US-Regierung will China-Investitionsbeschränkungen vorstellen

Joe Biden bei der Ankunft in Albuquerque

Der US-Präsident will am Mittwoch in der Stadt in New Mexico eine Rede zur seiner Wirtschaftsstrategie halten.

(Foto: Reuters)

New York Das Weiße Haus will am Mittwoch Beschränkungen für US-Investments in ausgewählten chinesischen Sektoren vorstellen. Das berichtet die gewöhnlich gut informierte „New York Times“ am späten Dienstagabend (Ortszeit).

Die US-Regierung sorgt sich wegen chinesischer Fortschritte in Hochtechnologiebereichen und will verhindern, dass entsprechende Forschung mit amerikanischen Geldern vorangetrieben wird und Know-how nach Fernost abfließt. Dabei geht es um Sektoren wie Künstliche Intelligenz (KI), Quanten-Computing und fortgeschrittene Halbleiter.

Aus diesem Grund will sie am Mittwoch dem Bericht zufolge eine Liste von chinesischen Industriebereichen vorlegen, in denen US-Wagniskapitalgeber und andere Finanzhäuser nicht mehr oder nur noch unter Auflagen investieren dürfen. Der Schritt diene dem Schutz der nationalen Sicherheit, heißt es in Washington. Kritiker fürchten, dass ein neuer Handelskrieg mit Peking ausbrechen könne.

Die „New York Times“ beruft sich auf mehrere Regierungsinsider. Das Weiße Haus lehnte einen Kommentar am Abend ab. Die meisten Investitionen, die von der Verordnung erfasst werden, müssten künftig der US-Regierung gemeldet werden. Einige Transaktionen würden ganz untersagt, heißt es.

Erwartet wird, dass eine entsprechende Verordnung nicht sofort in Kraft tritt. Vielmehr dürfte die US-Regierung Interessenvertreter des Silicon Valley und der Wall Street um Kommentare bitten und sich auch mit ihren Verbündeten beratschlagen.

Europa unter Zugzwang

Die Vorstellung der Investitionsbeschränkungen war lange erwartet worden. Die Pläne waren im vergangenen Monat auch Thema beim Treffen von US-Finanzministerin Janet Yellen mit chinesischen Regierungsmitgliedern.

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Die Verordnung fülle „eine Lücke in unserem derzeitigen System“, sagte Cordell Hull, Ex-Spitzenbeamter des US-Handelsministeriums, vergangene Woche der Agentur Reuters. Bereits heute bestünden Verbote beim Technologieexport und bei chinesischen Investments in sensible US-Unternehmen. Nun werde eine Lücke geschlossen, was Kapitalströme und Know-how-Transfers von den USA nach China angehe.

US-Regierungsvertreter hatten in den vergangenen Monaten betont, dass sich die geplanten Investitionsbeschränkungen auf einige wenige Sektoren beschränken würden, die das chinesische Militär oder chinesische Überwachsungsorgane unterstützten.

Da US-Investments nur einen kleinen Teil der globalen Investments in der Volksrepublik ausmachen, hatten US-Beamte in den vergangenen Monaten versucht, Verbündete zu eigenen Beschränkungen zu ermutigen. Diese waren etwa Thema beim G7-Treffen in Japan im Mai. Laut US-Medienberichten drängt seitdem etwa EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf eigene europäische Maßnahmen.

Neue Spannungen befürchtet

Bis vor Kurzem hatte die US-Regierung die Finanzströme zwischen den USA und China weitgehend unberührt gelassen. Noch vor wenigen Jahren hatten sich US-Politiker für eine Öffnung des chinesischen Finanzmarkts für US-Banken eingesetzt. In den letzten Jahren sind die US-chinesischen Geldströme aufgrund der geopolitischen Spannungen jedoch bereits gesunken. Chinas schnell wachsender Tech-Sektor blieb für US-Investoren gleichwohl attraktiv.

Die Maßnahmen könnten den Wirtschaftskonflikt mit China weiter anheizen – und den Boden für weitere Beschränkungen bereiten, wie Kritiker befürchten. Befürworter der Maßnahme, darunter Republikaner im Kongress, kritisierten bereits, dass die Beschränkungen zu lange auf sich warten ließen und voraussichtlich nicht weit genug gingen.

Bereits in der vergangenen Woche erklärte ein Sprecher der chinesischen Botschaft in Washington, die USA politisierten häufig „Technologie- und Handelsfragen und benutzen sie als Werkzeug und Waffe im Namen der nationalen Sicherheit“.

Die chinesische Regierung beschränkt seit Langem ausgewählte Auslandsinvestitionen von Einzelpersonen und Unternehmen.

US-Präsident Joe Biden will am Mittwoch in Albuquerque, New Mexico, eine Rede zu seiner Wirtschaftspolitik („Bidenomics“) halten. In dieser Rede könnte Biden auch die neuen Beschränkungen ankündigen.

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