Warum die Preise so stark steigen

Düsseldorf Die Preise für Benzin und Diesel waren im August so hoch wie lange nicht mehr. Ihren vorläufigen Höhepunkt hatten sie am Montag, den 28. August, als der Preis für einen Liter Super E10 im Landesdurchschnitt bei 1,88 Euro und der Preis für einen Liter Diesel bei 1,79 Euro lag. 

Dass Sprit wieder teurer wird, hat laut Experten verschiedene Gründe. Zum einen steigt die Nachfrage mit dem Ende der Sommerferien in einigen Bundesländern. Zum anderen ist Dieselkraftstoff seit Ausbruch des Ukrainekriegs auf dem europäischen Markt ein knappes Gut. Bis dahin war Russland der größte Ölimporteur für Deutschland und Europa.

Das gilt auch für Dieselkraftstoff. Noch im Dezember vergangenen Jahres hatte die Europäische Union laut eigenen Angaben mehr als 700.000 Barrel Diesel pro Tag aus Russland importiert. Der höchste Wert seit März 2021.

Seit Februar müssen Dieselimporte aus Russland allerdings durch zusätzliche Importe aus anderen Ländern, zum Beispiel aus Asien, den USA oder dem arabischen Raum, ersetzt werden. Grund ist das Embargo der EU-Staaten auf Erdöl aus Russland. Diesel und Heizöl müssen seitdem über längere Transportwege nach Deutschland geliefert werden. Damit wächst auch die Nachfrage nach Tankschiffen, die Diesel und Heizöl nach Europa transportieren. 

„Das Problem ist, dass die Dieselausfuhren, die als Ersatz für russischen Diesel geliefert wurden, seit Juli dieses Jahres stark zurückgegangen sind. Das liegt daran, dass andere Käufer im Mittelmeerraum und Asien höhere Summen zahlen“, sagt Alexander von Gersdorff, Pressesprecher des Wirtschaftsverbandes Fuels&Energie en2x. 

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Obwohl Diesel aufgrund von Steuervorteilen im Normalfall günstiger ist als Benzin, wird der Abstand zum Benzinpreis immer kleiner. Ende Mai waren es noch mehr als 23 Cent je Liter, mittlerweile beträgt der Unterschied zu Super-E10-Benzin nur noch etwa acht Cent. „Das ist ungewöhnlich, da der Dieselkraftstoff rund 18 Cent weniger besteuert wird“, sagt von Gersdorff. 

Die angespannte Versorgungslage ist der größte Preistreiber für die Dieselkurse. Laut Gersdorff habe sich die Versorgungslage zuletzt zwar etwas entspannt, aber es werde noch etwas dauern, bis sich das an der Zapfsäule bemerkbar mache.

Auch die Benzinpreise sind in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Seit Beginn des Jahres insgesamt um acht Prozent. Die Treibstoffpreise orientieren sich in der Regel am aktuellen Rohölpreis – auch dieser hatte zuletzt zugelegt. Am 1. Juni lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent noch bei knapp über 70 US-Dollar. Im September erreichte er einen Wert von 87,45 Dollar.

Diese Preiserhöhung hängt laut Experten auch mit der Menge an gehandeltem Öl zusammen. Da hier ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist, war der Preis in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Neben der Produktionskürzung der erdölfördernden Staaten (Opec) hängt die Menge auch mit der Jahreszeit, den Lagerbeständen sowie Angebot und Nachfrage zusammen. „Die Prognose besagt, dass das Öl in den ölfördernden Ländern knappgehalten wird, was Auswirkungen auf die Benzin- und Dieselpreise in Deutschland haben könnte“, erklärt Gersdorff. 

„Marktanalysten gehen in nächster Zeit unter anderem aufgrund der angekündigten Förderpolitik der Opec eher nicht von sinkenden Rohölpreisen aus“, sagt der Pressesprecher des Wirtschaftsverbandes.

Bundeskartellamt empfiehlt Preis-Apps

Nach der Einschätzung des ADAC ist das Preisniveau für Benzin und Diesel in Deutschland allerdings deutlich zu hoch. Eine Rechtfertigung für die aktuellen Preise sei nicht ersichtlich, auch nicht vor dem Hintergrund des Rohölmarkts, teilt der Verkehrsklub mit.

„Entscheidende Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Spritpreise sind der Rohölpreis sowie der Euro-Dollar-Wechselkurs. Beides ist in einer Größenordnung, die in der Regel deutlich geringere Spritpreise ausmachen“, sagt ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh.

Eine genaue Prognose für den weiteren Preisverlauf wollen die Experten jedoch nicht geben. „Die Preise werden mindestens stabil bleiben“, glaubt Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbands freier Tankstellen. 

Angesichts hoher Spritpreise appelliert das Bundeskartellamt an Autofahrerinnen und Autofahrer, Preis-Apps zu nutzen. „Vergleichen Sie Tankstellen. Belohnen Sie diejenigen, die in der jetzigen Lage noch einigermaßen günstig sind“, sagt der Präsident der Behörde, Andreas Mundt. 

Schon 2022 waren die Preise für Benzin und Diesel auf einen Rekordwert geklettert. Damals mussten die Verbraucher im Schnitt 1,86 Euro für einen Liter Super E10 und 1,94 Euro pro Liter Diesel bezahlen. Das Benzin war damit rund 27 Cent teurer als im bisherigen Rekordjahr 2012, während der Diesel-Literpreis sogar fast 47 Cent über dem Wert von vor zehn Jahren lag.

Mehr: ADAC zieht Bilanz: Preise für Diesel und Benzin weiterhin zu hoch

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