Das Achental ist ein Hidden Champion unter den deutschen Fünf-Sterne-Hotels. In den 1950er-Jahren ein kleiner Reiterhof mit eigener Pferdezucht, in den Achtzigern zum Sporthotel umgebaut, befindet sich das Haus jetzt in der nächsten Metamorphose.
Dieter Müller und Ursula Schelle-Müller, denen auch die Hotelgruppe Motel One gehört, haben sich vor ein paar Jahren dazu entschieden, das Achental zu einem Hideaway auszubauen. Ich merke bei meinem Aufenthalt, das Ihnen das bisher schon exzellent gelungen ist.
Seit dem Umbau der Außenanlage gibt es hier einen sehr guten 18-Loch-Golfplatz, der in Bayern seinesgleichen sucht und in Deutschland sicher zu den Top Fünf gehört. In der dazugehörigen PGA-Akademie können Einsteiger die Platzreife ablegen und ambitionierte Golfer ihr Handicap verbessern.
Neben Golfspielern kommen auch professionelle Fußballspieler und Amateure gerne her – sie schätzen die sehr gut gepflegten Fußballplätze. Während meines Aufenthalts ist zum Beispiel der türkische Erstligist Besiktas Istanbul zu Gast.
Die Tennisanlage wird gerade um weitere Plätze erweitert, auch hier können Erwachsene und Kinder Trainingsstunden buchen oder an mehrtägigen Camps teilnehmen. Das Angebot ist sehr breit, lässt aber trotzdem keine Qualität. Das verrät viel darüber, mit welch hohem Anspruch das Hotel geführt wird.
Indoor- und Outdoor-Pool, Saunen und Dampfbäder breiten sich auf über 2000 Quadratmetern aus. Das Spa-Angebot ist mindestens genauso umfangreich wie das des Sportbereichs. Moor-Anwendungen, Massagen, Maniküre und Kosmetik sind nur ein paar der angebotenen Leistungen.
Bayerische Seele und viel Leidenschaft in der Führung
Das Haus ist ein echtes bayerisches Juwel – aus altem Holz gebaut, mit großen, lichtdurchfluteten Suiten und Zimmern. Das, was mich an der Außenlage begeistert, überzeugt mich auch im Inneren des Hauses: Die Räume, das Kaminzimmer, die Bibliothek und die Lounges sind weitläufig und sehr gut gepflegt.
Das Achental steht mit diesen Angeboten den besten Resorts Deutschlands, darunter das Bachmair Weissach am Tegernsee oder die Sonnenalp im Allgäu, in nichts nach. Ich spüre hier eine authentische Seele und erkenne ein klares Konzept, das von jedem der Mitarbeiter verkörpert wird.
Viele der Angestellten kenne ich bereits aus anderen hochklassigen Resorts – vom Tegernsee, aus dem Grandhotel Heiligendamm oder aus Schloss Elmau. Dem neuen Managing Director Nikolai Bloyd ist es jedenfalls in kurzer Zeit gelungen, neben vielen wiederkehrenden Gästen sehr gut ausgebildete Mitarbeiter für sein Haus zu gewinnen.
Ich nehme an, dass das an seiner Beliebtheit als Führungskraft und seinem großen Netzwerk in der Hotelszene liegt. Vier Jahre war er Chief Operating Officer der Geisel Privathotels und insgesamt acht Jahre im Schloss Elmau als Hotelmanager tätig.
Der dritte Stern ist zum Greifen nah
Das hauseigene Gourmetrestaurant es:senz wird seit 2021 vom Küchenchef und Koch des Jahres 2023, Edip Sigl, geführt. Nach nur neun Monaten durften er und sein Team sich über den zweiten Michelin-Stern freuen. Aus meiner Sicht hätten sie auch den dritten verdient. Die Küche ist einzigartig und begeistert neben den Testern auch Besucher aus entfernteren Städten wie Salzburg oder München. Kein Wunder also, dass es schwierig ist, hier kurzfristig einen Tisch zu bekommen.
In diesem Zuge muss ich auch das Frühstück erwähnen. Es gibt sechs verschiedene Lachs- und acht verschiedene Schinkensorten, frische Beeren und Obst der Saison. Alle Speisen sind liebevoll zusammengestellt. Das hauseigene Restaurant Weißer Hirsch bezieht den Honig für das tägliche Frühstücksbuffet von der eigenen Imkerei.
Das Ziel der Küche wird hier schnell klar und gelingt ausgezeichnet: Gerichte auf den Tisch zu bringen, die aus so vielen lokalen Lebensmitteln bestehen wie nur möglich. Die Fische sind aus den umliegenden Seen, das Wild aus den Jagdgebieten der Region und das Gemüse von den hier ansässigen Bauern.
Ich bin gespannt, welche Gipfel des Erfolgs das Achental noch erklimmen wird, wenn alle geplanten Ausbauten umgesetzt sind. „Die 101 Besten“ werden es im nächsten Frühjahr jedenfalls genau beobachten.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet)
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps
Herrenchiemsee: Herrenchiemsee ist bekannt für sein prächtiges Schloss, das von König Ludwig II. erbaut wurde. Um den großen Touristenmengen zu entgehen, besuchen Sie das Schloss am besten am frühen Morgen oder während der Nebensaison. In Herrenchiemsee finden außerdem regelmäßig Festspiele statt, die sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Kulturereignisse der Region entwickelt haben.
Waginger See statt Chiemsee: Der Waginger See ist weniger bekannt als der Chiemsee, aber genauso schön. Er bietet Gelegenheiten zum Schwimmen, Bootfahren oder Entspannen und ist weniger überlaufen als der Chiemsee.
Natur hautnah im Nationalpark Berchtesgaden: Obwohl Berchtesgaden nicht direkt zum Chiemgau gehört, ist die Region nur eine kurze Autofahrt entfernt. Der Nationalpark bietet eine atemberaubende Berglandschaft, Wanderwege und viele Möglichkeiten, die bayerische Tierwelt zu beobachten.
Über den Autor: Als früherer Grandhotelier und Betreiber der Reiseplattform Travelgrand.ch ist Carsten K. Rath Globetrotter von Berufs wegen. Sämtliche Hotels, über die er für das Handelsblatt schreibt, bereist er auf eigene Rechnung.
Rath ist Ideengeber des Rankings „Die 101 besten Hotels Deutschlands“, zu dessen Partnern auch das Handelsblatt gehört. Rath ist zudem Autor des Buchs zum Ranking, Co-Autor ist Michael Raschke (Handelsblatt).
Carsten K. Rath, Michael Raschke: Die 101 besten Hotels Deutschlands 2022/23.
Institute for Service- and Leadership Excellence AG/Handelsblatt
594 Seiten
39,90 Euro
ISBN: 978-3033094574
Mehr: Das macht die 101 besten Hotels Deutschlands so erfolgreich