Windkraft Start-Up Nextwind sammelt 750 Millionen Dollar ein

Düsseldorf Gerade mal drei Jahre gibt es das Start-up Nextwind aus Berlin. Trotzdem schafft es der Windparkplaner jetzt in einer Finanzierungsrunde, 750 Millionen Dollar einzusammeln. Unter den Investoren sind neben dem US-Spezialisten Sandbrook Capital die beiden kanadischen Pensionsfonds Public Sector Pension Investment Board (PSP Investments) und Imco.

„Das Investment ist ein positives Zeichen für den deutschen Markt. Und für uns ist es die Möglichkeit, unser Ziel zu erreichen, einer der großen grünen Stromproduzenten in Deutschland zu werden“, zeigt sich Mitgründer Lars Meyer zuversichtlich. Die nötige Erfahrung aus dem Energiebereich bringen seine beiden Partner Werner Süß und Ewald Woste mit. Süß war lange für die Energiekonzerne Eon und Vattenfall tätig. Woste war Vorsitzender der Frankfurter Stadtwerke (Mainova) sowie des Stadtwerkeverbunds Thüga. Aktuell ist er Aufsichtsratsvorsitzender des Essener Kohlekonzerns Steag.

In der Branche ist Nextwind allerdings weitgehend unbekannt. Das liegt auch daran, dass das Auftragsbuch bislang noch überschaubar ist. Gerade mal zehn Windparks mit einer Gesamtleistung von 150 Megawatt besitzt das Trio aktuell. Das soll sich schon bald ändern.

Prinzip „Repowering“: Aus alten Windparks werden neue

Das Geschäftsmodell dahinter: Nextwind kauft zehn bis 15 Jahre alte Windparks und ersetzt die alten Windräder am gleichen Standort durch neue, leistungsfähigere Turbinen. So werden aus den aktuellen Projekten von Nextwind mit 150 Megawatt Windparks mit zukünftig 300 Megawatt. „Repowering“ heißt dieser Vorgang im Fachjargon.

Der Bundesverband Windenergie (BWE) rechnet damit, dass bis 2025 pro Jahr durchschnittlich 2400 Megawatt aus der jährlichen Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) fallen. Die Förderung gilt immer für 20 Jahre, danach ist Schluss. Für die Anlagenbetreiber stellt sich dann die Frage: repowern, weiterlaufen lassen oder abschalten?

Vor zwei Jahren wurden die Rahmenbedingungen für Repowering deutlich verbessert und die Genehmigungsprozesse spürbar beschleunigt. Seitdem ist die Quote laut der Fachagentur Wind an Land von 14 auf 24 Prozent pro Jahr gestiegen. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 550 Windräder in Betrieb genommen, ein Viertel durch Repowering.

Repowering

Die Nachfrage dürfte groß genug sein. 

(Foto: imago images/Joerg Boethling)

„Wir gehen zu den Windparkbetreibern, und entweder kaufen wir die Anlagen komplett oder machen das zusammen im Partnerschaftsmodell. Dann entsteht ein neuer Windpark mit neuer Genehmigung“, sagt Nextwind-Mitgründer Süß. Von den 750 Millionen Dollar sollen 500 Millionen direkt in neue Projekte fließen. Der Rest geht in das laufende Geschäft. Innerhalb von zwei bis drei Jahren wolle man sein Portfolio so auf ein Gigawatt ausbauen. 

PNE, Encavis oder WPD sind Konkurrenten für Nextwind

Potenzial gibt es genug – Wettbewerber allerdings auch. Projektplaner wie PNE, Encavis oder WPD und Juwi tummeln sich schon seit Jahren auf dem Markt und haben sich einen Namen gemacht. Und die Geschäfte laufen gut. 

Der Hamburger Windparkprojektierer Encavis verbesserte sein operatives Ergebnis infolge hoher Strompreise im vergangenen Jahr um 31 Prozent auf knapp 100 Millionen Euro. Auch im ersten Quartal 2023 liefen die Geschäfte gut. Der Gewinn lag mit 16,6 Millionen Euro immerhin 17 Prozent höher als im Vorjahr.

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Im vergangenen Jahr hatte der Krieg zwischen Russland und der Ukraine und die damit einhergehende Energiekrise für teilweise exorbitant hohe Strompreise gesorgt – sehr zur Freude der Betreiber von Wind- und Solarparks. Mittlerweile haben sich die Preise jedoch wieder beruhigt. Lag der Rekordwert im vergangenen Jahr noch bei 700 Euro die Megawattstunde, kostet dieselbe Menge Strom aktuell nur noch 88 Euro. 


Viele Betreiber von Altwindparks haben ihre Anlagen aufgrund der hohen Strompreise im vergangenen Jahr überraschend länger am Netz gelassen. Branchenteilnehmer berichten, dass deswegen viele Windparks einige Jahre länger betrieben werden als gedacht – auch wenn die Strompreise mittlerweile wieder gesunken sind. In der Regel dauert die Planung und Vorbereitung eines Windparks zwischen vier und sechs Jahre.  

Davon, dass weniger Altwindparks auf den Markt kommen als gedacht, habe man bislang nichts gemerkt, berichtet Nextwind-Mitgründer Woste. Und auch, was die Konkurrenz angehe, sei man offen. Man könne sich auch durchaus vorstellen, „mit etablierten Entwicklern zusammenzuarbeiten“, so der Energiemanager.

Die Projektarbeit soll nur der Anfang sein. Mit Solar-, Speicher- und Stromvermarktung sieht Nextwind sich schon als nächsten großen Energieversorger. Dafür müssen aber erst mal ein paar Aufträge her.

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