutete der Ex-Präsident an, dass Raffensperger helfen könne, die Stimmen zu „finden“, die er benötigte, um in Georgia den Demokraten Joe Biden zu schlagen. „Alles, was ich tun möchte, ist das: Ich möchte 11.780 Stimmen finden, das ist eine mehr als wir haben…. Denn wir haben den Staat gewonnen“, ist Trump in der Medien zugespielten Aufnahme zu hören. Er beharrt darauf, nichts Falsches getan zu haben.

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