Versicherern drohen höhere Schäden durch Naturkatastrophen

Zwei Jahre nach der Flut im Ahrtal

Viele Versicherer verfügten zu dem Zeitpunkt über einen umfassenden Rückversicherungsschutz.

(Foto: dpa)

Frankfurt Wegen starker Prämienanstiege konnten viele europäische Versicherer 2023 weniger Rückversicherungsschutz einkaufen als in den Jahren zuvor. Im Fall einer Naturkatastrophe müssen sie daher nun einen höheren Teil der Schadenkosten selbst tragen. Das könnte vor allem die Ergebnisse von regional tätigen Versicherern stärker belasten, warnt die Ratingagentur Moody’s in einer aktuellen Studie. 

Große, international tätige Konzern wie Allianz, Axa und Zurich seien besser aufgestellt. Sie hätten ihre Deckungen in risikobehafteten Regionen oder Geschäftssparten reduziert und seien in andere Märkte expandiert. 

Künftig dürften die Gewinne vieler Versicherer stärker schwanken – je nachdem, ob sie von Naturkatastrophen getroffen werden oder nicht. Laut Moody’s haben die meisten Anbieter ihre Budgets für Rückversicherungsschutz zum Jahreswechsel beibehalten. Wegen der Prämienanstiege müssen daher Versicherer deutlich mehr Risiko selbst tragen, zum Teil im zweistelligen Prozentbereich.

Für Großereignisse, die sehr selten auftreten, haben die Versicherer demnach zwar weiterhin umfassenden Rückversicherungsschutz gekauft, waren aber bei kleineren und mittelgroßen Naturkatastrophen deutlich zurückhaltender. Die Ratingagentur schätzt, dass die Versicherer bei Ereignissen, die laut Statistik nur alle 100 Jahre auftreten, im Schnitt zehn Prozent mehr der Schadenkosten in den Büchern behalten haben als noch im vergangenen Jahr.

Manche Versicherer tragen deutlich mehr Risiken selbst

Bei Ereignissen, die alle zehn Jahre auftreten, seien es durchschnittlich zehn bis 15 Prozent. Moody’s macht dabei deutliche Unterschiede bei den einzelnen Versicherern aus. Manche Anbieter hätten sich sogar entschlossen, über 20 Prozent mehr Risiken zu tragen als zuvor.

Was das konkret bedeutet, zeigt sich an diesen Beispielrechnungen: Die Hagelstürme im Jahr 2022 würden die französischen Versicherer unter den heutigen Umständen 700 Millionen Euro mehr kosten. Für die Flut im Ahrtal im Jahr 2021 müssten die deutschen Versicherer 800 Millionen Euro mehr selbst zahlen als mit dem vorher üblichen Rückversicherungsschutz. 

Zugute kommt ihnen, dass der Versichererverband GDV bislang in diesem Jahr leicht unterdurchschnittliche Naturgefahrenschäden erwartet. Die Prognose liegt bei einem Aufwand von rund vier Milliarden Euro. Weitere große Unwetter können solche Vorhersagen aber schnell zunichte machen. 

Um die großen europäischen Konzerne, also Allianz, Axa und Zurich, macht sich Moody’s in dem Zusammenhang wenig Sorgen. Die Versicherer hätten zuletzt ihrerseits Preiserhöhungen bei den Kunden durchsetzen können, ihr Geschäft geografisch besser verteilt und sich aus besonders risikobehafteten Regionen teilweise zurückgezogen. Axa hat zudem seine eigene Tätigkeit als Rückversicherer reduziert und nimmt weniger Naturkatastrophenrisiken in die Bücher.

Größere Schwierigkeiten sehen die Analysten bei Versicherern, die nur in einer oder zwei Regionen tätig sind. Konkrete Namen nennen sie allerdings nicht. Diese Versicherer könnten ihr Geschäft nicht einfach zurückfahren, weil sie sonst wichtige Prämieneinnahmen und Marktanteile verlieren würden. Auch sie könnten zwar versuchen, höhere Preise von ihren Kunden zu verlangen. Im aktuell schwierigen konjunkturellen Umfeld sei das aber nicht einfach.

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