Wie Lauterbach Deutschland für Pharmafirmen wieder attraktiver machen will

Labor

Erste Verbesserungen für Forschende und Pharmafirmen will Lauterbach mit zwei Digitalisierungsgesetzen auf den Weg bringen, die in dieser Woche auf der Agenda der Kabinettsklausur in Meseberg stehen.

(Foto: dpa)

Berlin Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) plant umfassende Schritte, um die Bedingungen für die medizinische Forschung und für Arzneimittelhersteller in Deutschland massiv zu verbessern. „Wissenschaftler sollen sicher sein, dass sie in Deutschland die besten Voraussetzung für ihre Forschung bekommen“, sagte Lauterbach am Montag.

Noch in diesem Jahr werde er ein sogenanntes „Medizinforschungsgesetz“ vorlegen, das zu einer „umfassenden Beschleunigung von Therapiestudien“ führen soll. Lauterbach sprach von einem „Fast Track“, um Bedingungen für Studien beispielsweise im Bereich der Krebs- oder Demenzforschung zu vereinfachen.

Pharmafirmen hatten zuletzt verstärkt damit gedroht, aus Deutschland abzuwandern. Die Branche klagt über hohe Hürden für die Forschung und politisch verordnete Einschnitte.

Die Mainzer Firma Biontech kündigte beispielsweise an, ein neues Forschungszentrum in Großbritannien aufzubauen. Bayer will seinen Pharma-Fokus in die USA und nach China verlagern.

Diese Entwicklung wird auch in der Bundesregierung genauestens vernommen. Die Sorge vor einem schleichenden Bedeutungsverlust des Standorts ist groß – mit der Folge, dass Deutschland in zentralen Bereichen wie der Krebsforschung immer weiter zurückfällt.

Deutschland fällt zurück

Zuletzt wurde dies in der Coronapandemie deutlich, während der die meisten medizinischen Studien aus Israel oder Großbritannien stammten. Grund dafür sind unter anderem enorme bürokratische Hürden in Deutschland, die sich je nach Bundesland durch die zahlreichen Datenschutzbehörden und Ethikkommissionen unterscheiden können. Diese soll das von Lauterbach angekündigte Gesetz abbauen.

Bundesminister Karl Lauterbach

Der Gesundheitsminister wirbt für einen „Fast Track“, um Bedingungen für Studien zu vereinfachen.

(Foto: IMAGO/Bernd Elmenthaler)

Erste Verbesserungen für Forschende und Pharmafirmen will Lauterbach mit zwei Digitalisierungsgesetzen auf den Weg bringen, die in dieser Woche auf der Agenda der Kabinettsklausur in Meseberg stehen. Deutschland ist Studien zufolge Schlusslicht in der EU, wenn es darum geht, Gesundheitsdaten für die Industrie zur Forschung verfügbar zu machen.

Ändern soll sich dies unter anderem durch die elektronische Patientenakte, in der alle medizinischen Daten ab dem Jahr 2025 gespeichert werden, sofern der Versicherte nicht widerspricht. Diese Daten wiederum sollen in anonymisierter Form von Firmen und der Wissenschaft genutzt werden können, um beispielsweise neue Therapien oder Medikamente zu erforschen.

Dabei soll auch Künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz kommen. „Mein Wunsch ist es, dass wir KI – am besten ‚made in Germany‘ – einsetzen, um in der Entwicklung von Arzneimitteln und Medizinprodukten wieder spitze zu werden“, sagte Lauterbach.

>> Lesen Sie mehr: Pharmafirmen wollen wieder mehr in Deutschland investieren

Die Branche hingegen zeigte sich weniger optimistisch. „Punktuelle Erleichterungen bei der Forschung sind sicher ein Teil des nötigen Gesamtkonzeptes, aber sie sind für sich genommen nicht ausreichend“, sagte Han Steutel, Präsident des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa), dem Handelsblatt. Steutel nannte neben mehr Digitalisierung auch eine nachvollziehbare Erstattung von Medikamenten, schnellere Genehmigungsverfahren und „eine Steuerpolitik, die Innovationsanreize setzt“.

Mehr: Lauterbach in der Digitalisierungs-Falle – Was seine Ankündigungen taugen

source site-12